𝒆𝒊𝒏𝒔

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Deine Persönlichkeit bildet sich dem entsprechend wie du erzogen wurdest. Deine Erziehungsberechtigen hassen jemanden, dann hasst du ihn automatisch auch. 

Wenn wir klein sind, haben wir keine eigenen Meinungen, da wir immer daraus auf sind, gemocht zu werden. Wir gucken das Verhalten unserer Geschwister ab und achten auf jede Belohnung die wir kriegen können. 

Schon als kleines Kind wurde ich von meinen Eltern mitgeschleppt zu ihren Veranstaltungen und ich ließ es sogar zu, denn wann immer ich mit kam bekam ich am Ende des Tages einen Wunsch frei.

 Diesmal war es jedoch etwas anders. Meine schwitzigen Händen wusch ich alle paar Sekunden an meinem Kleid ab. 

Es war nämlich diesmal nicht einfach eine Veranstaltung, an der wir zu jemanden fahren und es uns einfach gut tun. Diesmal wurde die Veranstaltung bei uns gefeiert. 

Naja fast. 

Da wir kein Platz für eine Veranstaltung haben, haben wir die Veranstaltung in eine Halle verschoben. 

Die Halle war mittel groß, sie hatte große Fenster die von der Decke bis zum Boden reichten und die Tische waren mit Blautönen dekoriert wurden. Das war das Motto dieser Veranstaltung. All-in-blue. 

Dazu passend trug ich natürlich auch ein hellblaues Abendkleid, welches gerade runter fiel und einen kleinen Schlitz am Bein hatte. Meine schwarzen Haare hatten sogar blau gefärbte Spitzen, die gut hervor stachen. 

Es dauerte nicht mehr lange, bis auch schon die ersten Gäste eintraten. Ich sah zu wie meine Eltern alle Gäste an der Tür abfingen und begrüßten. Ein paar kamen auch zu mir um mich zu begrüßen, andere ignorierten mich einfach. 

Eine Sache die niemand wirklich wusste war, dass meine Eltern niemanden in diesem Raum wirklich mochten. Jetzt tun sie zwar wie beste Freunde, doch am Abend werden meine Ohren von ihren Rumgejammere weh tun. 

Ich stand weiterhin am Buffe wo ich hier und da mal eine Traube aß. Nachdem alle da waren, gingen meine Eltern herum. Sie sprachen hier und da mit bekannten so wie neue Menschen. 

Die Sicht wurde mir versperrt, als sich eine breite Figur vor mir stellte. Als ich hinauf sah, erkannte ich niemanden anderen als Mr. Finlay.

 Seine blonden lange Haare, die schon anfingen weiß zu werden, waren gegelt zurück gekämmt. Er trug einen normalen schwarzen Anzug, der nichts besonderes war. 

,,Raina Volkov" grinste er mich an. Seine Hände gingen in seine Hosentasche als seine Augen mich gut betrachteten. ,,Du bist wirklich groß geworden." 

Ich seufzte als ich kurz zum Boden sah. ,,Das passiert nun mal wenn man älter wird" sagte ich. Meine Augen sahen wieder hoch in sein Gesicht, das noch immer sein bekanntes grinsen hatte.

 ,,Das Angebot steht-" - ,,Ich brauch es nicht" unterbrach ich ihn. Ich richtete mich auf und hob meinen Kopf hoch. 

Mr. Finlay war gerade dabei etwas zu sagen als er wieder unterbrochen wurde. ,,Mr. Finlay!" Die sarkastische Stimme von Jovan erklang als er seinen Arm um meine Schulter legte. ,,Sind sie alt geworden!" scherzte er. 

,,Jovan Volkov, wie ich sehe veränderst du dich wirklich zu deinem Vater" säuselte Mr. Finlay. Jovan spannte sich etwas an, behielt sein selbstsicheres grinsen jedoch. 

Es dauerte keine zehn Sekunden, als ich auch schon Myrens Erscheinung neben mir spürte. Meine Schwester hielt ein Sektglas in der Hand während sie Mr. Finlay mit ihren Blicken versuchte zu töten. 

,,Die Volkov Geschwister wie immer auf einem Haufen" lachte Mr. Finlay. Man merkte sofort wie gezwungen sein lachen klang. Er sah uns einzeln an bevor er bei mir stehen blieb und mir versuchte mit den Augen was zu sagen. 

,,Sie wissen doch, Sie werden nie einen ohne den anderen sehen" provozierte Jovan. Er erwartete keine Antwort von ihm, sondern eher, dass Mr. Finlay ging. 

Und das tat er auch, nachdem er noch einmal zu mir blickte. Wir drei verfolgten ihn mit unseren Augen bis er in der Menge verschwand. 

Jovan atmete beruhigend aus und nahm seinen Arm von meiner Schulter um sein weißes Anzugshirt glatt zu streichen. 

,,Ein alter Sack weniger" seufzte Myren die an ihrem Sekt nippte. Sie war die älteste von uns. Dann kam Jovan und als letztes ich. 

,,Wenn er stirbt werde ich jedenfalls nicht weinen" murrte Jovan. Myren und ich stimmten ihm nickend zu. 

Mr. Finlay ist der einzige von allen hier, der jemals schon bei uns zu Besuch war Er war anscheinend ein entfernter Verwandte von unserem Vater. Mehr wussten wir jedoch auch nicht von ihm. 

Ich seufzte während ich auf meine Armbanduhr blickte. Es war gerade mal 18 Uhr. ,,Die Nacht hat erst angefangen.." 

Jovan nickte nachdenklich als er zu Decke blickte. Wir drei sahen uns fast alle ähnlich. Wir hatten die selben schwarzen locken und die selben goldenen Augen. Es hieß, dass Gold in unserem Blut floss. So meinte es jedenfalls unser Vater. 

Als die Tür der Halle sich wieder öffnete sah ich ruckartig zu dieser. Ein Mann mit braunen dunklen Haaren, stechend blauen Augen und einem Hochwertigen Anzug kam mit einer Frau mit blonden Haaren in einem gelben Kleid herein. 

Es waren niemand anderes als Mikael und Cecilia Santo. Ihre Hand umfasste seinen Arm während sie lächelnd durch die Tür traten. Alle sahen nun zu ihnen rüber. 

,,Was machen die hier?" Fragte Jovan uns verwirrt. ,,Ich habe keine Ahnung..." antwortete ich ihm Kopfschüttelnd. 

Wenn es eine Familie gibt, die unsere Eltern komplett verachten, ist es die Santo Familie. Es war hier allen klar, dass sie nicht eingeladen wurden. Doch so wie man die Santos kennt, mögen sie es einen dramatischen Auftritt zu hinterlasse. Sie waren gut. Fast schon zu gut.

𝐑𝐀𝐈𝐍𝐀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt