Chapter 44

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Wincent 

Ich werde vom Geräusch des strömenden Regens geweckt. Als ich ein Blick auf mein Handy werfe, sehe ich, dass es erst halb acht ist. Ich lege mein Handy wieder weg und drehe mich noch einmal um. So sehr ich es auch versuche, ich kann beim Besten Willen nicht mehr einschlafen. Also entscheide ich mich, aufzustehen. Ich laufe müde ins Bad und ziehe meinen Pyjama aus. Ich drehe die Dusche auf und im nächsten Moment spüre ich, wie das heiße Wasser auf meinen Körper trifft. Munter steige ich aus der Dusche und hülle mich in ein Handtuch. Ich ziehe mir meine Klamotten an und richte mir die Haare vor dem Spiegel.
Fabian ist noch nicht wach, als ich in die Küche komme. So kann ich vermeiden, ihn sehnsüchtig anzustarren. Es hat sich hier nichts geändert, seitdem ich ausgezogen bin, deshalb weiß ich, wo ich das finde, was ich suche.

Fabian

Ich werde von dem Geruch von Kaffee geweckt. Kurz darauf höre ich klapperndes Geschirr, was mich darauf hinweist, dass Wincent schon wach ist. Ich gehe zu meinem Kleiderschrank und nehme mir frische Kleidung. Danach öffne ich leise meine Tür, mit der Absicht, unbemerkt ins Badezimmer zu schleichen. Dort entkleide ich mich und gönne mir eine Dusche. Wenig später hülle ich mich in ein kuscheliges Handtuch und ziehe mir frische Sachen an.
Ich gehe in die Küche, wo Wincent am Tisch sitzt und Zeitung liest. "Morgen", sage ich knapp und lasse mich auf den Platz gegenüber von ihm fallen. "Guten Morgen, gut geschlafen?", fragt er gut gelaunt. "Hm. Ging schon.", antworte ich knapp. Ich nehme mir ein Brötchen und schneide es auf. Als nächstes bestreiche ich es mit Marmelade. Das Frühstück verläuft schweigend. 

Nach dem Frühstück räumen wir gemeinsam den Tisch ab. Wincent geht in sein Zimmer und kommt kurz darauf mit seinem Koffer wieder raus. "Ich mach los.", sagt er. "Warte, du hast eine lange Fahrt vor dir", antworte ich, gehe in die Küche und hole eine große Flasche zu Trinken und eine Brotbox, "Ich hab dir hier etwas für die Fahrt gemacht." "Danke.", sagt er und nimmt mir die Flasche mit der Box aus der Hand. Er tritt aus der Tür und stellt seine Tasche noch mal ab, dreht sich zu mir um und kommt auf mich zu. Er breitet seine Arme aus und will mich umarmen. Ich zögere kurz, umarme ihn dann aber doch. Sofort umhüllt mich sein bekannter Duft. Auf einmal kommen mir alle Erinnerungen wieder in den Kopf. Ich löse mich aus der Umarmung und sage: "Tschüss Wincent" "Tschüss", er blickt mir noch einen Moment in die Augen und dann geht er. 

Wincent

Ich sitze im Auto und verlasse gerade die Einfahrt. Warum habe ich ihm nicht gesagt, was ich will? Stattdessen bin ich jetzt hier, allein und unglücklich. In den zwei Tagen in der WG habe ich gespürt, dass wir beide noch etwas für den anderen empfinden. Wir hätten nur miteinander reden müssen. Aber wir waren beide zu feige dafür. Ich wähle die Nummer meiner Mutter. "Hey Großer. Wie geht's dir? Warum rufst du an?" "Hey Mama, ich bin gerade in München losgefahren und jetzt auf dem Weg zu euch.", sage ich. "Okay. Super, Shayenne und ich freuen uns schon auf dich." "Ich freue mich auch auf euch. Bis später.", antworte ich mit einem Lächeln. Eine halbe Stunde später halte ich an einer Tankstelle. Während der Tankwart mein Auto volltankt, gehe ich hinein, nehme mir einen hübschen Blumenstrauß und bezahle.

Vier Stunden später fahre ich von der Autobahn ab und in meinen Heimatort. Ich biege in unsere Straße und bringe das Auto zum Stehen. Die Tür wird aufgerissen und Shayenne springt heraus. "Wincent", ruft sie und rennt auf mich zu. Ich schließe sie in meine Arme. "Ich habe dich vermisst.", sagt sie. "Ich dich auch.", antworte ich und gebe ihr einen Kuss auf den Scheitel. Ich nehme meine Tasche und wir gehen gemeinsam ins Haus. "Na mein Großer, wie war die Fahrt?", begrüßt mich meine Mutter und schließt mich ebenfalls in die Arme. "Gut, danke. Ich habe dir etwas mitgebracht.", sage ich und drücke ihr die Blumen in die Hand. Sie bedankt sich und wir gehen in die Küche, wo der Kaffee schon fertig ist. Wir setzen uns, essen Kuchen und trinken Kaffee. Währenddessen erzählt Shayenne von der Schule. Ich versuche, ihr aufmerksam zuzuhören, jedoch bin ich mit meinen Gedanken ganz wo anders. Meine Mutter wirft mir immer wieder mitleidige Blicke zu und streichelt über meine Hand. 

Es ist schon spät geworden, doch wir sitzen immer noch hier und reden miteinander, weil es viel zu erzählen gibt, da wir uns lange nicht gesehen haben. Ich höre nur noch mit halben Ohr zu, da ich extrem müde bin von der anstrengenden Fahrt. "Sorry, aber ich bin müde. Ich gehe schlafen.", sage ich und gehe die Treppen hoch in mein Zimmer, wo ich mich in mein Bett fallen lasse.

Wg Liebe (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt