Kapitel 18

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Klirr. Ich schoss aus meinem Bett hoch. Selbstwenn irgendwer vorgehabt hätte mich zu attackieren, wäre das keine große Hilfe gewesen. Meine Bettdecke versperrte mir erfolgreich die Sicht. Sobald ich diese von meinem Sichtfeld nahm sah ich Jenna. Sie hob einige Scherben vom Boden auf, während Wasser auf ihren Kopf tropfte. „Tut mir leid, Lizzi", sagte sie, „Ich wollte dich nicht wecken. Schlaf einfach weiter. Es ist erst sieben." „Warum bist du dann schon wach?", fragte ich sie. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie am Wochenende auch mal früher wach war als ich, doch normalerweise schlief sie mindestens bis zehn. Ich stand jetzt auf und holte ein Handtuch um das Wasser aufzuwischen. Der Morgen verlief sehr still. Ich machte ein paar Schulsachen und überlegte mir, was ich die nächste Zeit machen könnte. Ich kam bei beiden Dingen nicht sehr weit. Ich glaube Jenna hatte wirklich versucht ruhig zu bleiben, doch sie konnte nicht länger als drei Minuten sitzen, ohne wieder aufzustehen und durch den Raum zu laufen. Ich wusste das heute irgendetwas besonderes war, aber mir viel einfach nicht ein was. Es war zum Durchdrehen. Jetzt saß ich auf meinem Schreibtischstuhl, während ich mich langsam um mich selbst drehte. Ich starrte einfach nur die Decke über mir an. Mir viel einfach nichts ein was heute besonderes sein könnte, also würde ich wohl hoffen müssen das es mir später wieder einfiel. „Komm Lizzi, wir wollten uns mit Axar zum Frühstück treffen", sie zog mich aus dem Stuhl und hinter sich her. Ich lief ihr nach, ich hatte ja auch keine Wahl. Ich bekam nicht richtig mit wie wir durch die verwinkelten Gänge und Stockwerke der Schule liefen. Ich bekam auch nicht mit wie wir in der Hallen ankamen. Ich dachte die ganze Zeit darüber was ich vergessen hatte. Wirklich anwesend war ich erst wieder, als Axar vor meinem Gesicht herumfuchtelte. „Huh?" Ich ließ den letzten Bissen meines Brötchens fallen. „Ich hab dich gefragt ob du mitkommst, in den Gemeinschaftsraum, oder ob du noch etwas essen willst. Was ist denn los mit dir, sonst bist du doch nie so abwesend", sagte er. Ich wurde rot. Ich hatte kein einziges Wort gehört, trotzdem antwortete ich: „Ja klar ich komm mit" Jenna war wieder ganz still. Normalerweise hatte sie immer unglaublich viel zu erzählen. Und das obwohl wir fast immer gemeinsam unterwegs waren. Beinahe unheimlich. „Freust du dich schon auf dein Spiel heute?", fragte Axar Jenna. Natürlich das Magieballspiel! Wie hatte ich das nur vergessen können! „Ja klar", Jennas Antwort klang nicht sonderlich motiviert. Sie wirkte gestresst: „Es könnte ja nur sein das ich versage und wir dann verlieren. Und dann hassen mich alle und ich kann mich nie wieder beim Team blicken lassen. Und..."

„Stopp! Jenna atme, steigere dich nicht rein." Ich versuchte sie zu beruhigen. Ich hob meine Hände nach oben um zu signalisieren, dass sie einatmen sollte, dann ließ ich sie wieder runter. Glücklicherweise begriff sie. Ihr Atem wurde langsamer und ihre Augen wirkten weniger gehetzt. Es dauerte ein wenig, aber es funktionierte. „Gut", sagte ich, „und jetzt. Niemand wird dich hassen. Es ist nur ein Spiel, und außerdem ist es dein erstes. Dich dafür zu hassen wäre dumm, und echt fies."

„Es ist auch unwahrscheinlich, dass sie dich dafür verantwortlich und aus dem Team werfen würden"

„Keine Hilfe Axar", flüsterte ich ihm zu.

„Doch 'ne mega Hilfe...danke"

Ich war erst einmal so nah an dem Spielfeld der Schule gewesen. Wieder wirkte es unglaublich. Es war kein Stadion und auch keine einfache mit Gras bewachsene Fläche. Ab besten könnte man es wohl mit einem Mittelalterlichen Turnierplatz vergleichen. Der Platz war Oval und mit plattgetretener Erde gefüllt. Außenherum waren Holzbank gezogen, auf die wir uns dann setzten würden. Es gab zwischendurch auch kleine Türmchen, die mit karierten Stoffen überzogen waren. Sie lagen ein wenig weiter oben, damit man einen besseren Ausblick auf das Geschehen haben würde. Überall tummelten sich Schüler, die versuchten die guten Plätze zu bekommen. Aber niemand wollte sich in die erste Reihe setzten. Irgendwie kam mir das merkwürdig vor, aber ich hatte auch keine wirkliche Ahnung von dem Spiel, denn obwohl meine Familie dieses Spiel gerne verfolgte, hatte ich nie wirkliches Interesse am Sport gezeigt. „Ich glaube wir sollten uns weiter nach hinten setzen", rief Axar mir durch die Menge zu. „Aber das ergibt doch garkeinen Sinn. Die erste Reihe ist komplett frei. Da sehen wir doch dann mehr, " meinte ich. „Glaub mir", antwortete Axar, „Du willst nicht in die erste Reihe. Unter keinen Umständen." Er sah mich so ernst an, dass ich ihm nicht wiedersprach. Wir saßen jetzt in der letzten Reihe. Und trotzdem war es hier sehr voll. Nur ein kleiner Turm war noch nicht ganz besetzt. Vermutlich lag es daran, dass dort die Lehrer saßen. Wir mussten nicht sehr lange warten bis die Spieler der Unity auf das Feld liefen. Sie waren allesamt recht groß und nach den Gerüchten, die durch die Schule zogen, nahmen sie wohl auch nicht sehr viel Rücksicht auf die gegnerischen Spieler. Und vielleicht lag es nur daran, aber ich fand sie sahen alle ein wenig unhöflich aus. Sie trugen blaue Trikots und schwarze Hosen, beides mit einem kleinen gelben U an der rechten Seite. Sie hatten auch gelbe Streifen an den Wangen oder auf der Stirn und blickten ein wenig grimmig drein, während unsere Mannschaft auch auf das Feld kam. Sie liefen alle nebeneinander in einer Reihe, der Kapitän lief in der Mitte. Jenna links neben ihm. Während sich die Kapitäne die Hände gaben, sie schienen sich eher gegenseitig verletzen zu wollen, tippelte Jenna nervös mit dem Fuß. Ich hatte ihr gegenüber so getan als wäre das schlimmste was passieren konnte eine Niederlage, ich hatte es für unwahrscheinlich gehalten, dass sie sich verletzte, aber jetzt glaubte ich das es noch um einiges schlimmere Dinge gab die ihr passieren konnten.

Die Spieler stellten sich auf ihre Plätze und dann begann das spiel. Es war so viel schneller als ich erwartet hatte. Der Puchu wurde immer wieder zwischen den Spielern hin und her gepasst und jetzt war schon jemand von den Gegnern auf der Höhe um zu punkten. Mia wehrte ab. Jetzt hatte Jenna den Ball und sie rannte auf das Tor der Unity zu. Zwei Spieler versperrten ihr den weg und sie warf den Ball über ihren Kopf nach hinten ohne zu schauen ob jemand da war. Vincent schnappte sich den Ball, jetzt passten die beiden hin und her, als der Puchu anfing zu brennen. Ich hätte mich wahrscheinlich so erschreckt das ich ihn hätte fallen lassen. Aber die beiden spielten einfach weiter, ihre Hände verbrannten nicht, eine Besonderheit des Feuerzaubers für den Spielball. Jetzt hatten sie die Chance zu punkten. Jenna blieb plötzlich stehen und warf den Ball nach links, aber dort stand niemand. Ein bulliger Spieler mit der Nummer vier versuchte an den Ball zu kommen. Manson warf sich davor und rollte sich ab. Er hatte jetzt denn Ball und bevor ich merkte was eigentlich genau passiert war hatte er geworfen. Eine Stimme, von der ich weder wusste wem sie gehörte noch woher sie kam rief: „3 zu 0!" Und es ging für die Spieler wieder an ihre Startpositionen.

Es ging wieder von vorne los, die Gegner hatten den Ball und versuchten an Mias Verteidigung vorbei zu kommen, aber sie hielt dagegen und fing jeden Ball. Mit jedem Punkt der gemacht wurde aktivierten sich mehr Fallen und Hindernisse. Der Ball brannte immer öfter und löschte sich von selbst. Jenna warf den Puchu. „14 zu 12", sagte die Stimme. Die Zuschauer waren aufgeregt. Jennas Wurf hatte den Punktestand zu unseren Gunsten wieder gedreht. Noch neun Punkte. Neun und dann hätten wir gewonnen. Aber es blieb nicht mehr viel Zeit bis Punkte abgezogen werden würden. Sie alle rannten über das Spielfeld während die Menge tobte. Eine Ranke band sich um den Fuß von Manson und er ließ den Ball fallen, aber Jenna war zur Stelle und rannte. Ich wusste, dass sie schnell war, aber neben ihr wirkten die anderen recht langsam. Ein Wurf und der Hüter der Untiy hatte jetzt den Ball. Ein pass zur drei, einer zur fünf und es stand 14 zu 15. Unsere Tribüne buhte während die anderen johlten und ihre Spieler weiter anfeuerten. „Jetzt haben sie noch sieben Minuten um zu gewinnen", sagte Axar. Seine Augen waren auf das Spielfeld fixiert und bewegten sich mit jedem Zug hinter dem Ball her. Immer weiter warfen sich Manson und Vincent den Ball zu als einer der Gegner die beiden kurz vor dem Wurf aufhielt, indem der Vincent umrannte, obwohl Manson den Ball hatte. „Das war ein Foul!", schrie Axar wütend. Ich erschrak und das lag nicht nur an seiner extremen Lautstärke, die man sonst nicht von ihm gewohnt war. Sondern auch daran dass ich überhaupt nicht gewusst hatte, dass er sich mit diesem Sport auskannte. Eine Pfeife ertönte. Freiwurf für Vincent. Alles wurde still, vorher hatte keine einzige Sekunde absolute Stille geherrscht. Vincent musste jetzt ganzschön unter Druck stehen, denn alle schauten ihn an. Ich glaube, ich wäre abgehauen, oder aber hätte nicht getroffen, das war wohl wahrscheinlicher. Vincent zog seinen Arm nach hinten, es schien sich alles in Zeitlupe abzuspielen. Er warf und die Hölle brach los. Erst schossen Seile aus dem Boden hervor und für alle anderen war das eine Art Zeichen um los zu rennen. Ich wusste nicht einmal mehr wo der Ball war, ich fragte mich wie die Spieler , die ja einen schlechteren Winkel auf das geschehen hatten, überhaupt noch etwas richtig erkennen konnten, weil gerade das gesamte Feld geflutet wurde. Das erklärte mir aber wenigstens warum sich niemand in die erste Reihe setzen wollte. „17 zu 15", sagte die Stimme. Ich hatte überhaupt nichts erkannt. Die Schüler der Unity buhten unsere Spieler aus, als sich das Wasser verzog und das Spielfeld wieder sichtbar wurde. Noch vier Minuten und ihnen fehlten sechs Punkte. „Kommt schon", flüsterte ich. In der johlenden Menge hörte mich natürlich niemand. Ich war beeindruckt davon wie schnell die nächsten Minuten gespielt wurde. Der Spielstand wechselte immer wieder. 17 zu 16, dann 18 zu 19, und endlich: „21 zu 19" Nur noch ein drei Punkte Wurf, dann hatten sie gewonnen! Jenna hatte jetzt den Ball ein pass zu Manson, Rückpass zu Jenna, Einmal über ihre Schulter zu Vincent und wieder zu Jenna. Sie warf. Der Ball prallte am mental ab. Sie schaffte es haarscharf den Ball nochmal zu fangen. Ein erneuter Wurf und- Es dröhnte... die Zeitspanne war um, aber Jennas Wurf zählte. „24 zu 19" verkündete die Stimme. Gewonnen. Sie hatten Gewonnen!

Die Magischen ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt