Kapitel 8

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Jennas Magieballtrainig nahm sie jetzt häufig in Anspruch. Sie trainierte vier Tage die Woche und die restliche Zeit verbrachte sie meist mit den Hausaufgaben. Und da jetzt die Prüfungen für das erst Drittel des Unterrichtes stattfanden, hatten sowieso alle immer viel zu tun als sonst. Es gab so viel mehr Hausaufgaben als sonst zu erledigen und es war schwierig überhaupt noch Zeit für andere Dinge zu finden. Die Stunden, die nicht mit lernen oder Training vollgestopft waren verbrachten wir draußen. Es war zwar mittlerweile kälter geworden und meistens bewölkt, aber der Herbst war trotzdem eine wundervolle Jahreszeit.

Wir gingen Richtung See, er war mittlerweile eine Art Stammplatz für viele Schüler. Doch die meisten gingen nie in das kleine Waldstück am See. Es gab so etwas wie eine unausgesprochene Regel unter ihnen, an die sich fast jeder hielt. Niemals, unter keinen Umständen in den Wald zu gehen. Aber ich kannte mich schon immer gut mit magischen Wesen aus, da diese die einzigen Gründe waren sich von dem Wald fernzuhalten, war er für mich ungefährlich. Und abgesehen von den Irrlichtern gingen die meisten einem auch aus dem Weg.

Wir gingen den Bach, der zum See führte, ein kleines Stück hinauf. Hier gab es eine wunderschöne Lichtung zwischen den Bäumen, die mit ihren großen Stämmen recht nah aneinander standen. Man konnte an den Bäumen zwar nicht vorbei, aber es gab ein Mondtor durch das man gehen konnte. Es war aus alten und schon mit Moos bewachsenen Steinplatten gebaut. Efeu wand sich an den stützen hoch und sorgte dafür, dass es stehen blieb.

Wir gingen darunter durch. Die Lichtung war hell aber nicht so hell das es blendete. Die Sonne, die sich heute entschieden hinter den Wolken hervor zu kommen und schien durch das dichte Blätterdach, sodass der Boden mit den Schatten der Blätter gesprenkelt war.

Hier gab es keine menschengemachten Sitzmöglichkeiten oder sonstige Dinge, die Lichtung war unberührt und wäre im Sommer und Frühling bestimmt voller bunter Blumen. Doch da es jetzt Erntezeit war, waren auf dem Boden nur verwelkte Blätter und ein paar Kastanien.

In der Mitte der Lichtung stand eine Steinformation, auf der genug Platz war dass wir drei uns gemeinsam darauf setzen konnten.

Axar hatte diese Lichtung bei seinem Streifzug durch den Wald gefunden, er hatte noch ein paar mehr Orte entdeckt, die in keinem Buch oder auf einer Karte niedergeschrieben waren. Aber dieser hier, war der schönste und der zu dem man am leichtesten kam.

Ich hatte schon den Verdacht gehabt dass dieser Wald größer war als auf den Karten aufgeschrieben, jedoch habe ich noch nicht herausgefunden wie wir eine Karte schreiben konnten damit wir uns nicht verirrten. Jenna konnte zwar gut zeichnen, aber bei all unseren Versuchen den Wald aufzuzeichnen, so wie er wirklich war, verschwanden die Linien nach einfach wieder. Es war als hätte jemand einen Schutz um diesen Wald gewoben damit seine Geheimnisse, naja geheim blieben.

Aber ohne eine Karte würde es fast nicht möglich sein die Einhörner zu finden. Wir hatten einen gesamten Sonntag damit verbracht durch den Wald zu laufen, und hatten nicht einmal die Hälfte gesehen. Vermutlich sogar noch viel weniger.

„Und wenn wir einfach kleine Karten zeichnen, die man zusammenhalten kann, um die ganze zu haben", schlug Axar vor.

„Haben wir schon probiert", klärte Jenna ihn auf. Die kleinen Karten hielten zwar ein wenig länger, aber verschwanden auch wieder.

„Wie wäre es mit einer Verschlüsselung?", warf ich ein.

„Und wie würdest du sie verschlüsseln?", fragte Axar.

„Spiegelverkehrt?", ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt eine gute Idee war, selbst für eine normale Karte.

„Weiß nicht. Klingt irgendwie kompliziert", Jenna legte sich mit dem Bauch noch unten auf den Stein und ließ ihre Beine herunter hängen.

„Wir könnten Eine faltbare Karte machen. Das wäre weniger komplex", schlug Axar vor.

„Oder", Jenna grinste uns beide an, „Wir lernen den Wald auswendig."

„Ja genau, weil du auch bestimmt einen ganzen Wald auswendig lernen könntest, Troll", neckte Axar sie.

„Vielleicht sollten wir beide Ideen kombinieren. Wenn wir den ungefähren Grundriss des Walds kennen, wird es uns leichter fallen die Karte zu zeichnen. Dann brauchten wir sie auch nicht so genau, " wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wäre die einzige Möglichkeit eine Karte, egal welcher Art, zu bleiben zu bringen, ein Papier mit Runen, die denen des Waldes etwas entgegen setzen konnten. Doch Runen waren schwierig und unterrichtet wurden darin nur die oberen Klassen, vierte und älter. Wenn wir welche zeichnen wollten, müssten wir einige andere Dinge vorher lernen, damit sie überhaupt funktionierten. Beinahe unmöglich, aber nur beinahe. Axar und ich verbrachten schließlich nicht ohne Grund, so viel Zeit in dem Archiv der Schule.

Wir verbrachten die nächsten Stunden damit zu lernen, während wir ab und zu ein paar neuen Ideen für unsere Unternehmung, die Einhörner zu finden in die Runde zu warfen.

Wirklich weiter kamen wir an diesem Tag allerdings nicht wirklich. Es war viel schwieriger, eine Idee zu finden, die tatsächlich einfach war und funktionieren könnte, als wir anfangs gedacht hätten.

Nach dem Mittagessen setzten wir uns in das Archiv, um ein paar Bücher über Einhörner zu finden, je mehr wir wussten, desto einfacher würde es werden sie zu finden. Das Klang zumindest recht logisch.

Das Archiv hatte jede Art von Wissensbüchern, zumindest sollte es eigentlich. Über Einhörner gab es allerdings nur eine Regalreihe, dato 16 Stück. Nicht viele und theoretisch sollten wir dafür nicht lange brauchen, doch sie waren in alter Schrift geschrieben, da sie aus dem 16. Jahrhundert stammten, und wir brauchen für eine Seite ungefähr dreimal so lange. Und egal wie oft ich über das „lange s" las ich dachte immer wieder, es wäre ein „f," außerdem waren die Texte teilweise auf Englisch geschrieben und „cases" sah aus wie „cafes".

Nach ungefähr einer Stunde mussten wir aufhören. Es war anstrengend die Schrift zu entziffern und Jenna klagte schon über Kopfschmerzen. Und auch Axar sah so aus als könnte er eine Pause gebrauchen.

Wir würden erst am nächsten Wochenende weiter recherchieren können, aber nichts desto trotz hatten wir ein paar Informationen, die uns weiterhelfen würden. Und Jenna hatte einen Textabschnitt herausgeschrieben, über den sie gestolpert war. Einhörner waren, ab einem bestimmten Rang, in der Lage sich in Menschen zu verwandeln, beziehungsweise, sie hatten eine menschliche Form. Ob dieser Abschnitt wahr war, war eine andere Sache. Allerdings war Jenna jetzt von der Möglichkeit fasziniert, ein Einhorn als Freund, oder Mitschüler, an der Schule zu haben. „Ziemlich unwahrscheinlich", hatte Axar nur dazu gemeint. „Aber du kannst dich in einen Geist verwandeln", hatte Jenna ihm entgegnet.

Zugegeben in dem Punkt hatte sie schon Recht, zumindest ein bisschen. Axars besondere Fähigkeit war Materieveränderung. Er kann seine Materie so verändern dass er zu einem, so etwas wie einem Geist wurde. Denn Tot war er ja nicht. Theoretisch könnte er auch die Materie anderer Dinge verändern, das hat er allerdings noch nicht ausprobiert. Zumindest hatte er das gesagt. Ich war mir ziemlich sicher dass Axar niemandem etwas erzählen würde wenn es noch nicht gut klappte. Er war was manche Dinge anging beinahe Perfektionist. 

Die Magischen ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt