Als jemand die Tür öffnet setze ich mich sofort auf in der Hoffnung das es dieses mal Talia ist und nicht einer der Krankenschwestern die ich schon jetzt langsam nicht mehr sehen kann. Ich höre eine leise geschwächte stimme die meinen Namen flüstert. ,,Talia?", frage ich seufzend und würde am liebsten aufspringen und in ihre Arme rennen. Ich sehe wie Talia auf mich zu rennen will aber Jason sie davon abhält. ,,Versuch erst gar nicht zu rennen du bist noch zu schwach und vor allem hast du immer noch eine Infusion an deiner Hand." Talia nickt und geht in einem langsameren Tempo zu mir. Als sie endlich bei meinem Bett steht ziehe ich sie schweigend auf mein Bett und in meine Arme. ,,Wie geht es dir?", fragt sie flüsternd, während ich ihr Bein auf und ab streichle. ,,Mir geht es gut Princess", flüstere ich ihr leise ins Ohr. ,,Wir wissen beide dass, das nicht stimmt sonst wärst du nicht hier. Also sag mir endlich was du hast und wie es dir wirklich geht! Ich meine es ernst, sonst gehe ich jetzt hier raus und komme erst wieder, wenn du bereit bist, mir zu sagen, was du hast!!", schreit sie und beginnt wieder zu weinen. Ich drücke sie sanft fester an mich. ,,Ich meinte das gerade ernst. Mir geht es gut, weil du da bist", flüstere ich weiter und erkenne, wie ein kleines Lächeln ihre wunderschönen weichen Lippen umspielt. ,,Du bist ein Idiot!", knurrt sie und boxt mich leicht in den Arm. ,,Ist ja gut, beruhig dich kleines. Aber. Bevor ich dir sagen kann, was ich habe, musst du mir erst was versprechen."Ich seufze und streiche ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. ,,Was?!", fragt sie, ohne zu zögern. ,,Sei nicht sauer, dass ich es dir verschwiegen habe und versprich mir, dass sich nichts zwischen uns ändert. Ich will dich nicht verlieren." Talia nickt langsam und streicht mir sanft über meine Wange. ,,Versprochen", flüstert sie mir ins Ohr und ich spüre, dass sie es ernst meint. Sie wird nicht verschwinden solange ich lebe. ,,Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber...", beginne ich und guckte Hilfe suchend zu Jason, der mir hingegen nur ein kurzes Zeichen gibt, das ich endlich mit der Sprache rausrücken soll. Ich seufze. Wieso ist es nur so schwer, ihr zu sagen, was ich habe!? ,,Ich... Ich habe Leukämie, okay? Und bevor du jetzt traurig geschweige denn sauer wirst, da ich es dir so lange nicht gesagt habe, hör.. mir erst zu okay?" Ich spüre, wie ihre Tränen immer schneller auf meine Brust fallen, doch sie nickt, also fahre ich fort. ,,Ich habe dir nichts davon erzählt, weil ich Angst vor deiner Reaktion hatte. Ich hatte Angst, dass dir etwas passiert und ich dich nicht retten kann, geschweige denn, dass du es dann überhaupt noch zulassen würdest, das ich dich rette", seufze ich in ihre Halsbeuge hinein und Spüre wie sich langsam Tränen in meinen Augen sammeln. ,,Ich will dich nicht verlieren, doch vermutlich..." ,,Doch vermutlich wirst du mich verlassen, ehe wir die Chance haben, dieses gottverdammte Leben zu leben!?" schreit Talia in einem lauten Ton, einer zittrigen Stimme und rutscht dann ein Stück von mir weg, um mir direkt in die Augen zu schauen. ,,Wann hattest du bitte vor, mir das zu sagen!? Wenn du schon gestorben bist oder was? Verdammt ich habe dir alles anvertraut. Alles! Wieso also konntest du mir nicht vertrauen und ich musste es auf diese Art herausfinden!?", schreit sie mich an und wartet ein Moment auf eine Antwort von mir, ehe sie auf Jason zeigt, da von mir keine Antwort kommt. ,,Und du!? Du bist mein Bruder und warst nicht in der Lage mir zu sagen, dass einer der wichtigste Mensch in meinem Leben stirbt und ich nichts dagegen tun kann? Stattdessen versprichst du mir das Heilige vom Himmel herab, dass alles gut wird und wir das zusammen überstehen!?" Ihre Stimme bebt. ,,Beruhige dich bitte... Talia... wir können doch in Ruhe darüber reden.." versuchte Jason sie zu beruhigen, doch alles, was Telli tat, war, sich die Infusion aus der Hand zu reisen. ,,Darüber reden!? Worüber!? Darüber, dass ich niemals ohne Erik leben könnte oder darüber, dass ich kurz bevor Erik kam, ich mich um ein Haar mit Tabletten umgebracht habe!? Oder darüber das Erik der einzige Mensch auf dieser Gottverdammten Welt ist, der nicht zu dumm war zu sehen wie es mir geht!? Oder darüber, dass es mir nur durch Erik die letzten Tage besser ging und ich jetzt nur dadurch, dass Erik in der Schule vor meinen Augen zusammengebrochen ist, davon erfahre, dass er sterben wird!?" Sie weinte extrem und brach innerlich zusammen. Das spürte ich einfach aber Jason genau wie ich sind zu erschrocken von ihrem Ausbruch um uns auch nur ein stück von der stelle zu bewegen. ,,Wie konntet ihr mir das antun!? Wisst ihr was!? Ihr könnt mich mal. Ich.. Ich kann das gerade einfach nicht." Sie stürmt zur Tür und rennt hinaus. Weg von mir. ,,T-Talia...", flüstere ich leise, ehe ich Jason ansehe. ,,Du musst ihr hinterher. Bitte!", schreie ich und spüre, wie mir die Tränen über das Gesicht strömen. Jason bleibt wie versteinert stehen, während auch ihm langsame Tränen über seine Wangen laufen und schlussendlich über seinem Kiefer auf den Boden fallen. ,,Jason! Verdammt!! Reiß dich zusammen und renne ihr hinterher! Ich... Ich habe Angst, dass sie sich was antut!!" noch während ich rede, nickte er und läuft los. Im Laufe der Zeit habe ich mir immer alles selbst kaputt gemacht. Ich war entweder zu ehrlich oder habe zu viel gelogen. Das war auch der Grund, warum ich vom Internat geflogen bin. Es war kein freiwilliger Wechsel, so wie meine Eltern es gerne allen sagen. Ich bin geflogen, weil ich durch eine Lüge nicht nur mein Leben, sondern auch das einer anderen Schülerin in Gefahr gebracht habe. Und genau wie damals habe ich auch jetzt wieder mit nur einer lüge eine andere Person in Gefahr gebracht. Genau wie damals wollte ich nicht lügen und tat es trotzdem, um das Mädchen zu schützen. Damals habe ich Lexi Fleur, ein Mädchen, welches ein paar Jahrgangsstufen unter mir war, belogen, dass ich an dem Abend keinen Alkohol getrunken habe und sie zu ihren Eltern fahren kann. Zu dem Zeitpunkt war ich zwar so gut wie nüchtern wieder, aber nicht nüchtern genug, um mich daran zu erinnern, dass es am Vorabend geregnet hatte und die Straßen zugefroren waren. Lexi oder auch Lixi, wie wir sie alle liebevoll nannten, musste aber so schnell wie möglich nach Hause, da ihre Mutter sie angerufen hatte und irgendwas Schlimmes zu Hause passiert ist. Sie wollte mir nicht sagen, was passiert ist. Ich habe es akzeptiert und wir sind losgefahren. Alles lief gut bis zu dieser scharfen Kurve. Ich bin ein bisschen zu schnell gefahren und die Kurve war ein wenig zu rutschig, wodurch ich die Kontrolle über das Motorrad verloren hatte. Lixi hat es fast nicht überlebt. Und genau wie damals mich die Panik erfüllt hatte jemanden für mich wichtigen zu verlieren erfüllt es mich auch jetzt. Durch mein ganzen Körper fließt pure Panik die mir meine Luftröhre abschnürt und ich kein Ton raus bringe. Nur stille Tränen fließen unaufhörlich über meine Wangen. Alles was ich tun kann, ist zu hoffen, dass Erik nicht zu spät kommt und Talia findet, bevor sie sich etwas antut und sie für immer einschläft.
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Sein Stern in meiner Finsternis
عاطفيةTalia ist ein Mädchen, das seit ihre kleine Schwester entführt wurde, an Depressionen leidet. Niemand weis von ihren Depressionen bis auf ihre Psychologin Melanie. Am ersten Tag eines neuen Schuljahres zwingt ihr zwei Jahre älterer Bruder sie, den N...