ROBYN VIII

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"Da sind Sie ja endlich", sagte Frau Richter.
Das war ja eine nette Begrüßung.
"Ich wünsche Ihnen auch einen schönen Morgen", sagte ich.
"Ja ja", winkte sie ab. "Es gibt ein Problem mit einer Ihrer Schülerinnen", sagte sie.
"Schon vor dem Unterricht?", fragte ich.
"Sie hat ein Auto geklaut und ist damit ohne Fahrerlaubnis zur Schule gekommen", sagte sie.
"Na super", stöhnte ich.
"Wer?", fragte ich.
"Noelle Hartman", antwortete sie.
Ich fragte mich, womit ich es verdient hatte, so vom Universum bestraft zu werden?
"Sie sitzt in meinem Büro. Sie kümmern sich darum, ja?", sagte sie.
Ich unterdrückte ein Stöhnen. Stattdessen nickte ich und ging ins Direktorenbüro. Noelle saß gelangweilt auf Frau Richters Stuhl. Ihre Füße hatte sie lässig auf den Schreibtisch gelegt. Ich schob ihre Füße vom Tisch. "Schönen Morgen gehabt?", fragte ich.
"Ich kann mich nicht beklagen. Und selbst?", fragte sie.
"Ich hatte ihn mir besser vorgestellt. Statt meinen Kaffee im Lehrerzimmer zu trinken, darf ich mich jetzt mit einem pubertierendem Teenager rumschlagen", sagte ich.
Das provozierende Grinsen wich aus ihrem Gesicht.
"Du gibst mir jetzt deinen gefälschten Führerschein", sagte ich. Ich stellte mich vor sie und streckte ihr meine Hand entgegen.
"Ich denk gar nicht dran", sagte sie.
"Und ich deinen gefälschten Ausweis bekomme ich auch noch", sagte ich.
"Nö", sagte Noelle.
"Ich sag es nicht nochmal", sagte ich.
Widerwillig legte sie beides in meine Hand.
Ich stützte mich auf den Lehnen ihres Stuhls ab und beugte mich zu ihr herunter. "Wenn ich dich noch einmal mit einem gefälschten Ausweis erwische, bekommen wir beide richtig Ärger", sagte ich.
"Du kannst auch nichts anderes als Andere einzuschüchtern", sagte Noelle.
Ich wich sofort zurück. War ich ihr zu nahe gekommen?
"Ich kann mich nicht daran erinnern dir das Du angeboten zu haben", sagte ich.
"Sietzt du deine Mutter auch?", fragte Noelle.
"Nein. Ich rede nicht mehr mit ihr", entgegnete ich.
Erst als ich es ausgesprochen hatte, realisierte ich, was ich gesagt hatte. Eigentlich wollte ich ihr niemal was über mich verraten.
"Du wirst mir immer sympatischer", sagte Sie verächtlich.
Ich ignorierte das einfach.
"Du bist 15, klaust ein Auto und fährst damit zur Schule. Wie blöd bist du eigentlich?", fragte ich.
Noelle antwortete nicht.
"Was willst du damit bezwecken?", fragte ich.
Doch auch diesmal bekam ich keine Antwort. Dann ging mir ein Licht auf. Machte sie es wegen mir?
"Machst du es, um meine Aufmerksamkeit zu erregen?", fragte ich.
"Träum weiter. Die ganze Welt dreht sich nicht nur um dich", sagte sie.
"Noelle, hör auf so viel Scheiße zu bauen", sagte ich. Dann wandte ich mich zum Gehen. Im Türrahmen blieb ich aber nochmal stehen. "Ich hab dir gesagt, dass ich das nicht will", sagte ich. Dann überließ ich sie endgültig sich selbst.

Geheimnisse einer LehrerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt