"Erster Tag zurück in der Schule", sagte Robyn.
Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf antworten sollte. "Mhm", sagte ich deshalb.
Dann stieg ich zu ihr ins Auto.
"Meinst du, die wissen das alle?", fragte ich.
"Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie viel da durchgesickert ist oder sich der ein oder andere zusammengereimt hat", sagte Robyn.
"Mhm", sagte ich.
"Willst du es allen sagen?", fragte sie.
Ich nickte. "Ich will nicht lügen", sagte ich.
"Hast du eine Sonnenbrille dabei?", fragte sie mich.
"Ja", antwortete ich irritiert.
Robyn parkte das Auto auf dem Schulparkplatz. Sie holte ihre Sonnenbrille aus dem Handschuhfach und setzte sie auf. Also tat ich es ihr gleich. Dann stiegen wir aus. Robyn legte ihren Arm um meine Schultern. "Du liebst doch den großen Auftritt", sagte sie.
Gemeinsam schlenderten wir über den Schulhof. Jeder - wirklich jeder - starrte uns an. Einige sogar mit offenem Mund. Ich genoss es.
"Dafür bekommst du bestimmt den Titel Mutter des Jahres verliehen", sagte ich grinsend.
"Ich lande sowieso in der Hölle", sagte sie.
Plötzlich fiel mir was ein und ich begann zu kichern. "Die informieren ja jetzt immer dich, wenn ich Ärger habe", sagte ich.
"Ich sollte eine Wette abschließen, wie lange es dauert, bis ich bei unserer Direktorin sitze", sagte sie, ebenfalls grinsend.
"Du verstehst dich doch bestimmt ganz gut mit ihr", sagte ich grinsend.
"Träum weiter. Es gibt für dich keine Sonderbehandlung", sagte sie.
Ich zog einen Schmollmund.
"Komm, zisch ab, Frechdachs", sagte sie.
Dann machte ich mich auf die Suche nach Lilli. Ich fand sie schließlich am Kaffeeautomaten. "Hi", sagte ich.
"Die ganze Schule redet über dich", sagte sie.
"Ach, wirklich? Warum denn?", fragte ich grinsend.
"Du bist blöd", sagte Lilli und stupste mich gegen die Schulter.
Ich sah, wie Robyn im gleichen Moment aus dem Lehrerzimmer kam. Als sie mich sah, zwinkerte sie mir zu. Dafür schenkte ich ihr ein Lächeln.
"Die hat doch echt den Arsch offen", murmelte Lilli.
Dann stapfte sie auf Robyn zu. Da mir nichts Gutes schwarnte, folgte ich ihr.
Lilli stemmte die Hände in die Hüften und blinzelte Robyn böse an. "Sie sind doch echt das Letzte. Erst lassen Sie sie jahrelang im Stich und dann machen Sie einen auf Super-Mum oder was? Sie sind doch völlig unfähig irgendwelche Gefühle zu haben! Jede andere Mutter ist besser geeignet als Sie! Ist Ihnen schonmal in den Sinn gekommen, dass Nelly ohne Sie besser dran wäre?", sagte Lilli.
"Lilli, hör auf", sagte ich.
Dann sah ich in Robyns Gesicht. Wieder einmal konnte ich nichts darin lesen. Wie machte sie das bloß immer?
"Wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich bin nunmal die einzige Mutter, die sie hat", sagte Robyn.
"Machen Sie es sich damit nicht ein bisschen einfach?", fragte Lilli.
"Nein, mach ich nicht. In meiner Vergangenheit sind Dinge passiert, von denen du keine Ahnung hast und die nicht so leicht zu verarbeiten sind. Aber ich habe genau das gleiche im Sinn wie du: ich will, dass es Nelly gut geht", sagte Robyn.
Plötzlich schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. "Lilli, ich bin wirklich froh, dass sie so eine gute Freundin wie dich hat", sagte sie.
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Geheimnisse einer Lehrerin
أدب المراهقينNoelle wechselt an eine neue Schule. Dort lernt sie Frau Mayr kennen. Ihre neue Klassenlehrerin. Immer wieder geraten die beiden aneinander. Doch dann werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Was verbindet die beiden?