Wie hypnotisiert beobachtete ich wie die goldbraune Flüssigkeit des teuren Rémy Martin Cognacs auf den Boden plätscherte. Der scharfe Geruch von Alkohol drang in meine Nase und einzelne kleine Tropfen trafen meine nackten Beine. Sie liefen kribbelnd hinunter in die schwarzen Ballerinas. Hoffentlich kleben die jetzt nicht, dachte ich in dem Moment als seine Faust krachend in mein Gesicht flog.
Ich taumelte zwei, drei Schritte zurück und ein Meer aus Sternen und Schmerzen explodierte in meinem Kopf. Sie zwangen mich in die Knie und im nächsten Moment trafen meine Hände auf den kühlen Marmorboden. Blinzelnd versuchte ich den Schock und die Schwärze vor den Augen zu vertreiben. Diese verdammten Schuhe waren mir jetzt herzlich egal.
„Das nächste Mal kommst du mir nicht so glimpflich davon!" brüllte er über mir. Einige Speicheltropfen trafen meine bleichen Arme. Ich unterdrückte den Ekel und nickte stattdessen. Doch die stechenden Kopfschmerzen ließen mich sofort wieder zusammenzucken. Dazu kam eine übermächtige Übelkeit, die langsam meine Speiseröhre hinaufkroch. Ich konzentrierte mich darauf mein Frühstück - eine Scheibe Toast und eine Banane - bei mir zu behalten und starrte auf die pechschwarzen Fliesen. So schwarz wie seine Seele, dachte ich verbittert.
Mein Onkel schnaufte abfällig. Seine Schritte entfernten sich und erleichtert nahm ich wahr, wie er seine Bürotür zuschlug. Dieser elende Bastard! Die Wut brodelte in meinem Bauch, aber anstatt sie frei zu lassen setzte ich mich tief luftholend auf. Es hatte keinen Sinn hier herumzuschreien oder ihn lautstark zu beschimpfen. Dann wäre nur die nächste Faust im Anmarsch gewesen.
Der Kopfschmerz war zu einem dumpfen Klopfen hinter meiner Stirn geworden, doch nun forderte meine eigentlich getroffene Wange meine gesamte Aufmerksamkeit. Ich spürte bereits, wie sich die Haut über der Schwellung spannte. Heiß pochte sie im Takt meines schlagenden Herzens, gemeinsam mit dem Kopfschmerz. Zum Glück hatte ich heute schon die anstrengendsten Arbeiten im Haus erledigt, sonst wäre der Tag grauenvoll geworden.
Seufzend blickte ich auf die Lache vor meinen Füßen. Wie er mit diesem hässlichen Grinsen aus der Tür kam, nachdem ich ihm den falschen Drink gebracht hatte. Ich sah regelrecht die Genugtuung in seinen Augen, als er bemerkte wie mir mein Fehler bewusst wurde. Ich hätte wissen müssen, dass er, nachdem er den Cognac auf dem Boden verteilt hatte, es nicht dabei belassen konnte. Er freute sich doch über jeden meiner Fehler. Besonders da sie selten vorkamen. Das gab ihm endlich mal einen Grund mich anzubrüllen und seine Wut an mir auszulassen.
Meine Wut vermischte sich mittlerweile mit meiner Verzweiflung und ich unterdrückte die aufkommenden Tränen und stand auf. Es hatte auch keinen Sinn zu weinen. Es gab niemanden den es kümmerte und niemanden der mir half. Ich war auf mich allein gestellt. Meine Brust zog sich unerträglich zusammen, doch ich ignorierte das Gefühl, wie ich es bereits seit Jahren tat.
Zum Glück bekam ich seine Wutausbrüche nur selten ab. Das hatte ich dem Wesen in mir zu verdanken. Ohne sie wäre ich schon längst tot – oder schlimmeres.
Aus dem Keller holte ich den Putzeimer und einen Wischmobb. In wenigen Minuten glänzte der Marmorboden wieder wie neu. Da ich eh gerade dabei war, wischte ich direkt den gesamten Flur. Aus dem Arbeitszimmer hörte ich meinen Onkel wieder mal brüllen.
„Ich will dieses Gesindel nicht in meinem Haus haben! – Das ist mir scheiß egal! – Ja – Nein – Ach schicken Sie sie doch zurück in die Hölle!"
Kurz blieb es still, dann redete er mit einem unglaublich schleimigen Tonfall weiter, dass ich ihn mir schon als Nacktschnecke in einem Prada-Anzug vorstellte. Eine widerliche, fette und stinkende Nacktschnecke.
„Nein, natürlich nicht. – Ja, es ist alles vorbereitet. Selbstverständlich. – Sie kennen mich doch. – Ja, wie Sie wünschen."
Der Hörer wurde mit einem heftigen Knall aufgelegt. Schnell sammelte ich meine Sachen zusammen und verschwand in den Keller. In diesem Zustand wollte ich ihm garantiert nicht begegnen. Aus der Schnecke wurde leider viel zu schnell wieder eine fiese Ratte.
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Menschenseele
FantasyHi, mein Name ist Laila. Ich bin zwanzig Jahre alt, mag Katzen und koche gerne. Ach ja und ich bin der letzte Mensch auf der Erde. Und zur Hölle, das ist echt beschissen gewesen. Bis ich eines Tages vor einem Dämon stand, der mein Leben verändern so...