Kapitel 5

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„Sie müssen mir einfach nur die Wahrheit sagen, mehr nicht. Dann höre ich sofort auf. Zu welcher Organisation gehören Sie?"

„Zu Keiner!"

Collins schrie zum Glück nicht, wie viele andere vor ihm aber ich konnte trotzdem seinen schnaufenden Atem bis in mein Zimmer hören. Es war mittlerweile schon nach elf. Aber der Schlaf wollte sich nicht einsetzen.

„Was war der Zweck Ihres Besuches?"

„Neukunden Gewinnung?"

Ich hatte angenommen mein Onkel wusste das mit der Entführung bereits. Oder bildete ich mir das ganze nur ein und Collins wollte in Wirklichkeit etwas ganz anderes?

„Wo ist der echte Collins?"

„Das ist eine wirklich gute Frage."

„Wie ist dein richtiger Name?"

„Franz von Fick dich"

„Willst du mich eigentlich verarschen!"

„Ja, ich will.", erklärte Collins feierlich.

So ging es noch einige Zeit weiter. Wie genau mein Onkel folterte hatte ich bis jetzt noch nicht herausgefunden. Ich gab mir aber auch nicht sonderlich viel Mühe bei der Recherche. Ich stellte es mir nur nicht einfach vor. Die Verletzungen der Dämonen heilten schnell, auch waren ihre Körper stärker und vertrugen somit sicherlich auch mehr Schmerzen. Ob er Gliedmaßen abtrennte? Das würde mit Sicherheit wehtun.

Ich musste dann doch irgendwann eingeschlafen sein, denn plötzlich holte mich ein trockenes, nerviges Geräusch aus meinem erholsamen Schlaf. Jemand war lautstark am Husten – Collins. Ich nahm mein Kopfkissen und presste es über meine Ohren. Doch ich hörte es immer noch. Es trieb mich in den Wahnsinn. Ich war übermüdet, mir tat alles weh und ich wollte einfach nur in Ruhe schlafen. Warum musste der Keller nur so hellhörig sein? Genervt starrte ich ins Schwarze und wartete darauf, dass er endlich still wurde. Doch daran schien er gar nicht zu denken. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Wütend stand ich auf, zog mich an und ging in mein Badezimmer, um einen Becher mit Leitungswasser zu holen. Natürlich war es mir verboten den Raum zu betreten. Aber ich glaubte nicht, dass mein Onkel noch einmal nach unten kommen würde. Kurz lauschte ich nach oben, ob er eventuell noch wach war aber es drang kein Geräusch zu mir durch. Als ein weiteres Husten mich gereizt zusammen zucken ließ öffnete ich vorsichtig die Tür. Der Raum lag im Dunkeln nur der Mond brachte etwas Licht hinein. Genau vor mir an der grauen Wand saß Collins an den Armen gefesselt und blickte mich mit wachen, schimmernden Augen an. Ich hatte erwartet, dass er halbtot an den Ketten hing doch er sah erstaunlich lebendig aus. Nur das Blut in dem Gesicht und auf seinem weißen Hemd störte. Ein schneller Blick auf seine Hände und Füße zeigten mir, dass ihm keine Gliedmaßen fehlten. Oder konnten die so schnell nachwachsen?

Da er nicht mehr am Husten war blieb ich zögernd stehen.

„Hi, komm doch rein." sagte er mit einem schiefen Lächeln.

Worüber freute sich dieser Typ denn? Hatte er nicht gerade Stunden an qualvoller Folterung hinter sich? Normalerweise war man danach nicht in der Verfassung zu lächeln, geschweige denn sich zu freuen.

Doch ich war einfach zu neugierig also ging ich rein und schloss die Tür hinter mir.

„Hast du einen Namen?"

Ich antwortete nicht. Verloren stand ich mitten im Raum mit meinem Becher Wasser. Da er nicht mehr hustete wusste ich nicht was ich machen sollte. Ich kam mir blöd vor, deswegen wollte ich nun doch wieder gehen.

„Warte!" sagte er leise und ich blieb stehen.

„Ist das Wasser für mich?"

Ich drehte mich wieder um, schwieg aber weiter.

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