Kapitel 8

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Mit einer eleganten Bewegung stand er auf und kam zu mir. Da ich nicht weiter ausweichen konnte beließ ich es dabei mich kleiner zu machen.

„Komm hoch, du erkältest dich sonst noch!" befahl er und hielt mir seine Hand entgegen. Und jetzt kommandierte er mich herum. Was hatte er denn bitte für ein Problem!

Ich ignorierte seine Hand und betrachtete ihn misstrauisch. Durch den starken Regen war er von oben bis unten komplett durchnässt. Seine Haare klebten ihn im Gesicht und von dem Blut war nichts mehr zu sehen. Sein Jackett war mittlerweile auch verschwunden und durch den weißen Stoff seines Hemdes konnte ich den gut trainierten Bauch erkennen. Mein Blick wanderte weiter über seine Brust und seine starken Arme. Erst als er sich räusperte merkte ich wie lange ich ihn angestarrt hatte. Mit einem selbstbewussten Lächeln verschränkte er die Arme vor der Brust. Oh verdammt, wie peinlich!

„Hatte ich nicht gesagt, ich bin eine hübschere Gesellschaft."

Mit hochrotem Kopf wandte ich mich ab und betrachtete den Fluss. Trotz des Gewitters gab es kaum Wellengang. Nur der Regen brachte die Oberfläche zum Kräuseln. Das Wasser sah unheilvoll aus. Schwarz und schwer. Hinter den dunklen Wolken sah ich vereinzelt die Blitze zucken. Einen Moment später vibrierte der Boden unter der Kraft des Donners.

Er war so unglaublich verwirrend. Anziehend und doch durch den Dämon in ihm wieder abstoßend. Witzig und im nächstem Moment genervt. Wollte er mich retten oder doch ausliefern? Da ich nicht wusste was er mit mir vorhatte war es umso schlimmer. Ich war erschöpft und wünschte mir mein Bett zurück. Ich wollte zurück nach Hause, zurück zu diesem Bastard. Dort war ich sicher und dort wusste ich was zu tun war. Und jetzt wusste ich nicht wem ich vertrauen konnte und was auf mich zukam. Ich fühlte mich ohne die vertrauten Wände um mich herum einsam und verloren. Hinter jeder Ecke konnte die Gefahr lauern. Ja vielleicht sogar genau vor mir.

Eine sanfte Berührung an meinem Kinn riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken fuhr ich zusammen. Alex hatte sich vor mich auf den nassen Boden gesetzt und musterte mich besorgt.

„Was ist los?", fragte er.

Ich blickte nach unten aber antwortete nicht.

„Sieh mich an." Er hob mein Kinn wieder an. „Wovor hast du Angst?"

Vor allem. Vor der Welt. Vor den Dämonen. Vor...

„Sag es mir bitte. Ich will dir helfen. Ich will dir die Angst nehmen, ok?"

Mit besorgtem Gesichtsausdruck musterte er mich und strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich schloss die Augen und holte tief Luft.

„Vor dir.", wisperte ich schließlich.

Kurz blieb es still doch dann rückte er prompt von mir ab.

„Was? Aber warum – Ich habe doch nichts – Also ich – Wie – " Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht und kniff sich in den Nasenrücken.

„Wie kommst du darauf?"

Kurz zögerte ich sagte aber dann „Naja du – du bist ein Dämon. Und ich weiß nicht was du-" ich schluckte schwer. „Was du mit mir vor hast und was das alles soll. Und warum du so freundlich warst. Und so komisch aussiehst. Nicht so wie die anderen Geschäftspartner von meinem Onkel. Du hattest auch kein Interesse an diesem Becher. Dann hast du gesagt du willst mich klauen und im nächsten Moment sagtest du wieder du wirst mich rausholen und zum Schluss hast du mich so böse angestarrt. Und die einzige logische Erklärung ist, dass du mich von Anfang an entführen wolltest und mich ausliefern willst. An den Senat. Und das bedeutet ich bin so gut wie..." Tod. Ich wollte es nicht aussprechen. Ich wollte noch nicht einmal daran denken. Sollte mein Leben so schnell ein Ende finden? Angespannt wartete ich auf Alex Antwort. Doch anstatt einer Antwort - lachte er mit einem Mal laut los.

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