Kapitel 9

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„Nein, ich finde sie sollte etwas essen. Schau sie dir doch mal an! Ganz dürr und eingefallen!"

„Aber sie brauch den Schlaf. Ihre Verletzungen sind noch nicht ganz geheilt. Warum auch immer."

„Lassen deine tollen Zauberkräfte etwa nach, Alex?" Jemand lachte.

„Das ist nicht witzig, Jared."

„Das tut jetzt eh nichts zur Sache. Ich bieg hier ab und wir bestellen ihr einfach einen Burger mit."

„Und was ist wenn sie keinen Burger mag?"

„Dann hat sie Pech gehabt."

„Das wäre aber nicht nett, Tommy. Dann essen wir hier alle und sie sitzt mit knurrenden Magen zwischen uns!"

„Jared halt deine Fresse!"

„Du geht's einem echt auf den Sack!"

„Jetzt seit endliche leise!"

„Halt du doch die Fresse."

„Ich schlag dir gleich eins auf die Fresse!"

Alle redeten so laut durcheinander, dass ich Kopfschmerzen bekam. Selbst Blacky fauchte von irgendwo her die Männer an. Vorsichtig öffnete ich die Augen und fand mich angelehnt an Alex Schulter wieder. Ein Arm lag um meine Schulter. Erschrocken über den nahen Körperkontakt tauchte ich schnell unter seinem Arm hinweg und kroch so weit in die Ecke wie ich konnte. Meine Knie zog ich schützend an mich.

Natürlich machte sich genau in diesem Moment Elise bemerkbar und ihre Abscheu vor den Männern ließ meine Unsicherheit nur noch größer werden. Es war seltsam nicht mehr Zuhause zu sein. Und noch seltsamer war es mit vier rotäugigen Dämonen in einem Auto eingepfercht zu sein. Ihre bloße Anwesenheit erdrückte mich regelrecht. Und dass mich drei davon auch noch anstarrten machte es nicht viel besser. Ich schlang die Arme um mich und drängte mich noch tiefer in die Ecke. Ich fühlte mich wie ein Alien oder Mutant aus einer dieser Freak Shows. Genau vor mir schnaufte der Dämon mit der dick umrandeten Brille genervt und drehte sich wieder um. Jetzt waren es nur noch zwei. Neben dem Brillengesicht, den ich etwas älter als mich schätzte, grinste mich ein blonder Strubbelkopf an. Er schien darauf zu warten, dass der Freak, also ich, irgendein verrücktes Kunststück vollführte. Darauf konnte er lange warten.

Am Steuer saß wieder der Mann mit der Glatze. Er hatte das Auto auf einem Parkplatz zum stehen gebracht und lächelte mich liebevoll an. Ich bemerkte, dass es draußen bereits hell geworden war. Der Regen hielt allerdings immer noch an.

„Hast du Hunger?" fragte er.

Ich drehte mich zu Alex aber er schaute nicht in meine Richtung. Von der Seite sah ich nur wie er seine Kiefer aufeinander presste. Er sah wütend aus. Warum?

„Magst du vielleicht einen Burger?"

Ich schaute wieder zu dem Mann mit der Glatze. Er sah immer noch freundlich aus. Wie auf Kommando knurrte mein Magen. Ich hatte tatsächlich einen riesen Hunger. Also nickte ich nur kurz.

„Sehr gut, dann hol ich das Zeug schnell und dann geht's weiter."

Er stieg aus dem Auto und ging in Richtung des Imbiss auf der anderen Seite des Parkplatzes. Auch die anderen beiden Männer stiegen aus und streckten ihre steifen Körper. Das hätte ich auch gerne getan aber ich wagte mich nicht mich zu bewegen. Alex starrte immer noch missmutig aus dem Fenster. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Von seinen Stimmungswechseln wurde mir übel und nie wusste ich was eigentlich los war. Hatte ich etwas getan? War er überhaupt auf mich wütend? Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er sah aus als würde er gleich irgendwo drauf einschlagen. Auf mich? Nein, er war nicht mein Onkel. Trotzdem zuckte ich zusammen als er sich schnaufend zu mir umdrehte. Als er das sah wurde sein Blick noch finsterer.

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