Ich schloss die Haustür auf und trat hinein in mein als Hölle bekanntes zu Hause. Schnell zog ich meine Schuhe aus und wollte nach oben schleichen doch natürlich hatten sie mich gehört. Was auch sonst, dachte ich bitter. „Emily, komm her!", rief die Stimme von Klaudia nach mir. Gebeugt ging ich zu ihr ins Wohnzimmer. „Dein Vater will, dass du in sein Büro gehst und dort deine Hausaufgaben erledigst", teilte sie mir desinteressiert mit. Ich nickte und wandte mich zum Gehen, als sie mir noch böse lächelnd hinterher zischte: „Viel Spaß!" Ich ignorierte diesen offensichtlich nicht ernst gemeinten Kommentar und machte, dass ich nach oben kam. Das Büro meines Vaters war im zweiten Stock unserer viel zu großen Villa. Auf dem Weg nach oben kam ich an James und Johns Zimmer vorbei. Natürlich streckten die beiden ihre Köpfe durch die Türen und grinsten mir vielsagend entgegen. Doch ich ignorierte auch sie, sonst gäbe es nur Ärger für mich, und ging einfach weiter. Oben angekommen betrat ich den düsteren Raum. Eigentlich war er ganz schön, doch für mich war es der dunkelste Ort auf der ganzen verdammten Welt. Ich setzte mich an seinen Schreibtisch und begann mit meinen Hausaufgaben. Es war bereits spät, ich war immer noch nicht fertig, als Vater herein kam. Er sah einmal zu mir auf. Sofort verdunkelte sich sein Blick als er mich sah. „Was machst du hier?", fragte er gereizt. „Klaudia meinte, du hättest gesagt..." „Und seit wann hörst du auf Klaudia?!", wollte er zornig wissen. Darauf antwortete ich nichts. Egal was ich tat oder nicht tat, es war immer falsch und nie das richtige. Mal sollte ich auf sie und ihre Söhne hören, mal hatte ich nur ihm zu gehorchen. Es war gerade so, wie ihm die Laune danach stand. Und heute hatte er wohl entschieden, dass er der Souverän dieser beschissenen Familie war. So sah ich ihm nur stumm in die Augen und wartete. Wartete auf meine Strafe. An dieser Stelle kam immer meine Bestrafung. Ob ich sie verdient hatte oder nicht spielte dabei keine Rolle. Und da war sie. Zielsicher kam er auf mich zu und hob die Hand. Ich zuckte nicht einmal als er meine Wange traf und ich sofort den vertrauten Schmerz spürte. Nicht einmal eine Träne verlies meine Augen. Das hier war gar nichts. Doch er war auch noch nicht fertig. Tobend vor Wut legte er seine Hände um meinen Hals und drückte augenblicklich zu. Ich spürte, wie der Sauerstoff knapp wurde und kurz blitzte die Hoffnung auf, dass er es dieses Mal tatsächlich tun würde. Dass er mich dieses Mal wirklich einfach erlösen würde. Doch natürlich irrte ich mich. Es war ja klar, dass er mich nicht so ohne weiteres gehen lassen würde. Nein, nicht mein Vater. Kurz bevor ich in die heiß ersehnte Ohnmacht fiel lies er mich los und ich rang automatisch nach Luft. Ich konnte es nicht verhindern. So kam es, dass sich meine Sicht aufhellte und ich wieder klar sehen konnte. So konnte ich auch leider genau beobachten, wie er mit seinem Gürtel ausholte. Er schlug und traf. Genau ins Schwarze. Ich konnte nicht verhindern, dass mein schwacher Körper sich vor Schmerz krümmte und ich wimmernd auf den Boden fiel. Das war ihm nicht genug. Er machte weiter und brüllte immer und immer wieder: „WEHRE DICH! VERDAMMT, DU SOLLST DICH WEHREN!" Doch ich wehrte mich nicht. Ich wollte und konnte nicht. Das stachelte ihn noch weiter an. Ich war in seinen Augen eine einzige Enttäuschung, das wusste ich. Seine Erstgeborene, kein Junge, ein Mädchen. Und dann auch noch ein so schwaches wie ich es nun eben war. Ich wollte mir gar nicht vorstellen wie er sich gefühlt haben musste, als er es erfahren hatte. Was er jedoch nicht wusste, ich kannte sein Geheimnis. Und ich würde ihn irgendwann vernichten. Nur bis es soweit war musste ich es schaffen meinen Verstand zu behalten und nicht zu seiner willenlosen Sklavin zu werden.
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My pain
ActionIn dieser Geschichte geht es um Rache. Es geht um die Rache einer Tochter an ihrem Vater. Was würdest du tun, wenn du herausfindest, dass du die Person sehr gut kennst die an dem Autounfall schuld ist, bei dem du und deine Mutter hätten sterben soll...