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Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen. Ich fühlte mich wie damals, als meine Schwester Ophelia mich in dieses Improvisationstheaterstück geschleppt hatte, nur, um mich vor den Augen aller Anwesenden bis auf die Knochen zu blamieren. Bis heute war mir nicht klar, was sie mit dieser Aktion bezwecken wollte.
Genauso wenig verstand ich, was meine Eltern mit dieser arrangierten Ehe bezwecken wollten. Schließlich lebten wir im einundzwanzigsten Jahrhundert und nicht mehr im Mittelalter.
Ich wollte selbst bestimmen, wenn ich wann und wie heiratete. Doch meinem Vater war das egal. Er suchte bloß jemanden, der schnellstmöglich seine Firma übernehmen und das Imperium, welches er sich jahrelang so mühsam aufgebaut hatte, erfolgreich weiterführen sollte.
Und da meine Schwester mit ihren eigenen Geschäften genug zu tun hatte, lag es an mir, die Familienehre zu wahren und einen rechtmäßigen Erben zur Welt zu bringen.
Obwohl ich erst vor einigen Monaten mein Studium an der Juilliard in New York begonnen hatte, beorderten mich meine Eltern mitten im Semester zurück nach Rumänien, um mir ihre Hiobsbotschaft zu verkünden. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, zwangen sie mich auch noch, mich an der Academy of Economic Studies in Bukarest einzuschreiben.
In den Augen meines Vaters war ich nichts weiter, als ein Mittel zum Zweck. Meine Träume und Wünsche waren ihm völlig egal, denn alles, was zählte, waren gute Bilanzen. Begriffe, wie Leidenschaft und Liebe kannte er nicht. Sein sprachlicher Horizont begrenzte sich ausschließlich auf die ökonomischen Auswirkungen seines Kapitals und seiner Investitionen. Fakten und Zahlen, das war seine Welt. Und meine Mutter zog mit. Denn auch sie galt in Bukarest als eiserne Geschäftsfrau - die rechte Hand jenes Mannes, der nicht nur meine Zukunft bestimmen würde, sondern auch die des ganzen Landes, wenn es sein musste.
»Möchten Sie noch einen Martini?«, wollte der Barkeeper von mir wissen, während er mich mit prüfender Miene musterte.
»Nein, danke. Ich denke, dass ich genug hatte.«
Wie würde das auch aussehen, wenn ich betrunken durch die Innenstadt torkeln würde. Man könnte mich für Ophelia halten und im Gegensatz zu ihr, lag mir nichts daran, ihren Ruf zu schädigen.
»Seit wann schlägt Ophelia Baciu einen weiteren Drink aus?«
Ich verdrehte die Augen, ehe ich ein paar Scheine auf den Tresen klatschte und hastig meinen Trenchcoat anzog. Mir war klar, dass ich nicht allzu lange unentdeckt bleiben würde, zumal meine Schwester in dieser Stadt kein unbeschriebenes Blatt war. Deshalb musste ich schleunigst abhauen, um nicht versehentlich Ophelias Geister der Vergangenheit heraufzubeschwören.
Gerade als ich dabei war, den zerknitterten Stoff des Trenchcoats glatt zu streichen und meinen Kragen zu richten, kam mir jemand zuvor.
»Du bist gar nicht Ophelia, oder?«
Ich machte mir gar nicht erst die Mühe zu hinterfragen, woher er das wusste, denn meine Familie hatte ihre Augen und Ohren überall in dieser Stadt. Nicht einmal am anderen Ende der Welt würde ich vor ihnen sicher sein.
Ophelia und ich waren eineiige Zwillinge und rein äußerlich kaum zu unterscheiden. Dennoch waren wir - was unsere charakterlichen Eigenschaften anging - von Grund auf verschieden.
Vielleicht bemerkte der gut aussehende Unbekannte deshalb, dass nicht sie diese Bar besuchte, sondern lediglich eine Frau, die Ophelia ähnlich sah. Ein Nobody, auf der Durchreise in Bukarest.
»Danke«, entgegnete ich plump, ehe ich mich von ihm distanzierte. »Ich muss gehen.« Mein Blick wanderte zurück zur Bar und traf schließlich wieder auf den des Barkeepers. »Stimmt so.«
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Romanian Nights - Seven Hearts of Bucharest
Romance‼️Zur Bearbeitung zurückgezogen‼️ BAND 1 | ABGESCHLOSSEN ✨ International-Mafia-Trope, Dark-Romance, Mystery, Thrill & Spice! Als Odette von ihrem Vater Raphael zurück nach Bukarest beordert wird, bricht eine Welt für sie zusammen. Sie soll einen de...