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Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen.

Genau eine Woche nachdem ich Noan im Krankenhaus das Versprechen gegeben habe, mit ihm auf ein einziges Date zu gehen, bin ich auf dem Weg zur Domplatte.

Im Vorbeigehen betrachte ich mich schnell in einer Schaufensterscheibe. Zum Glück ist das Wetter heute wieder deutlich besser als vor einer Woche. Die Sonne gibt alles, es ist ein herrlicher, goldener Spätsommerabend.

Ich habe mir zur Feier des Tages ein enges, blaues Bodycondress über meinen schlanken Körper gezogen und dieses mit schwarz-glitzernden Sandalen und einer schwarzen Jeansjacke kombiniert. Mein hellbraunes Haar habe ich zu großen Locken frisiert und meine Augen leicht geschminkt. Ich stelle zufrieden fest, dass ich gut aussehe, wobei Noan mich im Krankenhaus in einer solch katastrophalen Verfassung gesehen hat, dass es sowieso nur besser werden kann.

Ich biege um die Ecke und sehe Noan schon von weitem auf den Stufen vor dem Kölner Dom, dem Wahrzeichen unserer wunderschönen Rheinstadt sitzen.

Noan sieht wie auch schon letztes Mal wirklich gut aus. Er trägt eine dunkelblaue Jeanshose, ein weißes T-Shirt von Nike und ein schwarz-weiß kariertes Overshirt.

Als er mich entdeckt, erhebt er sich von den Stufen und kommt mir die letzten Schritte entgegen.

"Hey", begrüßt er mich strahlend und umarmt mich herzlich. Ich genieße die kurze, warme Umarmung und sauge unauffällig seinen himmlischen Duft auf.

Er mustert mich kurz anerkennend. "Gut siehst du aus."

"Im Gegensatz zu letztem Samstag auf jeden Fall", nehme ich mich selbst auf's Korn.

"Ich finde, dass du auch ungeschminkt und mit nassen Haaren im Jogginganzug gut aussahst."

Ich merke wie meine Wangen sich röten uns erwidere geschmeichelt sein Kompliment. "Du siehst auch wirklich gut aus, Noan."

"Ich habe überlegt, dass wir zuerst was essen gehen, hast du Lust?"

Eifrig nicke ich. "Ich habe extra noch nichts gegessen und habe einen Bärenhunger."

"Das trifft sich gut", beschließt er zufrieden. "Was ist dein absolutes Lieblingsrestaurant hier in Köln?"

Ich lege den Kopf schief und überlege kurz. "Trattoria Mamma Mia", antworte ich dann. "Das ist so ein kleiner Italiener in der Altstadt, so richtig Klischee wie aus der Miracoli-Werbung mit rot-weiß karierten Tischdecken, alten Kerzenleuchtern und Kellnern, die stur Italienisch mit dir sprechen, ob du willst oder nicht. Die Pizza dort ist aus dem Steinofen und die Tortellini alla panna sind ein Gedicht", gerate ich ins Schwärmen.

"Das klingt hervorragend. Du läufst vor und ich folge dir."

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Gute zehn Minuten später sind wir bei meinem kleinen, feinen Lieblingsitaliener angekommen. Wegen des schönen Wetters hat das Personal einige der Tische vor die Tür gestellt.

Wir nehmen unter einer der roten Markisen gegenüber voneinander Platz und studieren die Speisekarte.

"Sind Rotwein und eine gemischte Vorspeisenplatte okay?", erkundigt Noan sich. Es gefällt mir, dass er mich in alle Entscheidungen mit einbezieht. Er gibt mir damit das Gefühl, dass es ihm wichtig ist, dass ich mich wohlfühle.

Zufrieden nicke ich. Wir suchen uns beide noch eine Hauptspeise aus, Noan eine Pizza mit Meeresfrüchten und ich Tagliatelle mit Spinat und Lachs in Sahnesauce, bevor er für uns beide bestellt.

"Ich habe mich über deinen Namen gewundert", steigt Noan in das Gespräch ein und sieht mich aufmerksam an. Trotz seiner ausgeprägten Jawline und dem vollen Bart wirkt er so freundlich, wie ich es ihm auf den ersten Blick nie zugetraut hätte. "Bist du nur Deutsch oder hast du noch andere Wurzeln?"

ONE NIGHT TILL SUNRISEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt