mir dir.

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Vorsichtig schaue ich zur Seite. Er ist auf Instagram. Innerlich beruhigt mich das. Ich schaue wieder. Immer noch. Ein drittes mal. ,,Ist irgendwas, Felix?" Erschrocken zucke ich zusammen. Aber sein Lächeln auf den Lippen zeigt mir, dass er es lustig findet. ,,Ach ich wollte nur schauen, was du so machst...", stammel ich. ,,Das interessiert dich doch sonst nicht.", lacht er immer noch. ,,Denkst du.", erwidere ich sein Lachen. Dann beginne ich wieder das zu tun, was mich am Meisten verletzt. Ich beginne unser ewiges Spiel, bei dem wir so tun, als ob wir schwul wären. Natürlich ist das immer lustig gemeint. Zumindest für ihn.
,,Eigentlich wollte ich nur sichergehen, dass du mich nicht betrügst.", sage gekünstelt und lache.
,,Ach Felix, Schätzchen, wie könnte ich dich je betrügen."
,,Na dann lass' mich auf dein Handy schauen!" Ich strecke meinen Arm aus und will nach dem Handy greifen. Auf einmal ruft Alex fast: ,,Nein!" und zieht seine Hand ruckartig weg.
,,Entschuldige.", sage ich verwundert.
Er schaut nach vorne, versucht meinen Blick zu meiden. Doch dann treffen sie sich und es macht ,klick' in meinem Kopf.
,,Hast... Hast du eine Freundin?" Meine Stimme klingt zittriger, als ich es möchte.
,,Nein. Nein habe ich nicht."
,,Aber es gibt da jemanden...?" Mein Herz rast, in meinem Hals steckt ein fetter Kloß.
,,Ja...", sagt er erst etwas lauter, dann wird seine Stimme leiser, ,,ja... kann man so sagen..."
,,Aber, du scheinst ja nicht sehr glücklich zu sein..."
Von ihm kommt nur ein bejahendes ,,Hm."
,,Du... Du weißt, du bist mein bester Freund, du kannst mit mir über alles reden." Warum sage ich das? Ich verkrafte das doch gar nicht.
,,Da gibt's nichts zu bereden... Er liebt mich nicht. Ende."
,,ER?!", platzt es aus mir heraus.
Alex verliert die Kontrolle. Geschockt hält er seine Hand vor den Mund und schaut mich an, wie ein Reh auf der Landstraße, dass einen herangerast kommenden Lada sieht... Verängstigt und gelähmt. Doch dann springt er auf und rennt aus dem Zimmer. Ohne zu überlegen sprinte ich hinterher. Er hat bereits die Haustür verlassen. Longboard und Jacke sind noch da. Ich schnappe meine und haste hinterher. Draußen schaue ich mich schnell um. Da! Da ist er. Er rennt. Er rennt die Straße hinunter. Mein Körper erfährt einen Adrenalinstoß. Nach gefühlt sehr wenigen Schritten habe ich ihn bereits eingeholt. Ich strecke meinen Arm nach ihm aus und packe ihn.
,,Warum zur Hölle bist du weg gerannt?" Erschöpft stütze ich meine Arme auf meine Knie. ,,OK, dumme Frage. Weiß schon."
,,Nichts weist du." Alex hat sich mittlerweile abgewandt und schaut in die Sterne. ,,Nichts weißt du...", wiederholt er leise.
,,Das glaube ich eher weniger."
Er lacht kurz. Es ist nicht echt.
,,Ach ja? Wenn es so wäre, hättest du nicht mein Handy nehmen wollen. Dann hättest du nicht andauernd dieses dumme Spiel angefangen."
,,Was ist dein Problem? Du stehst auf einen Typen. Na und?"
,,Auf einen Typen...", macht er mich nach, ,,Weißt du... jetzt ist ja sowieso alles zu spät."
Er dreht sich um und gibt mir einen Kuss auf die Lippen. ,,Wenigstens ein mal...", murmelt er. Dann kehrt er mir wieder den Rücken zu und läuft weiter die Straße hinunter. Und ich stehe da, wie so ein Depp. Erst jetzt merke ich, wie er zittert. Ferngesteuert stolpere ich ihm nach. Währenddessen ziehe ich meine Jacke aus. Als ich bei ihm bin, lege ich sie ihm einfach über die Schultern.
Er zieht sie abweisend herunter und drückt sie mir in die Hand.
,,Herrgottnochmal! Jetzt bleib' schon stehen. Oder es gibt für den Abend 2 gebrochene Herzen..." Der Kleine dreht sich um. Mit großen Augen starrt er mich an. ,,Du... Du... Wehe du tust das aus Mitleid.'' ,,Ich tue viel aus Mitleid. Aber nicht das.'' Ich ziehe ihn an mich heran und schiebe meine Finger zwischen seine. Wir sind uns mittlerweile so nah, dass ich seinen Atem spüren kann. ,,Felix, ich habe Angst. Das alles kommt mir so surreal vor.'' Ich entferne mich ein wenig. ,,Warum?" ,,Es ging alles so schnell und war so leicht. Auch, dachte ich nie... Dass... Dass du auch... schwul bist. Dass du dasselbe für mich empfindest, wie ich für dich." ,,Wenn dir das etwas hilft, machen wir ganz langsam...", komme ich ihm entgegen. ,,Eventuell hilft es dir, wenn wir erst darüber sprechen.'' Er lehnt seinen Kopf gegen meine Brust. ,,Das findest du jetzt bestimmt voll komisch von mir, oder?" ,,Nein, ich verstehe was du meinst." Er zittert wieder. Ich Idiot. Ich lege ihm meine Jacke um den vibrierenden Körper. Dann verschränke ich meine Arme hinter seinem Rücken. Er hört auf. ,,Dankeschön.", flüstert er. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn.

Wenig später sitzen wir mit einem Gläschen Wein auf der Couch und sprechen uns aus. Wie wir es geschafft haben, es voreinander geheim zu halten, wie lange wir uns schon lieben und seit wann wir wissen, dass wir nicht hetero sind. Die Antwort auf die letzte Frage war klar. Seit wir und das erste Mal gesehen haben.
Eigentlich möchte ich ihm die ganze Zeit nur in die Arme stürzen und ihn zu Tode küssen. Aber geduldig höre ich ihm zu. Alex braucht das glaube ich. Im Gegensatz zu mir, hatte er bereits jegliche Hoffnung in unsere Liebe verloren und war total am Ende.

Nach fast 1,5 Stunden sprechen und etlichen Weingläsern wird die Stimmung immer aufgelockerter. ,,Nach dem Reden, fühle ich mich viel besser." Ich lächel ihn breit an. Aber sein Lächeln verrät mir noch etwas anderes. Er rückt näher an mich heran und drückt mich langsam auf den Rücken. ,,Es soll perfekt werden." ,,Das wird es.", hauche ich. Mein Körper kribbelt. Ich lege meine Hände an seine Rippen, ungefähr auf Brusthöhe. ,,Aber du willst heute doch noch nicht..." ,,Wer weiß.", lächelt er. ,,Kommt darauf an, wie gut du küsst." ,,Was ist wenn ich es nicht gut mache?" ,,Ich glaube, das ist bei dir unmöglich." ,,Woher willst du das wissen?", necke ich ihn. ,,Keine Ahnung. Ich weiß es einfach." ,,Wollen wir es doch hoffen." Er schaut mir in die Augen. Dann lächelt er. ,,Was ist?", lächel ich zurück. ,,Ich bin glücklich."

Die Distanz zwischen unseren Lippen beträgt weniger als 5cm. Dann tue ich es einfach. Ich hebe meinen Kopf und küsse ihn. Zuerst ist er kurz erschrocken, dann entspannt er sich sofort. Sie, seine Lippen sind perfekt. Die schönsten, die ich je geküsst habe. Nun, es waren noch nicht viele. Er schließt seine Augen und seine Zunge kommt ins Spiel. Mein Körper vibriert und mein Herz schlägt schneller.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 08, 2015 ⏰

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