Das Kind steht vor einem weiten Raum, der ihm unendlich groß erscheint und vergisst in diesem Moment alles andere rundherum, selbst wie es ins Haus gekommen ist. Es scheint, als gäbe es keinen Gang, kein Rundherum, nur dieser riesige Raum. Es sieht den Hasen aus Disneys Bambi: Klopfer. Ein süßer Hase, der sich der Pfote hinter seinem Ohr kratzt.
Abermals Zwischengedanken der Autorin: Es überkommt mich erstmals das Gefühl der Dankbarkeit oder besser gesagt Zufriedenheit, während ich gerade in meinem Keller sitze. Eine Freundin nennt den Keller auch gerne auch Analysekeller. Warmes, gelbliches Licht, beleuchtet meine geschriebenen Worte. Es scheint, als würden mir Tränen aufsteigen. Ich kann mit diesen Tränen nichts anfangen. Eine Kerze, die sich in einer Schüssel befindet, zeigt sich allein durch ihr warmes Leuchten, denn sie ist in der Schüssel versteckt. Das allererste Mal höre ich mich denken: Ich bin froh, dass es Winter ist, ich will den Sommer gerade nicht. Seltsam.
Ganz viele Trickfiguren sind in diesem Raum. Manche spazieren, andere sind in Gruppen im Raum aufgeteilt. Das Kind kann seinen Augen nicht trauen. Es erinnert sich wie unendlich traurig es war, als es erfuhr und erkennen musste, dass sie nie echt waren. Ein Trick eben. Es konnte es lange nicht glauben und jetzt steht es da. Sieht sie. Ist fassungslos und plötzlich taucht ein Kribbeln in seinem Bauch auf, das sich den Weg langsam nach oben bahnt. Das Kind ist so aufgeregt; es möchte diesen Moment mit jemandem teilen. Der Käfer, der Käfer, hört es seine Gedanken rufen. Es blickt auf seinen Schuh und seine Augen werden noch größer, denn nun ist auch der Käfer zu einer lebendigen, herzigen Zeichnung geworden. Das Kind bückt sich und streckt dem Käfer den Finger hin. Er krabbelte auf die Finger.
"Ich kann dich fühlen, du, bist echt!"
Die kleinen Beinchen des Käfers hinterlassen ein Gefühl von winzig kleinen Schweißperlen an einem heißen Sommertag.
"Bist du wirklich eicht?"
Das Kind ist verwirrt, aber viel zu aufgeregt, um sich der Verwirrung hinzugeben.
"Hallo Klopfer"
Der Hase hört die Stimme des Knies und blickt auf.
Zwischenrufe der Gedanken: Entwickelt sich die Geschichte etwa zu einer Kindergeschichte? Räume eines Kinderbuches? Aber, warum darf man eigentlich nicht in die eigene kindliche Seele blicken?
Es scheint, als wüsste der Hase nicht so recht, wie er mit dem Kind umgehen sollte.
"Komm her.", sagt das Kind und streckt ihm die Handfläche entgegen. Der Hase bewegt sich nicht, nur sein Atmen verrät seine Lebendigkeit. Das Kind überlegt sich, wie es wohl zum Hasen durchdringen kann. Es wird sich gewahr, dass es den Ast immer noch in der Hand hat. Blickt in seine Hand, den Ast entlang und findet ein Blatt an ihm hängen und reißt es vorsichtig ab.
"Es ist zwar kein Salatblatt, aber vielleicht willst du das?"
Der Hase scheint eine Augenbraue zu heben, als würde er überlegen, bewegt sich aber nicht auf das Kind zu. Das Kind legt das Blatt vor sich auf den Boden und wartet geduldig ungeduldig. Es würde ja schließlich auch nicht einfach einem wildfremden Wesen Vertrauen schenken. Klopfer entschließt sich das Blatt zu inspizieren, während das Kind sich auf den Boden setzt und in seinen Gedanken versinkt.
Es hat noch nie verstanden, warum in Trickfilmen auch immer böse Geschöpfe ihr Unwesen treiben müssen. Warum so unheimliche Gestalten kreieren und zum Leben erwecken? Es hofft nur, dass es in diesem Raum keine gibt.
Es beginnt einen Hauch eines warmen Gefühls auf seinem Schoß zu fühlen, das es aus einen Gedanken zurück in den Raum führt. Es ist Klopfer, der es als Gegenstand der Umgebung untersucht. Das Kind streichelt ihn und er lässt es sich gefallen, während er sie weiter untersucht und beschnüffelt.
"Du bist wirklich echt", sagt das Kind ruhig und behutsam, will es den Hasen ja nicht verjagen.
"Hat dir das Blatt doch geschmeckt?"
Nachdem sie sich beide kennengelernt haben, steht das Kind auf, den es gibt noch so vieles in diesem Raum.
"Spieglein, Spieglein an der Wand, sag mir wo bin ich, in welchem Land?", fragt das Kind, nachdem es einen Spiegel entdeckt und sich davon überzeugt hatte, dass nichts Unheimliches oder Überraschendes vorzufinden ist. Es sieht nur lange dunkle Haare in 2 Zöpfe geflochten, einen Rucksack und den gezeichneten Käfer, der mittlerweile in der Brusttasche des T-Shirts saß und alles von oben aus bestaunte.
Gedanken der Autorin: Ich weiß gerade nicht, ob der Spiegel sich verändern soll, ein Bild oder gar ein Text mit Anweisungen erscheinen soll.
Nun erst bemerkt das Kind durch den Blick in den Spiegel, die Welt hinter ihm, welch sich im Spiegelbild findet. Bei einem Gedanken muss es kurz lachen: wenn ich mich jetzt umdrehe, liegt diese Welt nicht hinter, sondern vor mir, aber Halt, da ist ja noch etwas zu sehen.
"Was ist das auf dem Spiegel? Ist es Staub? Ist es Schmutz? Was meinst du Käfer?"
Es reibt an der entdeckten Stelle und findet eine Gravur vor: "Das ist Deine innere Welt in die du dich zurückziehen kannst, oder eintauchen oder Neues wieder entdecken kannst, aber bedenke, damit diese Welt blühen kann, musst Du sie mit dem Leben der Außenwelt gießen."
So ganz versteht das Kind den Satz nichts bei irgendwie weiß es, dass es sich diesen Satz merken soll.
"Ok", sagt es entspannt und dreht dem Spiegel den Rücken zu, damit es sich dieser Welt zuwenden kann.
Mit dem Spiegel im Rücken fühlt es sich plötzlich ganz unwohl. Es hat dann doch etwas Unheimliches. Das Kind muss nun an die Pappfiguren denken. Was wenn es regnet? Was passiert dann mit ihnen? Regentropfen, die Scheines nun klar zu hören.
"Muss ich ihnen helfen?", fragt es den kleinen Käfer, der es sich nunmehr auf seinem Handgelenk gemütlich gemacht hat. Das Kind blickt zur Tür; es mag diesen Raum, aber es kann sich gerade nicht auf die vielen Neuentdeckungen konzentrieren, scheint das Klopfen der Regentropfen immer lauter zu werden.
