Kapitel 8. Die bunten Pfeile

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Neugierig macht sie sich auf den Weg, den Pfeilen zu folgen. Sie wirken fast irgendwie verspielt. 

Es taucht eine Erinnerung oder doch ein Bild auf. Sie sitzt in einem Cafe, schreibt etwas als ein älterer Herr auf sie zukommt. "Ich schreibe auch", sagt er. Er zeigt ihr eine Cafehausrechnung, aus deren Rückseite er seine Gedanken niedergeschrieben hatte. 

"Ein Leben lang, auf der Suche nach dem Guten, nach der Hoffnung. Mit dem Alter wird es immer schwerer, aber man tut sein Bestes." 

Sie muss lächeln, während sie diesen alten Mann vor ihren Augen sieht und gleichzeitig den Pfeilen tanzend folgt. Sie hebt den Blick vom Boden, der sie zu einem Fenster führt. Wieder sieht sie die Pappfiguren, die sie fast schon vergessen hatte. Sie stehen draußen auf einem Betonboden. Der war doch vorher nicht da, denkt sie sich, oder ist er mir nicht aufgefallen? Wieso das? Plötzlich entdeckt sie ein grünes Etwas aus dem Beton emporragen. Was ist denn da daneben? Sind das etwa Zigarettenstummel? Es scheint fast so. So manch einer würde dies grüne Etwas als Unkraut verstehen, aber in diesem Moment scheint es für sie, als wäre das Unkraut ein Zeichen für einen unbrauchbaren Lebenswillen zu sein. Das grüne Etwas wächst entspannt. Vielleicht steht es ebenso um die Hoffnung? Wie Unkraut wächst, wächst auch sie? Man kann sie ausrupfen, aber sie erscheint an einer anderen Stelle wieder und bahnt sich ihren Weg. Unaufhaltbar. Dabei gilt, sie immer wieder zu entdecken. Ist grün nicht auch die Farbe der Hoffnung? 

Ein Blinken reißt sie aus ihren Gedanken. Es sind die Pfeile, die nun auch zu blinken begonnen hatten, als würden sie ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen, wie Kinder ihre Eltern ungeduldig an der Hand ziehen, wenn sie ihnen etwas Besonderes zeigen möchten. Wieder muss sie lächeln. 

"Ich komme ja schon ihr lustigen bunten Gestalten." 

Automatisch, ohne darüber nachzudenken hüpft sie von einem Pfeil auf den nächsten, als wäre sie vom Blinken angesteckt worden. Sie stellt sich vor, als wären die Pfeile Baumstämme im Wasser, doch diese verwandeln sich im nächsten Moment in bunte Klaviertasten. Bei jedem Sprung ertönt ein Klang. Bunt, klangvoll, leicht und voller Hoffnung - so könnte wohl ihr sprunghafter Weg zum nächsten Raum bezeichnet werden. und wieder steht sie vor einem Spiegel. 

"Liebes Haus, hast due denn nicht auch etwas Originelleres als immer diese Spiegel? Du bist ja schließlich kein Spiegelkabinett oder? Du bist doch so viel mehr als ein Abklatsch aller Seelen?" Das Haus antwortet ihr nicht. Die Stimme, die beim Gruselkabinett zu ihr sprach scheint ich zu schweigen. 

"Witzig, du hast es mit den Spiegeln und ich mit den Kabinetten; nun gut, lass nur sehen, was dieser Spiegel wohl zu zeigen hat; - 

Ist das dein Ernst? Oh lala, das habe ich jetzt nicht erwartet? Wo ist denn mein kleiner Freund?", fragt sie, denn sie hatte ihn ganz vergessen. Sie hatte auch vergessen, dass er sich in einer anderen Gestalt in einem Photo niedergelassen hatte. Es scheint fast, als würde er dort auf sie warten müssen bis sie den nächsten Raum, in dem er noch nicht zu existieren schien, erkundet hätte.   


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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 09, 2024 ⏰

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