Kapitel 14

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Alinas Sicht:
Das Taxi brachte mich direkt zu den Espositos. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, aber die Sonne war bereits untergegangen. Ich gab dem Taxifahrer Geld und stieg aus ohne auf das Wechselgeld zu warten. Obwohl es erst Herbst war, fühlte sich die Luft so eisig an wie im Dezember.
Als ich vor der Haustür ankam atmete ich tief ein und aus. Ich sog das bisschen Licht, was mir die Laterne schenkte, ein und klingelte. Es dauerte eine Weile bis sich etwas rührte. Ich hörte einen dumpfen Schlag und hoffte, dass es die Tür zum Keller war. Der schrille Schrei, den ich leise hören konnte ließ mich aufschrecken.

Ich hämmerte gegen die Tür, und betete, dass mich Alejandro hörte und mir endlich aufmachen würde. Doch weder die Tür ging auf noch passierte sonst irgendwas. Joanne konnte nicht im Haus sein, da sie sonst schon längst die Tür geöffnet hätte. Nein, sie hätte es garnicht dazu kommen lassen, dass Alejandro sich meine Freunde schnappt.
Ich vernahm einen weiteren Schrei. Jetzt war ich mir sicher, dass es Markus war, der hier schrie. Ich bekam Panik und begann ums Haus zu laufen, um irgendeinen Eingang hinein zu finden. Doch Fehlanzeige. Kein Fenster war offen, keine Tür war angelehnt. Schweißperlen sammelten sich auf meiner Stirn und auf meinem Rücken lief es in Strömen eiskalt hinunter. Ich zwang mich zur Ruhe und setzte mich auf einen der Gartenstühle, die auf der Terrasse standen. Ich musste irgendwie in diesen Keller rein... koste es was es wolle.
Ich lies den Kopf sinken und schloss kurz die Augen. Moment... ich riss die Augen wieder auf. Unter meinem Stuhl war schwaches Licht zu erkennen! Natürlich! Der kleine Schacht unter mir verband den Keller mit der Terrasse. Ich schob den Stuhl beiseite und rüttelte an dem Gitter. Wiedereinmal verfluchte ich meine fehlende Muskelkraft. Ich sah mich nach irgendetwas stabähnlichem um. Glücklicherweise stand die Golfausrüstung, die wahrscheinlich vom Vorgänger vergessen worden war, noch an die Wand gelehnt. Ich schnappte mir einen Golfschläger, rannte zurück zu der kleinen Öffnung und versuchte diese aufzuhebeln...

Zehn Minuten später stand ich in dem spärlich beleuchteten Keller. Mich umsehend, wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Ich kannte mich kaum aus hier, aber meine Angst um Markus trieb mich weiter in die Tiefen des Kellers hinein. Ich ging immer dem Licht entgegen. Bis ich vor einer Tür mit einem kleinen Fenster angekommen war. Ich lehnte mein Ohr dagegen und hörte nur ein leises Röcheln, Schritte und klimpern. Ich versuchte einen Blick durch das Fenster zu werfen, aber ich hätte auch aus hundert Metern Entfernung erkannt, dass die Flüssigkeit die in diesem Moment an das Glas klatschte, Blut war.

Markus Sicht:
Alejandros Gesicht war so von Wut und Angst verzerrt, dass er nicht mehr aussah wie ein Fotomodel von H und M. Er sah aus wie ein Monster. Die Flecken von meinem Blut auf seiner Wange und um seine Mundwinkel machten das Bild vom Psychopathen perfekt.
Er hatte mich zuvor mehrere Male in den Hals gebissen, was sich jedesmal anfühlte, als würde mir die komplette Lebensenergie ausgesaugt werden.
Jetzt wühlte er in einem Werkzeugkasten nach etwas. Was er herausnahm war ein Sägeblatt von einer Säge, wie man sie für Holzarbeiten nehmen würde, grob und verrostet. Einatmen, ausatmen, wenn ich das noch so nennen kann. Ich sah wie er mit dem alten Ding auf meine Brust zielte und warf.
Unfähig Schmerz zu empfinden, lag ich an die Wand gelehnt und schaute in die Leere. Alles was mir übrigblieb war auf ein Wunder zu hoffen... Dann sah ich wie blonde Haare und rote Wangen durch die Scheibe linsten. Dieses Gesicht würde ich immer wieder erkennen. Alina. Ich riss ungläubig die Augen auf, was bei Alejandro nicht unbemerkt bliebt. Er drehte die Schlüssel im Schloss rum und öffnete die Tür:
"Kommen Sie rein, junge Frau, kommen Sie rein. Können Sie raus schauen.Haha..."

Alinas Sicht:
"Aber jetzt mal ernsthaft. Schön, dass du da bist Alinchen! Jetzt können wir ja zu dritt spielen!"
Sein Lächeln zeigte mir alle seine Zähne und das machte mir Angst...

Allein in der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt