Kapitel 17

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Felix's Sicht:

Weil ich keinen blassen schimmer hatte, was ich tun sollte, als ich Alina's Nachricht bekam, stand ich wie eingefroren in unseren Hausflur. Es reichte schon, dass sie mich angerufen hatte, mit ihrer zitternden, fast gebrochenen Stimme. Aber der Gedanke, dass sie in einem Keller saß und misshandelt wurde, wie in einem der verkorksten Filme der Wrong Turn-Reihe, machte mir eine scheiß Angst.
Es war erst eine knappe Stunde vergangen seitdem sie gegangen war. Nachdem du sie vertrieben hast, sagte eine bittere Stimme in mir. Ich hatte ihr nicht glauben wollen. Ich hatte sie vertieben und damit vielleicht in eine schlimme Situation getrieben.

Ich stand immer noch regungslos im Flur. Auf der Komode stand eine Uhr, die mindestens mein Alter hatte. Sie tickte. Es war das einzige Geräusch im Haus. Meine Mutter war sicherlich über ihrem Krimi eingeschlafen wie sie das fast jeden Abend tat. Für sie waren Tote, Gefahrensituationen und Angst Teil ihres Berufes und fest im Alltag verankert.
Doch ich, ihr 18 Jahre alter Sohn, konnte damit nicht umgehen. Ich war es gewohnt alles berechnen zu können. Mathe war schon immer mein Lieblinhsfach gewesen. Alles war so vorhersehbar. Immer wurde das gleiche berechnet. Manchmal mit anderen Wegen...
Alter...was stehst du eigentlich hier rum?!
Ich ging an den Schrank meiner Mom und Kramte nach der Tasche, die ich vorhin zusammen mit Alina begutachtet hatte. Die Waffe war immer noch darin. Automatisch griff ich danach und entnahm das Magazin, um den Inhalt zu prüfen.
Mir war bewusst, dass meine Mutter mich vierteilen würde, wenn sie bemerkt, dass ich ihre Waffe genommen hatte. Aber ich sah grade einfach keine andere Möglichkeit um mich dem, was vielleicht noch kommen würde, zur Wehr zu setzen.
Das Magazin war noch fast voll. Ich nahm mir noch ein weites Magazin aus der Schublade. Ich wusste ganz genau, dass es die zweite von unten war. Danach sicherte ich die Pistole und schob sie unter den Bund meiner Hose. Das Metall fühlte sich unentlich kalt und fremd an meiner Haut an. Fast als wollte es nicht zu mir. Als wäre dieser Gegenstand nicht für meine Hände bestimmt.

Ich setzte mich in den Wagen meiner Mom und startete den Motor. Ich hoffte, sie hatte mich nicht gehört und drückte das Gaspedal durch.

10 Minuten später war ich am Haus der Neuen angekommen. Es war lägst stockdunkel. Jeder Blitzer hätte mich heute meinen Führerschein gekostet. Gott sei Dank war die Straße frei.

Als ich nun vor dem Haus stand hatte mich meine Selbstsicherheit vollends verlassen. Statt mich ersteinmal umzusehen, entsicherte ich meine Waffe und hielt sie vor mich, wie ich es oft in Kinofilmen gesehen hatte. Beide Hände an der Waffe, versuchten jetzt meine Beine sich einen Weg zu suchen.
Ich ging einmal um das gesamte Haus herum um sicher zu gehen, dass niemand draußen war. Dann sah ich mich nach einer Möglichkeit um ins Haus, oder besser in dessen Keller zu gelangen.
Ich sah, dass bereits auf der Terasse ein Gitter von einem Schacht, der bestimmt ins Hausinnere führte, gehoben worden war. Ist Alina hier durch gegangen?
Ich quetsche mich durch den offenen Schacht und landete mit beiden Beinen auf Betonboden. Es roch muffig, das Licht war gedimmt und Spinnenweben hingen von der Decke noch und nöcher. Doch das mit Abstand unheimlichste war das Gefühl beobachtet zu werden, dass mich nun beschlich.
Am Ende des Ganges war eine Tür geöffnet und es dauerte nicht lange da erkannte ich blonde Haare, die an die Wand gelehnt waren.
Im Raum angekommen, hätte ich am liebsten meinen gesamten Mageninhalt rausgekotzt. Eine blutverschmierte, verrostete Säge lag auf dem Boden. Daneben ein übel zugerichteter Markus. Er saß ihn einer Blutlache und sah unglaublich leblos aus.
Neben ihm lag Alina, halb nackt, auf dem blanken Beton. Ihr Schienbein war in der Mitte gebochen. Die Knochen und das Blut hatten sich mit dem Fleisch gemischt und bildeten eine widerlich aussehende Wunde.
Ich steckte die Pistole in meinen Hosenbund, stürte auf sie zu und nahm ihr viel zu blasses Gesicht in meine geschwitzen Hände.
"Alina? Sag bitte, bist du da? Sag mir, dass du lebst..". Mir rollte eine Träne über mein Gesicht, als sie nicht reagierte. Ich legte ihren Kopf vorsichtig zurück und sah ihr Bein an. Klar, die Wunde war tief aber sie müsste es überleben.
"Hörst du Alina? Du musst leben!"
Ich sah dass sie die Hand von Markus in ihrer hielt. Es verpasste mir einen Stich und ich musste wegschauen.
Wie programmiert wählte ich den Notruf und gab wie gelernt meinen Namen, Adresse und Anzahl der Verletzten wieder...

Ich hatte grade aufgelegt, da nahm ich eine Bewegung hinter mir war.
"Ihr Menschen seid so leicht zu ködern. Dumn und verseucht von Mitgefühl und Angst um eure Lieben. Naja mir soll's recht sein. Ich habe meinen Spaß, haha."
Alejandro lachte dunkel und mir entlockte es eine Gänsehaut. Ohne zu zögern griff ich an meinen Bund, wo noch immer die ensicherte Waffe steckte und schoss auf diesen Widerling.
Obwohl ich getroffen hatte, juckte ihn das scheinbar kaum. Er lachte wieder und schrie mich an: "Du dreckiger Hurensohn! DU bist MEIN Spielzeug und nicht anders herum!!" Mit diesen Worten, rauschte er zu mir rüber, schlug mir die Pistole aus der Hand und packte mich am Kragen.

Alinas Sicht:
"Lass mich mich gehen du Dreckskerl! Ich werde uns hier rausholen!"
Geräusche sickerten durch mein verwaschenes Gehirn. Er ist da! Felix ist gekommen. Felix hörte sich wütend an.
"Ihr werdet gehen, wenn ich nicht mehr spielen mag." Alejandro klang belustigt.
Ich wollte weiter zuhören doch ich schweifte ab und meine Lider wurden schwer.
"Aaau! Du bist doch krank!", schrie Felix.
Ich riss meine Augen auf und sah wie Alejandro Felix in den Arm biss. Die klaffende Wunde ließ vermuten, dass er nicht gerade vorsichtig vorgegangen war. Blut rann über Felix Arm.
Ich versuchte meine Stimme zu finden:"Hör auf...", kam es rasselnd aus meiner Kehle,"....wenn Joanne das mitbekommt....wie du...was...". Meine Stimme versagte. Alejandro sah mich an. Innerhalb einer Milisekunde kniete er vor mir und drückte mit seiner Hand mein Kinn nach oben sodass ich ihm direkt in die Augen schauen musste.
"Pass mal auch mein Zuckerpüppchen... Joanne ist nicht hier, wie du und deine kleinen Freunde hier bestimmt schon erkannt habt. Aber mir ist einfach danach mit euch zu spielen, ok? Und niemand wird mich davon abhalten. Oder siehst du das anders?", er schaute mich an als erwartete er tatsächlich eine Antwort. Als aber keine kam, verlor er sein Interesse an mir und wandte sich wieder Felix zu...

Er biss immer und immer wieder zu. Felix versuchte sich zu wehren, aber Alejandro war einfach zu stark.
Ich konnte nicht reagieren, nicht schreien, nicht kämpfen, nicht einmal reden konnte ich.

Doch plötzlich erschien jemand in der Tür. Joannes engelsgleiches Gesicht war von Ungläubigkeit verzerrt und ihre Augen vor Schreck geweitet.
"Was soll das?! Was machst du da?", kreischte sie.
Ihr Bruder blieb gelassen:" Spielen, Schwesterherz, spielen. Du warst nicht da. Hast wahrscheinlich deinen nächsten Schachzug gegen mich geplant, was? Aber soll ich dir was sagen?", seine stimme wurde immer lauter und rauer. Er schien die Selbstbeherrschung zu verlieren.
"Alles was hier passiert geht auf deine Rechnung."
Damit drehte er sich um, packte Felix Kopf und drehte ihn bis es knackte. Felix Körper sackte leblos zusammen und schlug hart auf dem Boden auf.

"Nei..n!", krächtzte ich. Tränen strömten aus meinen Augen.
Alejandro war weg bevor Joanne aus ihrer Schockstarre erwachen konnte.
"Felix...", hauchte ich traurig.
Und dann hörten wir die Sirenen der Einsatzwagen dröhnen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 22, 2017 ⏰

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