Triggerwarnung: Gewittermond hat PTBS und in diesem Kapitel einen Flashback, da er spielerisch von einem Jungen angegriffen wird. Lesen auf eigene Gefahr!
Entspannt sah sich Gewittermond im Lager um. Alles war in bester Ordnung. Fichtenasche beschäftigte die Jungen vor der Übergangskinderstube, Blaubeerpfote und Abendpfote lagen nebeneinander auf einem großen Stein und ließen sich vom wenigen Sonnenlicht wärmen, das seinen Weg durch die dichte Wolkendecke fand.
Feuerdorn hatte Mottenfluch und Zapfenpfote auf eine Patrouille mitgenommen und Schwarzpfote sammelte einige Kräuter ein, die er vor dem Heilerbau zum Trocknen ausgebreitet hatte.
Urplötzlich, niemand hatte etwas geahnt, bohrten sich Krallen in Gewittermonds Schultern.
Die Panik, die seine Adern zum Kochen brachte, ließ all seine Sinne überfluten und bevor er überhaupt registrieren konnte, was passiert war, wurde er in eine seiner schlimmsten Erinnerungen gezogen.
„An mir kommt ihr nicht vorbei! Die Frischbeute gehört uns, ihr dreckigen DonnerClan-Fratzen!"
Ein dunkelschildpattfarbener Krieger fauchte und seine blauen Augen blitzten zornig. Eine kleinere, hellgraue Königin eilte ihm zu Hilfe und zog ihre langen Krallen über die Flanke eines bärenhaften, schwarzen DonnerClan-Katers.
Während Gewitterpfote angstvoll zusah, wie seine Eltern vernichtend geschlagen wurden, schlich sich von hinten eine zweite DonnerClan-Katze an ihn heran.
Sie bohrte ihre langen Fänge tief in seine Schultern und er kreischte auf: „Mama! Papa! Hilfe!"
Die hellgraue Kämpferin drehte sich blitzschnell um und wollte schon auf seine Entführerin losgehen, da zog Bärenblut, der DonnerClan-Krieger, seine Krallen über Traumjägers Kehle. Sein Vater brach zusammen.
Gewitterpfotes Augen weiteten sich voller Angst und mit Schrecken musste er zusehen, wie der riesenhafte Krieger seine Mutter beim Genick packte und mit einem ekelerregenden Knacken gegen den Flussfindling schleuderte.
„DonnerClan, Rückzug! Wir haben alles, was wir wollten!"
Die Kriegerin ließ ihn zu Boden fallen und hilflos musste der junge Schüler mitansehen, wie seine Eltern ihren Lebensatem aushauchten.
„Gewittermond! Du bist nicht mehr da! Du bist hier, bei mir, bei Feuerdorn, deinem besten Freund! Bitte, komm wieder zurück."
Der dunkelschildpattfarbene Krieger zitterte wie Espenlaub, obwohl sich ein warmer Pelz um ihn geschlungen hatte.
„Es ist alles gut. Schau mich an."
Die himmelblauen Augen leuchteten wie zwei Hoffnungsträger und Gewittermond schien in ihnen zu versinken. Er presste sich an seinen Freund, suchte die Wärme und die Geborgenheit, die er ihm gab.
„Es ist alles gut, Gewittermond. Komm, wir gehen ein Stück gemeinsam."
Der Andere stützte ihn und mit vorsichtigen Schritten verließen sie das Lager. Sanft leitete Feuerdorn ihn von den gewohnten Pfaden auf eine kleine Lichtung und half ihm, sich, geschützt von einem dichten Wacholderbusch, hinzulegen.
„Möchtest du darüber reden, Gewittermond?"
Der Dunkelschildpattfarbene wollte schon schnauben, da erinnerte er sich daran, dass Feuerdorn ihm nur helfen wollte, sein Freund war und er ihm vertrauen konnte.
„Tut mir leid, ja, ich versuch's. Dir zuliebe mit möglichst wenig Sarkasmus. Den verstehst du ja nicht."
Feuerdorn rollte die Augen, ein warmes Lächeln legte sich aber dennoch auf seine Züge.
„Ich habe meine Eltern sterben gesehen, schon wieder. Und ich hatte gehofft, die Visionen hätten aufgehört."
Verständnis war das einzige, was er in den Augen des anderen Katers sah, also versuchte er wenigstens, seine Gefühle in Worte zu fassen.
„Ich weiß ehrlich nicht, wie ich mich jetzt fühle. Verwirrt? Traurig? Genervt?"
„Ich weiß, wie ich mich fühle, Gewittermond. Und es wird vermutlich unsere Freundschaft zerstören, aber das ist mir gleich. Ich liebe dich, Gewittermond. Das habe ich schon immer."
Und endlich, endlich bekam das Gefühl, das Gewittermond jedes Mal verspürte, wenn er Feuerdorn ansah, diese Schmetterlinge in seinem Bauch, einen Namen. Liebe.
Und er wusste, er mochte den Roten auch sehr gerne, liebte ihn vielleicht sogar.
„Ich glaube, Feuerdorn, ich liebe dich auch."
Er schmiegte seinen Kopf an den kleineren seines Freundes und schnurrte tief und brummend. Dann fuhr er sanft mit der Zunge über das Ohr des Hellorangenen und murmelte immer wieder: „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich. Das klingt schön."
Wie es jetzt weitergehen sollte, wusste er nicht. Er wusste nur, er würde Feuerdorn nicht so schnell davonkommen lassen.
„Also, Anführer, wie geht es weiter? Wir lieben uns, das haben wir jetzt festgestellt, aber wir müssen auch die Gruppe betrachten. Ich bin immer noch angeschlagen, Schwarzpfote braucht einen Heilernamen, du musst früher oder später zum Sternenfall und im Allgemeinen besteht die Gruppe aus Königinnen und Jungen."
Feuerdorn nickte geschlagen.
„Du hast Recht, Gewittermond. Bevor wir diese Fragen jedoch klären, habe ich noch eine Frage an dich."
Plötzlich wirkte der Kater äußerst nervös und konnte dem Dunkelschildpattfarbenen nicht in die Augen sehen.
„Würdest du - würdest du eventuell mein Gefährte sein wollen?"
Der sanfte Riese schnurrte und drückte seine Nase in das Fell des Hellorangenen.
„Liebend gerne, Feuerdorn."
„Gut, dann beantworte ich dir alles. Schwarzpfote bekommt bald seinen Heilernamen, sobald ich zum Sternenfall aufbreche. Wenn möglich, machen wir uns schon bald auf den Weg, wir brauchen nur ein Zeichen, dass der SternenClan einen weiteren Clan billigt. Wir werden die Schüler bald zu Kriegern ernennen.
Ich denke außerdem, dass die verfrühte Ernennung von Rosenpfote und Farnpfote auf jeden Fall gerechtfertigt war. Eiswald und Ginsterzunge waren sicher gute Wahlen. Besonders Rosenpfote lernt sehr schnell und ist sicher auch bald bereit, zur Kriegerin ernannt zu werden. Vielleicht noch vier Monde, dann ist sie sicher bereit. Wir leben ja auch schon seit drei Monden hier."
Gewittermond nickte und legte seinen Schweif auf den Rücken seines Gefährten.
„Lass uns ins Lager zurückkehren, es riecht nach Regen."
Er hatte die beste Nase der ganzen Gruppe und es roch deutlich nach schweren Wolken, die sich von den Bergen aus näherten. Feuerdorn schien ihm zu glauben, denn er half dem Schildpattkater auf und ließ ihn sich anlehnen.
Leichte Schmerzen zogen sich immer noch bei jedem Schritt durch seinen Körper, aber es wurde bereits besser.
Kurz nachdem sie das Lager erreicht hatten, holte Schwarzpfote Feuerdorn auch schon zu ihm in den Bau, denn er hatte scheinbar ein Zeichen vom SternenClan erhalten. Gewittermond hingegen zog sich zu Abendpfote, Blaubeerpfote und Zapfenpfote zurück, die mit skeptischen Blicken zu den dunklen Gewitterwolken hinaufblickten, die mittlerweile den halben Himmel zu bedecken schienen.
Schon bald erfüllte ein Platzregen die Lichtung und alle versteckten sich in ihren Bauen, in der Hoffnung, nicht nass zu werden. Nach einigen Minuten kamen drei klatschnasse Gestalten ins Lager gestolpert und sahen sich suchend um.
Jasminhimmel und Eiswald.
Und eine Fremde.
DU LIEST GERADE
Die Jasmin-Chroniken: Teil 1 - 4 [MMFF]
Fanfiction«Wenn der Himmel fällt, ist der Untergang gekommen.» Jasmin. Gewittermond. Silberstern. Farnjunges. Eine Einzelläuferin. Ein Krieger. Eine Anführerin. Ein Junges. Dies ist eine Chronik von Verrat, Schmerz, Liebe und Hoffnung. Dies ist die Geschichte...