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Triggerwarnung: Blut (nur kurze Erwähnung), Krankheit, Fehlgeburt

Feuerdorn, Eiswald, Mottenfluch und Schwarzpfote waren lange fort, da fragte Gewittermond herum, wer die Nachtwache übernehmen würde. Jasminhimmel wusste, sie würde sowieso nicht gut schlafen, wenn Eiswald fort war, deshalb meldete sie sich freiwillig. Als sie nun am Lagereingang saß und in den dunklen Wald hinausstarrte, fragte sie sich, was wohl in der Sternenhöhle passierte.

Badeten die Heiler und Anführer im Sternenfall, um mit den Ahnen Kontakt aufzunehmen? Tranken sie das Wasser? Mussten sie ihren Kopf untertauchen?

Oder war es etwas ganz anderes?

Die Blätter der Bäume, die sie nun schon eine ganze Weile betrachtete, hingen vom Regen, der weiter kontinuierlich vom Himmel fiel, schlaff herunter und die Kriegerin erschauderte in ihrem Pelz.

Auch sie war, obwohl es eigentlich der wärmste Mond aller vier Blattwechsel war, komplett durchgefroren. Außerdem zogen sich immer wieder unangenehme Schmerzen durch ihren Bauch, die sie rastlos mit den Ohren zucken ließen.

Es wurde nicht besser, egal, wie oft sie auch ihre Sitzposition änderte und mit einem Seufzen gab sie auf. Jasminhimmel beschloss, um den Lagerwall zu patrouillieren. Vielleicht half Bewegung?

Mit zitternden Gliedern richtete sie sich auf und ging in Richtung Schülerbau. Die drei Schüler schliefen ruhig und friedlich, wie sie bei einem kurzen Spähen durch den dicken Brombeerbusch, der ihre Schlafplätze umschloss, feststellte.

Eine neue Schmerzwelle, stärker als bisher, durchflutete ihren Bauch und mit einem Aufkeuchen stolperte sie zur Seite, schaffte es gerade noch, sich unter einen Wacholderbusch zurückzuziehen, bevor mehr Pein über sie hereinbrach.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde es besser und sie versuchte vorsichtig, ihren immer noch protestierenden Körper in eine aufrechte Position zu bringen.

Nun erkannte sie auch, was die Quelle ihrer Qualen gewesen war und die Schwarze Kriegerin wimmerte leise und erfüllt von Trauer auf.

„Meine Kleinen. Es tut mir unfassbar leid, dass ich euch nie kennenlernen durfte."

Sie konnte es kaum fassen und ihr Herz drohte, in tausend Splitter zu zerspringen. Eine Fehlgeburt. Sie hatte Junge erwartet und es nicht einmal gewusst und nun lagen die zwei winzigen Körper vor ihr auf der regennassen Erde, leblos und niemals fähig, ihre Augen zu öffnen.

Kauernd und mit angelegten Ohren grub sie eine Kuhle in den feuchten Boden, tief genug, damit ihre Jungen nicht von Füchsen oder anderen Beutegreifern erwischt werden konnten.

Als das Loch tief genug war, nahm sie die beiden blutigen Körper vorsichtig mit ihren Zähnen auf und legte sie hinein. Nun war nur noch eine Sache zu tun, sie wollte ihnen Namen geben.

Aber es sollten keine Namen sein, die zu den Gegebenheiten ihrer Geburt passten, wie es bei Einzelläufern üblich war, nein, sie würden nach dem benannt werden, was sie nie zu sehen bekommen würden.

„Schmetterlingsjunges. Sonnenjunges. Ich flehe den SternenClan an, nimm meine Jungen auf und biete ihnen ein schönes Zuhause, bis ich mich zu ihnen geselle."

Mit einem letzten Nasenstupser verabschiedete sich die Schwarze von den beiden und schaufelte mit ihren Pfoten das kleine Grab zu.

Dann kroch sie unter dem Busch hervor, kratzte ein wenig Erde über das Blut, das in den Boden gesickert war und vollendete ihren Rundgang um das Lager. Am Eingang wieder angekommen, bezog sie erneut Stellung.

Sie schaffte es die ganze Nacht nicht, ihre Gedanken von den zwei winzigen Körpern zu lösen und als sie bei Sonnenaufgang von Zapfenpfote abgelöst wurde, fühlte sie sich schwummerig und ihr Kopf sich so unglaublich schwer an.

Sie stolperte mit durchweichtem Fell in die Kinderstube, wo ihre sechs Monate alten Jungen auf sie warteten, und direkt in Fichtenasches wartende Pfoten.

„Du gehst in den Heilerbau. Du bist krank. Los jetzt!"

Die Dauerkönigin hatte neue Kraft gefunden, seit sie den FlussClan verlassen hatten und benahm sich nun wie die Mutter der ganzen Gruppe.

Jasminhimmel schien es, sie schwebte hoch in den Wolken, denn jegliche Worte, die die Kätzin an sie richtete, wirkten wie durch Watte gesprochen.

Erschöpft gab sie den leichten Stupsern nach, die sie in irgendeine Richtung drängen wollten. Was hatte sie nochmal in der Kinderstube gesucht?

Wenige Mäuseherzschläge später, so kam es ihr jedenfalls vor, war sie in ein weiches Moosnest geleitet worden und eine raue Zunge trocknete ihren Pell gegen seinen Strich.

Warm war ihr und doch zitterte sie vor Kälte. Die Nachtwache im strömenden Regen war wohl keine so gute Idee gewesen. Die Fehlgeburt hatte sie noch weiter geschwächt.

„Fichtenasche?"

Besorgte, grüne Augen tauchten in ihrem kleinen Blickfeld auf und sanft lehnte sich die andere Kätzin an sie.

„Ja, Jasminhimmel? Was ist los?"

Plötzlich strömte die Realität wieder auf die Schwarze ein und ein leises Wimmern entfuhr ihr.

„Ich hatte heute Nacht eine Fehlgeburt, Fichtenasche. Und ich wusste noch nicht einmal, dass ich Junge erwartet habe."

„Ach Jasminhimmel, komm her."

Die Ältere ließ sie sich dicht an den dunkelbraunen, verwirbelten Pelz kuscheln und summte leise vor sich hin. Jasminhimmel fühlte sich in ihre ältesten Erinnerungen zurückversetzt, diejenigen, die lange schon vergraben waren, eine schwarze Kätzin, die sie und ihre zwei Wurfgefährten säugte und ihnen dabei vorsang.

Mein kleiner Schmetterling,

Nun schlaf ein,

Morgen ist ein neuer Tag,

Schlaf schön ein.

„Ich habe euch drei so lieb, Jasmin, Artemis und Rabe, meine kleinen Engel."

Die Bedeutung dieser Erinnerung würde ihr erst später klarwerden, jetzt summte sie nur leise das alte Lied und schloss erschöpft die Augen.

Das letzte, was sie hörte, war ein leises: „Ruh dich aus, später sieht alles viel besser aus."

Dann trieben sie ihre vom Fieber geplagten Träume weit fort.

Die Schwarze war vielleicht friedlich eingeschlafen und würde erst einige Stunden später wieder aufwachen, doch das Lager tat dies keinesfalls. Sie waren zu beschäftigt damit, Zedernstern und einige andere DonnerClan-Krieger davon abzuhalten, den Heilerbau zu stürmen und Jasminhimmel zu entführen, um weiß-der SternenClan-was mit der fieberkranken, schwarzfelligen Königin zu machen.

Endlich zogen sich die Eindringlinge zurück und an einem anderen, fernen Ort wurde ein hellorangener Kater mit himmelblauen Augen von seinen plagenden Kopfschmerzen erlöst.

———~———

Ahoi!

Mit diesem Kapitel bin ich schon deutlich mehr zufrieden als mit dem letzten!

Wie fandet ihr es? Irgendwelche Theorien?

Jetzt kommt das Monstrum von 3.6 dran, was es mit Schwarzpfote's POV sicher auch werden wird. Mein Liebling hat immerhin viel zu erzählen!

Einen ruhigen Abend wünscht Kapitänin Wolke •~•

Die Jasmin-Chroniken: Teil 1 - 4 [MMFF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt