25. Kapitel

201 26 56
                                    

Sie waren allein und doch komplett. Der Rat der bleichen Königin ruhte in seinen Sitzen, Blicke auf ihr, während die ewigen Hallen wie ausgestorben wirkten. Die wenigen Vampire hier auf dieser seltsamen Plattform vor diesem merkwürdigen, gigantischen Käfig, wirkten wie das Einzige in der gesamten Welt.

   Selbst Leonar und Marah waren anwesend, standen hinter dem Sitz von Dallos, wie eine Königswache. Auch die Sterblichen hielten ihre Luft an. Denn sie sprach. Und sie sprach mit der Macht einer Urgewalt, nicht einer Königin.

   „Warten und Faulen gibt diesem Bild keinen neuen Pinselstrich, diesen Zeilen keinen neuen Reim. Wir versuchten Sicherheit und Macht allein wirken zu lassen und doch unser Erzfeind richtet uns hin wie die Maden zu Metzgers Boden." Milana zog ihren kalten, weißen Blick über ihre Ratsmitglieder. „Nicht eure Schuld ist es, dennoch Zeugnis von euren Beschränkungen. Ich plane nicht mich in die Schatten zu verlieren, solange ich noch eine Möglichkeit sehe, diesen Krieg zu gewinnen, alles zu gewinnen. Und mein Wille ist der Wille der Welt."

   Schwester Fabienne erhob sich langsam, traute sie sich doch nicht ihre Herrin anzusehen. „Meine Königin, die Waffe ist gescheitert. Der Madenfürst ist gefallen und keine weitere Idee verbleibt mir. Wenn Ihr mir Zeit gebt, wir sollen forschen und sehen und suchen. Wir sollen..."

   Milana drehte einen Finger in der Luft und Fabienne wurde von ihren unendlichen Kräften langsam wieder in ihren Sitz gerückt. „Eure Waffe ist gescheitert. Dies trotz dem Lob und der Versicherung, sie sei unsterblich, unschlagbar. Doch, Schwester Fabienne, eure Waffe war nie meine Hoffnung, meine Hoffnung liegt in der Kunst."

   Mit einer Handbewegung tauchte jemand neben Milana auf, scheinbar von ihr aus dem Nichts gezogen. Der Mann war abgemagert, sein schwarzes Haar fiel kränklich an seinem Haupt hinab und darunter suchten zwei seltsam bebende Augen jedes der Ratsmitglieder ab.

   Dallos, Leonar und Marah mussten ihren Atem fangen, sie kannten das Gesicht. Es war der komische Künstler, der seltsame Fremde aus der Taverne vor den Mauern von Calicedam. Der Kranke und Wahnsinnige.

   „Dies hier ist der kleine Dorian, mein neuer Meister der Kunst und des Forschens. Ist er noch nicht im Rat, doch er hat die Chance sich zu beweisen." Milana winkte versöhnend zu Fabienne. „Nehmt meine Erklärung als Verzeihung, mehr sollt Ihr nicht bekommen. Als Ihr mir von eurem Plan des falschen Drachen erzählt habt, ich hielt es für menschliche Träumerei. Am selben Tag lief ich nach Calicedam, mit dem Willen, mich zu ergeben, zu kapitulieren. Und doch kam es anders. Halte ich immer noch nichts von eurer Idee, sie führte mich dennoch zu ihm und damit zu der Waffe der meinen."

   Fabienne versuchte ein Lächeln aufzusetzen, wirkte dennoch furchtbar verletzt. Von der eigenen Königin hintergangen, es schien die schmale Frau irgendwo ungesehen zu brechen.

   Auch Dallos war überrascht. All die Zeit war der Rat, ihre Hilfe, all jede ihrer Handlung, nichts weiter als das Nutzen von Werkzeug gewesen. Milana schmiedete stets allein.

   „Ist sie bereit?" Der große Vampir, Ritter Ankis, hielt den Blick auf dem seltsamen Mann namens kleiner Dorian. Das lange Gesicht des Kriegers ungerührt, sein Leib voller Stille. „Mein Knappe Nilik und ich spähten nach Calicedam. Neue Rotsonnen. Viele. Wir brauchen eine Waffe jetzt. Also. Bereit?"

   Die bleiche Königin wand sich zu Dorian. „Lerne unter ihnen zu sprechen. Oder schwinde."

   Dorian strich sich mit dünnen Händen die Haare aus dem ausgehungerten Gesicht. Ein Raunen ging umher, als jeder erkannte, er trug bereits zwei spitze Zähne.

   Admiral Kun Silithrilanil eilte mit seinen Augen zu Milana. „Mein Gefühl lag richtig! Ihr habt ihn persönlich gewandelt, oder? Ihn? Aus welcher Linie kommt er? Welche Geschichte trägt sein Blut? Warum..."

Die bleiche Königin - Geburt des TerrorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt