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Die Nacht war wohl die schönste und gleichzeitig beängstigende in meinem ganzen Leben

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Die Nacht war wohl die schönste und gleichzeitig beängstigende in meinem ganzen Leben. Nicht nur weil Joel mich mehrfach genommen und über die Klippe geschickt hat. Sondern auch, weil ich Dinge erfahren habe, die mich mein Leben lang ändern.

Obwohl wir schlafen hätten gehen sollen, waren wir wie unter Strom. Zwischen Gesprächen über Vince und Joel's Freundschaft bis hin zu meinen Eltern.

Und mit jeder Erzählung von Joel mehr, blitzen die Geschehnisse wie der Regen auf mich ein.

Plötzlich habe ich Dinge in meinem Kopf gesehen, von denen ich damals gedacht habe, sie wären niemals passiert. Ich hätte sie nur geträumt.

Obwohl ich erschrocken darüber sein sollte, dass meine Eltern mich mein Leben lang angelogen haben, flüstert mir eine Stimme im Kopf zu, dass das so seine Richtigkeit hat.

Denn hätte ich jahrelang gewusst, was sie Vince und mir angetan haben, wären meine Eltern schon lange nicht mehr am Leben gewesen.

Joel wollte nicht ins Detail gehen. Ich sollte lieber Vince Briefe lesen. Dazu war ich aber noch nicht in der Lage.

Aus Joel's Erzählungen weiß ich, dass ich mit mir nach den Sachen zu kämpfen habe. Also habe ich die Kiste beiseite geschoben und mir gesagt, sobald wir aus der Kleinstadt sind, sie zu lesen. Und zum krönenden Abschluss, die Kiste mit dem Umschlag, diese mir hoffentlich Klarheit schenkt.

Am Morgen, als der Regen gegen das Fenster peitschte, hatte ich ein wenig Zeit, um über Joel nachzudenken. Und  wie sehr ich wirklich gerne an ihn denke und wie die Dinge ihren Lauf genommen haben.

Ich denke darüber nach, wie unwahrscheinlich es ist, dass wir es selber provoziert haben.

Wie Joel nach links hatte abbiegen können, und ich hätte nach rechts abbiegen können. Aber wir haben es nicht getan.

Anstatt wegzulaufen, sagte ich ja, und er auch. Und ehrlich gesagt, liebe ich es, dass so viele Dinge passieren mussten, damit wir nun dort sind, wo wir gerade sind.

Ich sah, wie die Sonne seine Augen in Bernstein schmolz, und er mochte die Art und Weise, wie ich im Mondlicht lächelte.
Dieses Gefühl war radikal, nervenaufreibend, beängstigend.

Und aus Furcht, blieb uns nichts anderes übrig, als unsere Sachen zu packen, um zu verschwinden. Weg von meinen Eltern. Weg vom Schatten der Nacht. Weg von den Menschen, die aussehen und leben, als wären sie Geister.

Weg vom Teufel.

„Hast du auch wirklich alle Briefe eingepackt?" frage ich Joel, kurz nachdem ich mir die Tasche über meine Schulter hänge.

Sein Blick wird bei meinem Anblick weich. So, als könnte er nicht realisieren, dass dies wirklich gerade geschieht.

Ich selber kann es nämlich selber nicht. Vor drei Tagen habe ich noch gedacht, er hätte Vince getötet. Und jetzt hat er mich die halbe Nacht lang gefickt.

Happy End - Joel Miller Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt