Dein Wille geschehe

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In jeder Klausur bete ich, bevor ich anfange zu schreiben. Lieber Gott, ich danke dir, dass du mir immer zur Seite stehst und mir hilfst, gute Noten zu schreiben. Bitte hilf mir auch dieses Mal. Ich liebe dich. Amen.

Jetzt ist es vorbei und wieder bete ich. Lieber Gott, danke, dass du mir immer zur Seite standest und mir die nötige Kraft für mein Abitur gegeben hast. Bitte leite mich nun. Bitte gib mir die Kraft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bitte gib mir den Mut, einen anderen Weg einzuschlagen, wenn meiner mir nicht mehr gefällt. Bitte zeig mir, wo mein Platz auf dieser Welt sein wird, bevor wir uns in deinem Reich wiedersehen. Ich liebe dich. Amen.

Vor allem heute wollen wir an dich denken. Wir sind hier, weil du einen Teil dazu beigetragen hast, ob groß oder klein, dass wir es geschafft haben. Wir haben es geschafft.

Du standest hinter uns, als wir diese Welt betreten haben. Du hast uns die Türen in deine Welt geöffnet, du wolltest uns in ihr haben.

Du warst da, als wir uns für diesen Weg, das Abitur, entschieden haben und vor allem stehst du jetzt hinter uns, wenn wir die Türen in unsere Zukunft geöffnet haben. Nun stehen wir vor diesem Labyrinth an plötzlich offen stehenden Türen und auch, wenn wir nicht wissen, durch welche wir gehen sollen, sollten wir uns erinnern, dass er da ist. Gott ist da für uns und er hat einen Plan. Also leg deine Pläne vor ihm hin und gib dich seinen hin, weil sie noch so viel besser sind. Wohin du dich auch entscheidest zu gehen, Gott ist Jahwe, der „ich bin da".

Ich weiß, ohne dich wäre ich nicht hier. Ich habe mich allzuoft verlaufen in den letzten Jahren, Dinge hinter mir gelassen, Dinge neu begonnen. Du bist eine der wenigen Konstanten in diesem Leben. Ich kann weglaufen und mir sicher sein, dass mich niemals jemand finden wird. Ich kann versuchen, alles zu vergessen, was war. Aber selbst dann werde ich in den Himmel schauen und spüren, dass du mich gefunden hast. Dass du mich nicht vergessen hast. Dass ich dich nicht vergessen kann.

Obwohl ich bete und ihm danke und ihn bitte, kommt oft der Gedanke:

Lieber Gott, kannst du mich hören?

Wo bist du, wenn ich mich fürchte,

mich mal wieder nicht entscheiden kann,

wenn ich die Antwort nicht weiß und

der Zweifel mich überrollt,

der Zweifel an mir selbst,

an meinen Träumen,

an meinem Leben?

Hörst du meine Schreie,

siehst du meine Tränen,

spürst du meine Angst?

Ich weiß, es ist normal, dass wir uns fürchten, denn Ungewissheit ist beängstigend.

Es ist normal, am Sinn zu zweifeln und sich allein zu fühlen.

Oft vergessen wir dabei, dass es da jemanden gibt,

der uns sieht,

wenn wir zweifeln

und weinen

und schreien

und aufgeben wollen und

Gott sagt:

Ich liebe dich

Unabänderlich und unabdingbar

Immer gleich

Auch in Krieg und in Finsternis

Auch in Krankheit und Leid

Und ich gab dir keinen Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und Besonnenheit

Also fürchte dich nicht, denn ich gebe dir Halt

Für mich ist gewiss:

Egal, wie viel mir im Leben fehlt oder fehlen zu scheint, dass du da bist, macht vieles wieder gut.

Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

Also okay Gott, vielleicht versteh ich's nicht.

Aber dein Wille geschehe.

-12.06.23, Abitur-Gottesdienst

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