Kapitel 7

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Mondglanz sah sich um. Vor ihr bäumte sich ein riesiger, unheimlicher Wald auf. Der Boden war ekelhaft matschig und es wirkte, als hätte es mehrere Monde nur geregnet. Als sie nach oben sah, um zu gucken, ob Regenwolken am Himmel waren, konnte sie nur die endlosscheinenden Baumkronen sehen, die über ihr ragten. //Wo bin ich?//, war ihr erster Gedanke. Ein dichter Nebel hing über dem Boden und es fühlte sich so an, als würden hunderte von Katzen sie beobachten. Doch so sehr sie sich auch an diesem gruseligen Ort umsah, sie konnte keine anderen Katzen sehen, noch konnte sie einen genauen Geruch ausmachen. Sie nahm an, dass es am stinkenden Boden lag, dass sie keine anderen Katzen roch. Sie spitzte die Ohren und tappte mit gesträupten Fell voran. Da sie sich scheinbar nicht auf ihren Geruch verlassen konnte, musste sie umso aufmerksamer mithilfe ihrer Ohren sein. Mondglanz kniff die Augen zusammen, um durch den Nebel etwas zu erkennen. Plötzlich fuhr sie herum. Sie hatte Pfotenschritte gehört, die sich hinter ihr näherten. Ihr Blick war auf das Gebüsch fixiert, aus dem das Geräusch kam, jedoch verstummt war, nachdem sie sich umgedreht hatte. "Geb niemals deine Deckung auf", erklang die Stimme einer Kätzin hinter ihr und Mondglanz schauderte. Die Katze war so nah an ihrem Ohr, dass Mondglanz ihren Atem spürte, der jedoch nicht warm, sondern eiskalt war. Im selben Moment wurde sie von starken Krallen gepackt und die Katze hinter ihr rangte sie zu Boden. Mondglanz traute sich gar nicht erst ihre Augen zu öffnen und zitterte am ganzen Körper. //Was passiert hier?//
Krallen kratzten sich durch ihre Wange und ein scharfer Schmerz fuhr durch Mondglanz. Panisch wandt sie sich unter der fremden Katze, befreite sich aus ihrem Griff und rannte gradewegs aus diesem komischen Wald heraus. Dachte sie jedenfalls. //Wo ist der Ausgang? Wie bin ich überhaupt reingekommen?//
Das warme Blut floss ihr aus der Wange und tropfte auf dem nassen Waldboden.
Vor Angst traute sich Mondglanz nicht einmal, sich umzudrehen, um zu gucken, ob ihr Gegner noch hinter ihr war.
Als nach einem langen Lauf langsam ihre Beine müde wurde, schloss sie verzweifelt die Augen. //Bitte hol mich hier raus!//

Die getigerte Kriegerin schrack aus ihrem Traum auf. Ihr Herz pochte noch ganz schnell vor Aufregung. "Du hast wieder panisch gejault", murmelte Dornenschweif besorgt, der neben ihr gehockt hatte und sie scheinbar geweckt hatte. "T-Tut mir leid... Es war nur wieder ein Albtraum", seufzte sie erleichtert. //Zum Glück, war es nur ein Traum...//
"Geh schonmal raus, ich komme gleich. Wir haben Jagdpatroullie", sagte Mondglanz ihm und streckte sich gähnend. "Alles klar, ich warte draußen auf dich", schnurrte der junge Kater und tappte aus dem Kriegerbau.
Außer Mondglanz waren nur noch Tüpfelfell, Rabenfeder und Nachtschweif im Kriegerbau. Die drei schliefen noch seelenruhig, als hätten sie nichts von Mondglanz gejaule mitbekommen. //Doch auch wenn es ein Albtraum war...//
Mondglanz packte eine ihrer Vorderpfoten auf ihre Wange. //Es fühlt sich so echt an...//
Für einen Moment verharrte sie in dieser Postition. Dann legte sie ihre Pfote wieder auf den Boden und wollte sich auf den Weg nach draußen machen, doch aufeinmal fiel ihr was ins Auge. Zitternd und zögerlich hebte sie ihre Vorderpfote, die sie grade erst auf ihre Wange gehalten hatte. //Blut...//, dachte Mondglanz panisch. Es sah schon nach älterem Blut aus und schien schon wieder zu trocknen, doch der Fakt das Mondglanz Wange wirklich verletzt war, ließ sie erstarren.
//War das real? Oder träume ich vielleicht immernoch?//
"Mondglanz kommst du?", rief ihr Dornenschweif zu, der seinen Kopf besorgt in den Baueingang steckte.
Mondglanz gab sich Mühe ihre Sorgen und Gedanken mit einen einfachen Kopfschütteln loszuwerfen. "Ja ich komme"
Als Mondglanz den Bau verließ, merkte sie, wie dunkel es draußen eigentlich war. Schwarzer, dichte Wolken bäumten sich am Himmel auf. "Wir sollten uns beeilen", meinte Mondglanz besorgt. Wenn sie Pech hatten, würde der Schneefall kommen und die Beute würde sich in ihre Baue verkriechen.
Dornenschweif wollte antworten, hielt aber inne als er eine rotbraune Kätzin sah, die auf die beiden zukam. "Abendpelz?", fragte Mondglanz verwirrt. Sie und und ihre Schwester waren sich seit Ewigkeiten aus dem Weg gegangen, auch wenn Mondglanz nicht mehr sauer auf sie sein wollte. Ohne eine Bergrüßung meinte die junge Kriegerin: "Mondglanz, ich muss dringend mit dir sprechen"
Sie sah zu Dornenschweif und wartete auf seine Bestätigung. Der braune Kater sah verwirrt von Abendpelz zu Mondglanz und wieder zurück.
"Ehm, okay, kein Problem. Ich werde einfach stattdessen Nachtschweif mit zur Jagdpatroullie nehmen", entgegnete Dornenschweif verständnisvoll und ließ die beiden alleine. Abendpelz sah sich um "Komm mit", sagte sie und verschwand hinter dem Anführerbau.
Mondglanz folgte ihr mit gemischten Gefühlen.
"Ich hoffe es ist wichtig, wenn ich dafür die Jagdpatroullie schmeißen muss! Der Clan braucht in diesen Zeiten essen und es scheint bald der erste Schneefall zu kommen", fuhr Mondglanz sie wütender an, als sie wollte.
"Dafür habe ich jetzt keine Zeit", meinte Abendpelz und sah ihre Schwester verzweifelt an. Als Mondglanz den Blick ihrer Schwester sah, änderte sich ihr wütender Gesichtsausdruck in einen besorgten. Wenn Abendpelz besorgt war, muss es was ernstes sein. Die rote Kriegerin zögerte und hob dann eine Vorderpfote um ihren Bauch zu entblößen. "Ich... Ich erwarte Junge", murmelte sie. Mondglanz reißte die Augen schockiert auf und wollte losschreien, aber Abendpelz verschloss ihren Mund panisch mit ihrem buschigen Schweif. "Pscht!", zischte sie.
"Tut mir leid", entschuldigte sich Mondglanz.
"Das sind großartige Narichten, aber was willst du dem Clan sagen, wenn sie nach dem Vater fragen?"
Abendpelz sah Mondglanz kurz verwundert an. Sie schien erwartet zu haben, dass Mondglanz wütend werden würde.
//Irgendwie will ich ja nicht sauer auf sie sein...//, gab Mondglanz zu.
Abendpelz schüttelte kurz den Kopf um sich zu fassen. "Ich weiß es nicht, darum sorge ich mich ja!", krächzte sie voller Sorge.
"Bitte sag mir nicht du hast Dornenschweif oder den anderen davon erzählt!" Abendpelz sah flehend in die eisblauen Augen ihrer Schwester.
"Keine Sorge, das habe ich nicht. Versprochen", versicherte Mondglanz ihr.
Abendpelz sinkte ihren Kopf und schaute auf ihre Pfoten. Ihren Schweif hatte sie auf ihre Pfoten gelegt, um ihren angeschwollenen Bauch zu verdecken.
Mondglanz sah sie kurz mitfühlend an und drückte sich dann dichter an sie.
"Du schuldest es niemanden, den Vater der Jungen zu verraten. Wenn sie dich nach dem Vater fragen, hast du die Freiheit die Antwort zu verweigern, okay?", munterte Mondglanz sie auf. "Lass uns erstmal Silberglanz davon berichten, dass du in die Kinderstube ziehst."
Abendpelz sah ihre Schwester dankbar an und nickte. Die beiden Kriegerinnen tappten zum Heilerbau und auf dem Weg dahin landete ein kaltes, weißes Korn auf Mondglanz' Schnauze.
//Der erste Schneefall... Ich wünsche der Jagdpatroullie viel Glück//
Als Mondglanz und Abendpelz ihren Kopf durch den Bau steckten, wäre Lilienpfote fast gegen sie gerannt.
"Ups tut mir leid, darf ich vorbei? Ich bin in Eile!", meinte die Heiler Schülerin und preschte heraus.
"Was ist denn los?", fragte Mondglanz.
"Bitte verlasst den Bau! Wir haben die ersten Fälle von Grünem Husten!", schickte Silberglanz die beiden raus, "Ich komme gleich zu euch!"
Mondglanz und Abendpelz verließen den Bau wieder und wechselten besorgte Blicke. Inzwischen waren im Bau Krähenpfote, Teufelstern, Donnerpelz und Schlammfell mit weißem Husten. Und nun soll unter einigen dieser Katzen auch noch grüner Husten ausgebrochen sein? Mondglanz fragte sich, ob Weidenpelz bereits angesteckt wurde. Immerhin war sie in all der Zeit noch immer an Krähenpfotes Seite.
Nach einiger Zeit kam Silberglanz zu den beiden raus und setzte sich mit etwas Abstand von ihnen auf den Boden. Die Schneeflocken die vom Himmel fielen, wurden immer dichter und langsam bildete sich ein weißer Boden.
"Was gibt es? Ist einer von euch verletzt?", fragte Silberglanz. Sie klang sehr erschöpft.
"Nein... Nicht direkt", antwortete Mondglanz und sah auffordernd zu Abendpelz. Silberglanz folgte ihrem Blick und sah verwirrt auf die rote Kätzin.
"Nun ja... Ich glaube ich erwarte Jungen", stotterte Abendpelz und offenbarte ihren Bauch. "Das ist ja toll!", schnurrte Silberglanz, "Ich hoffe wirklich, dass du und die Jungen gut durch die Blattleere kommen, dann kannst du sie zur Blattfirsche hin großziehen", meinte Silberglanz. "Du solltest außerdem nun in der Kinderstube schlafen, bei Blütenfell und den Jungen von Teufelstern."
Abendpelz nickte zufrieden und machte sich direkt auf den Weg um Material für ihr neues Nest zu suchen, bevor es vom Schnee feucht wird. Silberglanz wollte sich zum gehen wenden, aber Mondglanz hielt sie auf.
"Wie sieht es aus? Du meintest ein paar haben Grünen Husten?", fragte sie besorgt nach.
Silberglanz seufzte erschöpft.
"Ja... Krähenpfote, Teufelstern und Donnerpelz haben Grünen Husten... Und auch Weidenpelz hat sich bei Krähenpfote angesteckt und nun weißen Husten",
Mondglanz sah besorgt an Silberglanz vorbei in den Heilerbau.
"Aber sie überleben doch alle, oder?"
Mondglanz Stimme war leise und enige Worte waren kaum hörbar.
"Ich und Lilienpfote geben unser bestes, aber wir können nichts versprechen..."
Mit diesen Worten wandte sich die Heilerkatze ab und verschwand im Heilerbau.

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