Kapitel 14

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Der Boden war modrig und Mondglanz ekelte sich davor auf dem Boden zu laufen. Aber es kam ihr so vor, als würde sie Stimmen hören, die unheimlich und leise nach ihr riefen. Ihre Pfoten gingen schon fast von alleine auf die Stimmen zu, aber so sehr sich Mondglanz auch näherte, es kam ihr vor als würden die Stimmen immer weiter weg erscheinen. Ihr Pelz prickelte nervös, während sie durch den ungeheuren, endlosscheinenden Wald schritt. Sie hatte bereits einmal von diesem Ort geträumt und wie damals hing wieder ein unheimlicher Nebel in der Luft. Als sie einen Zweig neben sich knacken hörte, schrack sie zusammen und wollte davon rennen, aber ihre Pfoten gehorchten ihr nicht. Die Kriegerin blieb wie angewurzelt stehen und starrte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Plötzlich sah Mondglanz zwei bernsteinfarbende Augen, die sie aus dem Gebüsch heraus direkt anstarrten.
Sie schrack aus ihrem Schlaf auf.
Als sie sich umsah, stellte sie fest das die meisten Krieger bereits aus ihrem Nest geschlüpft waren. Es waren nur noch Dornenschweif, der sein Nest nun direkt an Mondglanz' Nest verlegt hatte, Dachszahn, Rabenfeder und Feuerpelz seelenruhig am schlafen. Behutsam erhob sich die junge Kriegerin und schlich sich aus dem Bau, ohne jemanden zu wecken. Sie hatte sich mit Fuchspfote zur Morgenpatroullie an der SandClan Grenze gemeldet. Ein schwerer Morgennebel hing über dem Lager, als Mondglanz aus dem Bau hinaus auf die Lichtung tappte. Der Schnee war bereits geschmolzen und hier und da waren nur noch wenige Überreste geblieben. Aber der Erdboden war noch steinhart gefroren, bemerkte die Kätzin enttäuscht. Sie freute sich schon darauf, wenn die Blattfrische wieder kam, die Erde wieder weicher wurde und es auch einfacher werden würde Beute zu fangen. Während Mondglanz sich nach der Blattfrische sehnte, spürte sie aufeinmal, das jemand gegen sie gerannt ist und schrack zusammen."Hey pass doch auf!", zischte sie reflexartig und sah der schildpatt Kätzin, die in sie reingerannt war an.
"Tut mir leid Mondglanz, ich bin in Eile!", entgegnete Lilienblüte und hob hastig die Kräuter wieder auf, die sie beim Aufprall hat fallen gelassen.
"Was ist denn los, ist jemand krank?", fragte Mondglanz besorgt und musterte die Heilerin.
"Niemand ist krank. Blütenfells Junge kommen!", rief Lilienblüte ihr nach, während sie schon wieder weiter zur Kinderstube presste. Die Kriegerin sah ihr noch ein wenig nach, begab sich dann aber zum Schülerbau um Fuchspfote zu holen.
Sie duckte sich um durch den Eingang zu passen und war überrascht, wie groß sie im Vergleich zu damals geworden ist. Auf leichten Pfoten tappte sie zu der fuchsroten Schülerin, die schnarchend neben Wolfpfote lag.
Vorsichtig tippt Mondglanz sie mit ihrer Vorderpfote an. Verschlafen öffnete Fuchspfote die Augen. "Mmh? Was?", murmelte sie müde. "Wir müssen zu Morgenpatroullie", flüsterte Mondglanz ihr sanft zu. Fuchspfote gähnte laut und erhob sich müde aus ihrem Nest. "Ich komme", versprach sie. Mondglanz nickte kurz und duckte sich wieder aus dem Schülerbau heraus auf die Lichtung. Sie sah sich nach ihrer Patroullie um und schloss sich ihnen an, nachdem sie die zwei entdeckt hatte. Es wafen ihre Mutter Felsenmond und die Mutter von Dornenschweif, Wellenherz. Auch wenn Mondglanz sich immernoch eingestehen musste, dass sie Wellenherz nicht mochte, musste sie sich damit abfinden, dass sie noch häufiger mit ihr auf Patroullien gehen würde.
"Wo bleibt denn deine Schülerin?", fragte die blau-graue Kriegerin und musterte Mondglanz skeptisch.
"Sie kommt gleich", antwortete diese und gab sich Mühe die ältere Kriegerin nicht anzufauchen.
"Ach, lernen die Schüler heutzutage schon, dass sie zu spät kommen sollen?", provozierte Wellenherz sie weiter und setzte ein schelmisches Lächeln auf.
//Sie will ja förmlich das ich wütend werde!//, dachte Mondglanz frustriert und grub ihre Krallen in die hart gefrorene Erde unter ihr.
Ein roter Pelz blitzte aus dem Schülerbau auf und kam auf die Patroullie angesprungen.
"Ich bin da!", meinte Fuchspfote und es schien sie etwas zu beschämen, dass sie die letzte war. "Gut dann können wir ja losgehen", meinte Wellenherz schroff und schritt vor.
Felsenmond die neben ihr lief ließ ein wenig vom Tempo an, um neben Mondglanz zu laufen. Ohne sie anzugucken, flüsterte die Tigerkätzin ihrer Tochter zu: "Lass dich nicht von ihr ärgern, du kennst sie ja"
Mondglanz unterdrückte sich ein amüsiertes Schnurren. Recht hatte sie ja. "Danke", schnurrte Mondglanz.
"Seid ihr mit eurem Geflüster fertig?", fuhr Wellenherz die beiden an, "Findet ihr es nicht etwas unhöflich hinter meinem Rücken zu flüstern?"
Felsenmond sah Mondglanz nocheinmal kurz in die Augen und trabte dann wieder vor um neben Wellenherz zu laufen.
"Werden wir SandClan Krieger sehen?", fragte Fuchspfote aufgeregt.
"Hoffen wir mal nicht", meinte Mondglanz und schnurrte amüsiert.
"Aber ich möchte dir meine neue Technik zeigen, die ich mir selbst beigebracht habe!", prahlte Fuchspfote und kauerte sich hin, um es vorzuführen.
"Nicht jetzt auf der Patroullie. Du kannst es mir später zeigen, wenn wir mit Dornenschweif und Wolfpfote euer erstes richtiges Kampftraining machen", entgegnete Mondglanz. Die bernsteinfarbenden Augen der Schülerin fingen an zu funkeln, als sie hörte, dass sie ihr erstes Kampftraining haben würde. "Haben wir heute Kampftraining?", hackte Fuchspfote aufgeregt nach um sicherzugehen.
"Wenn du dich die Patroullie über gut benimmst, ja", versprach Mondglanz.
Welleneherz peitschte wütend mit dem Schweif und sah die beiden mit einem scharfen, wortlosen Blick an.
Mondglanz senkte entschuldigent den Kopf.
Ein wenig hatte die Geste auch mit Respekt zu tun, denn so sehr Mondglanz die Kriegerin auch verachtete, sie war eine wirklich begabte FeuerClan Katze. Der Clan konnte Glück haben sie auf ihre Seite zu wissen.
"Wir sind an der Grenze", meinte Wellenherz stumpf und sah sich auf dem SandClan Territorium um. "Eine SandClan Patroullie wartet auf uns", knurrte sie und fuhr angriffsbereit ihre Krallen aus.
Sofort kauerte sich Fuchspfote sprungbereit hin und fuhr die Krallen aus. Mondglanz deutete ihr mit dem Schweif, dass sie ruhig bleiben und aufstehen sollte.
"Was wollt ihr von uns", fauchte Wellenherz ins nichts und aufeinmal erhoben sich vier Katzen aus einem Gebüsch.
Angeführt wurde die SandClan Patroullie von einer grauen Kätzin, die Mondglanz unter den Namen Wolfblüte kannte. Die drei Katzen hinter ihr waren Nadelpelz, Schneefall und... //Sandpfote!// Mondglanz' Gesicht hellte sich auf, als sie ihre Freundin von der Großen Versammlung entdeckte.
Doch die sandfarbende Kätzin wich ihrem Blick nervös aus.
"Da sind ja die Katzen, die unsere Heilerin geklaut haben", knurrte Wolfblüte und sah Wellenherz mit zu Schlitzen geformten Augen an. "Wir haben sie nicht geklaut, sie hilft uns!", entgegnete Felsenmond ruhig.
"Ausreden!", rief Schneefall wütend rein, aber Wolfblüte funkelte sie warnend an.
"Ich regel das!"
"Habt ihr nichts besseres zu tun, als hier auf uns zu warten und uns so etwas mäusehirniges vorzuwerfen?", provozierte Wellenherz die Patroullie. Mondglanz sah die Kriegerin erstaunt an. Wellenherz schien sich nicht vor einem Kampf zu fürchten, aber immerhin hatte sie auch recht.
Mondglanz dachte nach. Falls es zu einem Kampf kommen würde, würde sie Fuchspfote losschicken, damit sie Verstärkung holt. Dann müssten sie, Felsenmond und Wellenherz nur lange genug zu dritt aushalten. Während Mondglanz überlegte, was sie in einem Ernstfall unternehmen würde, legte sich der Streit auch langsam wieder. Wolfblüte schien keine guten Argumente mehr zu haben und solzierte mit seiner Patroullie wieder davon.
"Mäusehirne", knurrte Wellenherz verärgert.
Schlecht gelaunt stapfte die Kriegerin weiter, die Grenze entlang, sodass die Patroullie ihre Runde beenden konnte.

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