Freunde

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Jedoch beschloss ich, Izuku zu liebe, erst einmal nicht weiter nachzuhaken. Die nächste Stunde beobachtete ich fasziniert, wie der grünhaarige sich und seinen Körper an seine Grenzen trieb, er schleppte Schrott von A nach B, machte verschiedenste Übungen, schwamm hin und her und das alles unter den wachsamen Augen von Herrn Yagi, welcher ihn antrieb und ihm immer wieder Tipps gab. All das hatte Ähnlichkeiten mit dem Training, welches ich mit meinem Vater oder auch Endeavor absolviert hatte. Herr Yagi wusste offenbar sehr genau, wovon er sprach. Irgendwann war ich das Herumsitzen leid und entschied mich, dass auch mir ein bisschen Training ganz guttun würde, also erhob ich mich aus dem Sand, zog meine Flügel wieder zurück und kam gerade noch rechtzeitig bei Izuku an, um ihn davor zu bewahren von einem Kühlschrank eingequetscht zu werden. Ich stützte das Gerät genau zum richtigen Zeitpunkt ab, als Izuku wohl langsam die Kräfte verließen und es auf ihn zu kippen drohte. Überrascht und völlig fertig sah Izuku mich an.

“Du siehst aus, als könntest du ein paar helfende Hände gebrauchen.” zitierte ich Izukus Satz von heute morgen. Er lächelte und wurde leicht rot.

“Ja, das könnte ich tatsächlich.” Eine ganze weitere Stunde verbrachten wir dann noch mit dem hin und her schleppen von Schrott und Treibgut, bis Herr Yagi das Training für heute beendete und sich von uns verabschiedete.

“Also junger Midoriya, wir sehen uns dann übermorgen. Yuuka, es hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen, du hast ihn heute gut motiviert, er hat viel mehr geschafft als sonst.”, er lachte, “Aber hab doch ein Auge auf ihn, dass er sich und seinem Körper auch genug Ruhe gönnt, ich verlass mich auf dich.” er zwinkerte mir zu und klopfte Izuku auf die Schulter.

“Jawoll!” salutierte ich und musste schmunzeln, da Izuku gar nicht begeistert aussah, dass ich jetzt als seine Babysitterin abgestellt wurde. Wir winkten dem älteren zum Abschied und ich ließ mich erschöpft rücklings in den Sand fallen und schloss die Augen. Izuku tat es mir gleich und so lagen wir eine ganze Weile stumm nebeneinander und lauschten den leichten Wellen. Ich seufzte einmal auf und drehte meinen Kopf in Izukus Richtung, er hatte die Augen geschlossen und seine Nasenspitze gen Himmel gereckt, atmete tief die salzige Meeresluft ein. Schmunzelnd richtete ich mich auf und streckte mich einmal ausgiebig, die Sonne war schon am Untergehen und kühlere Luft wehte uns vom Meer aus entgegen, irgendwo dort draußen stürmte es wohl gerade. Nachdenklich ließ ich meinen Blick schweifen, ehe ich wieder zu meinem Nachbarn sah und bemerkte, dass auch er mich beobachtete. Sofort unterbrach er den Blickkontakt wieder und setzte sich ebenfalls auf.

“Yuuka?”

“hmh?”

“Danke.” er lächelte mich an und ich verstand die Welt nicht mehr.

“Wofür bedankst du dich?”

“Haha, du siehst mich an, als hätte ich nicht mehr alle Zweige am Baum.”, lachend legte er sich eine Hand in den Nacken und sah dann wieder zu mir. “Naja, ich hatte heute sehr viel Spaß...und das lag zum Großteil an dir. Weißt du, ich hab nicht sonderlich viele Freunde, aber ich hoffe, dass wir welche werden können.” sein Lächeln war so aufrichtig, dass mir das Herz aufging, irgendwas hatte dieser Junge an sich, man musste ihn einfach mögen. Ich schenkte ihm mein breitestes Grinsen.

“Gern.”

Eine Zeit lang saßen wir noch im Sand und plauderten, ehe wir uns auf den Heimweg machten. Vor den Wohnungstüren verabschiedeten wir uns und machten für den nächsten Tag eine Zeit aus.

Mit einem Lächeln schloss ich die Tür hinter mir, doch als ich so allein durch meine Wohnung Richtung Wohnzimmer ging, fühlte ich mich plötzlich sehr einsam. So fühlte ich mich, seit mein Vater ins Koma gefallen war oft, eine erdrückende Einsamkeit nahm von mir besitz und ich kauerte mich in eine Ecke meines Sofas und zog die Knie an die Brust. Gern hätte ich mit jemandem gesprochen, doch es gab niemanden mit dem ich reden konnte. Meine Mutter hatte keinen Kopf für mich und meine Angelegenheiten, sie saß am Krankenbett meines Vaters und verdrängte alles andere. Ich sah auf mein Handy und scrollte die letzten Chats durch. Ein paar alte Klassenkameraden, Bekannte aus dem letzten Trainingslager, niemand mit dem ich über Probleme reden konnte. Ich atmete wehmütig aus, Izuku und ich taten uns da nicht viel, denn richtige Freunde hatte ich auch kaum, einen vielleicht, Shoto. Mein Blick hellte sich auf, als ich sah, dass der jüngste Todoroki sogar im Moment online war. Sollte ich ihm schreiben? Vielleicht wäre anrufen besser, wir hatte immerhin schon eine Weile nicht miteinander gesprochen, weil ich so viel zu tun hatte mit dem Umzug. Also drückte ich auf das Hörersymbol neben Shotos Namen. Es klingelte genau einmal, schon war er am Apparat.

“Hallo Yuuka.” begrüßte er mich.

“Hey, hast du gerade Zeit, oder störe ich?”

“Nein du störst nicht, ich geh nur eben raus, dann können wir in Ruhe reden.” ich hörte seine Schritte und wie er Türen auf und zuschob. Dann jedoch hörte man noch etwas, beziehungsweise jemand anderen.

“Shoootooo, wer ist denn da so spät noch am Telefon!?” brüllte Endeavor und Shoto fauchte genervt zurück.

“Es ist Yuuka Shirou und jetzt lass mich in Frieden telefonieren!” danach folgte noch unverständliches Gegrummel, ehe Shoto seufzte und sich wieder an mich wandte.

“Also, ist alles oke bei dir? Wie lief der Umzug? Wir haben uns ja seit der Aufnahmeprüfung nicht mehr gesehen.”

“Ach naja, was soll ich sagen, es ist doch etwas komisch so ganz alleine in der eigenen Wohnung zu sein, ich sitze hier gerade im Dunkeln im Wohnzimmer und grüble vor mich hin, eigentlich müsste ich mir auch noch was zu essen machen, aber mir fehlt die Motivation. Soweit lief aber alles recht problemlos, ich hab sogar noch etwas Hilfe bekommen von meinem neuen Nachbarn, ein echt netter Kerl, wir waren heute den ganzen Tag unterwegs. Aber nun genug von mir, wie geht’s dir so?”

“Hmmmmh eine Wohnung ganz alleine...”, fantasierte Shoto, “Was würde ich dafür geben hier weg zu kommen, aber mein Alter würde mich ja niemals freiwillig gehen lassen.”, man konnte sein Augenverdrehen fast schon hören und ich sah es deutlich vor meinem inneren Auge. “freut mich zwar, dass du gleich Anschluss gefunden hast, aber hältst du es nicht für seltsam, dass so ein Kerl den ganzen Tag mit einer Schülerin rumhängt?” Ich musste auflachen, für wie alt hielt er Izuku denn?

“Ich glaub ich hab mich falsch ausgedrückt, sein Name ist Izuku, er ist 15 und der Sohn meiner Nachbarin von gegenüber. Kein Creep im mittleren Alter, mach dir keine Sorgen.” gluckste ich und hörte Shoto aufatmen. Irgendwie süß, dass er sich Sorgen machte.

“Shooooootoooooo, kannst du nicht vorbeikommen, ich bin einsaaaaaam.” quengelte ich und mein Freund seufzte.

“Du weißt, dass er mich jetzt nicht mehr vor die Tür lässt.”, zerknirscht brummte Shoto in den Telefonhörer. “Er steht jetzt schon warnend hinterm Fenster und stiert mich an, damit ich das Grundstück bloß nicht verlasse.” knurrte er.

“Vielleich sollte ich dich dann jetzt besser in Ruhe lassen, sonst rastet er wieder aus.” seufzte ich.

“Ach soll er doch, heute kann ich zwar nicht mehr vorbeikommen, aber wie siehts morgen aus?”

“Morgen bin ich schon mit Izuku verabredet.” murmelte ich.

“Soso Izuku also.” ich konnte seinen skeptischen Blick bis zu mir hin spüren.

“Interpretiere da jetzt bitte nicht so viel rein, ich weiß, dass du voll auf Klatsch und Tratsch abfährst, aber hier gibt’s echt nichts Ungewöhnliches, ich versuche nur neue Freundschaften zu schließen, zumal er auch auf die Yuei gehen wird.”

Ich redete noch fast zwei Stunden mit Shoto und wir machten aus uns kommende Woche, in der wir noch frei hatten, bevor die Schule losging, zu treffen, während der ganzen Zeit hackte er auf dem Izuku Thema herum und unterstellte ihm und mir sonst was für Absichten, aber er lenkte mich wirklich gut ab von meinen trüben Gedanken und nach dem Telefonat, schlurfte ich auch einfach nur noch ins Bett.

Wir werden die Besten sein! MHA-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt