Kapitel 8

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Für einen kurzen Moment blieb mein Herz stehen, als ich in der nächsten Sekunde auch schon aufwachte und schwer atmend an die Decke starrte. Irgendwie war mir klar, dass ich nicht so schnell darüber hinweg kommen würde, dass ich einen Mann umgebracht hatte, aber damit, dass ich es mit in meine Träume nahm und die noch schlimmer waren, als die Tat, die ich ausgeübt hatte, hätte ich niemals gerechnet.

Es dauerte einige Sekunden, bis ich meinen Atem wieder im Griff hatte und mich einigermassen beruhigt hatte. Die Hand auf meine Seite haltend, stand ich vom Bett auf und ging gleich in das Bad um mich frisch zu machen.

Ich konnte nicht bestreiten, dass ich, bis auf den Albtraum, seit langem nicht mehr so gut geschlafen hatte. Die ersten paar Minuten war es wirklich ungewohnt auf dem Bett zu liegen, aber nach und nach hatte sich mein Körper daran gewöhnt und hiess die bequeme Matratze mehr als willkommen.

Leider konnte ich aber nicht verhindern, dass ich mich Brody gegenüber völlig lächerlich gemacht hatte. Nachdem ich mich in seinen Armen ausgeheult hatte, sagte er, dass wir den Film ein anderes Mal nachholen würden und ich Schlafen sollte. Während ich mich also auf das Bett legte, ging er zur Zimmertür. Als er dann aber das Licht ausschaltete, geriet ich durch die plötzliche Dunkelheit so in Panik, dass er gleich wieder zu mir kam.

Mein ganzes Leben lang hatte ich keine Angst vor der Dunkelheit, aber zwei Jahre in einem dunklen Kellerraum hatten mich einfach geprägt. Minuten ging es, bis mich Brody beruhigt hatte. Doch anstatt gleich zu gehen, setzte er sich auf die Fensterbank und wartete, bis ich endlich einschlief. Ich konnte mich nur wage daran erinnern, dass er irgendwann das Zimmer verlassen hatte, das Licht dabei aber an liess.

„Jetzt stell dich nicht so an.“ ermahnte ich mich selbst, zog mir dunkelblaue Hotpants und ein weisses Top an und ging schliesslich aus dem Zimmer raus. Humpelnd lief ich die Treppe nach unten und betrat schliesslich das Wohnzimmer. Mein Blick fiel gleich auf Brody, der zwei Teller auf den Esstisch stellte „Ich dachte schon, dass du gar nicht mehr aufstehst.“ sagte er, ohne mich dabei anzusehen.

„Wie spät ist es?“ kurz zögerte ich, weil es immer noch ungewohnt war sich hier frei zu bewegen, setzte mich dann aber doch an den Tisch, wobei mir ein schmerzhaftes Stöhnen entwich. Natürlich entging es Brody nicht, denn innerhalb einer Sekunde war er bei mir und kniete sich neben mich auf den Boden. „Ist es dein Bein?“ besorgt sah er an mir runter. „Meine Rippe, aber es geht schon.“ spöttisch hob er eine Augenbraue auf meine Worte.

„Was? Sieh mich nicht so an. Ich werde schon nicht sterben. Jetzt setz dich hin und iss.“ kaum verliessen die Worte meinen Mund, wurde mir erst klar, was ich gesagt hatte. „I-ich...das...es-“ fing ich stotternd an, hielt aber inne, als ich Brodys belustigten Blick sah. „Das steht dir.“ grinsend stand er auf um in die Küche zu gehen. „Was genau meinst du?“ „Den Befehlston. Er steht dir besser als die Unsicherheit.“ „Du bist mir also nicht böse?“ fragte ich ihn verwirrt. Wenn ich so mit Richard geredet hätte, dann wäre ich spätestens jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus.

„Nein, wieso auch? Ich habe doch gesagt, dass du dein Selbstbewusstsein zurückbekommen wirst.“ Brody nahm den Teller mit Pancakes und stellte ihn auf die Mitte des Esstischs. „Irgendwann wirst du wieder die alte Faye sein und ich bin jetzt schon gespannt, wie sie so ist.“ „Musst du nicht irgendwelche Leute umbringen oder so?“ versuchte ich vom Thema abzulenken. Ehrlich gesagt wollte ich nur, dass er damit aufhörte mich so anzulächeln. Sein Lächeln löste ein Kribbeln in mir aus, von dem ich nicht wusste, ob es gut oder schlecht war.

„Wieso sollte ich jemanden umbringen?“ zu meiner Erleichterung legte er sein Lächeln ab und sah mich nun verwirrt an. „Keine Ahnung. Ist es nicht das, was ihr macht?“ „Nicht nur.“ sagte er, während er sich einen Pancake auf den Teller legte. „Wir handeln mit Drogen und Waffen.“ „Und ihr foltert Menschen und bringt sie um.“ „Nicht alle.“ schulterzuckend griff er zum Sirup. Ich fragte mich schon, wie er so gut aussehen konnte, wenn er soviel Zucker zu sich nahm. Wenn ich mir soviel Sirup über das Essen kippen würde, würde ich wie ein überdrehtes Kind durch die Strassen rennen und dabei noch aus allen nähten platzen.

Faye - Kampf und ErlösungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt