Kapitel 7 - Felix -

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„Möchtest du noch etwas essen?“, fragte mich Chris. Ich nahm seine Frage kaum wahr, mein Kopf schwirrte noch immer, saß gefühlt nicht richtig auf meinem Hals. Ich knibbelte an dem Zettel, den Chris mir mit seiner Nummer versehen gegeben hatte. „hmm?“, hakte er nochmal nach und stupste mich mit seinem Ellenbogen an. „Was? Oh, klar. Wieso nicht?“, antwortete ich automatisch und hob meinen Blick. Er musterte mich schon fast liebevoll und lächelte warm, bevor er den Wagen startete und langsam losfuhr.
Ich glaube ein gemeinsames Essen, könnte als Eisbrecher für mich wirken. Ich könnte Chris besser einschätzen, vielleicht ein wenig kennenlernen und seine Beweggründe für das Ganze verstehen. Sobald wir wieder im Stadtgebiet ankamen, und das Auto von innen beleuchteter wurde, musterte ich den Fahrer des Wagens. Die kantige Kinnpartie, seine große und doch weich aussehende Nase, die vollen Lippen, die nur so zum Küssen einluden. Sein Wundwinkel hob sich leicht und er sah kurz zu mir herüber. „Was?“, fragte er mich, war er verunsichert?
„Nichts! Darf ich dich nicht ansehen?“, fragte ich provokant und biss mir schelmisch auf die Unterlippe. Wir kamen an einer Ampel zum Stehen und er sah wieder zu mir herüber, „Gefällt dir, was du siehst?“ Ich nickte langsam und meine Augen blieben an seinen vollen Lippen hängen. Halt dich zurück Felix, du kannst jetzt nicht im Auto diesen Adonis von Professor abknutschen! Ich kniff die Augen zusammen und starrte aus dem Fenster. Ich hörte Chan leise kichern, er musste wahrscheinlich spüren was in mir vorging. „Wohin gehen wir denn essen?“, fragte ich um die Stimmung in eine etwas andere Richtung zu bringen. „Ich habe da schon was im Kopf. Du bist auch Australier, richtig?“
„Born and raised in Sidney, Mate!”, sagte ich überschwänglich mit meinem stärksten, australischen Akzent „Du etwa auch?“. Chris nickte und grinste. „Dann wirst du das Restaurant mögen! Die haben die besten Burger!“, aufgeregt klatschte ich in die Hände. Vielleicht war mein Professor doch keine so schlechte Partie! Wir fuhren nicht mehr lange, da bogen wir auch schon auf einen gut beleuchteten Parkplatz vor einem American Diner. Ich hatte weiterhin immer mal wieder verstohlene Blicke zum Fahrer geworfen, um ihn begutachten zu können, er sollte sich nicht wie ein Stück Fleisch fühlen, daher sah ich immer sofort weg, sobald es brenzlig wurde.
Ich hatte mich gerade abgeschnallt, da öffnete Chris mir schon die Tür. Es fühlte sich eher wie ein Date an, wobei ich nicht viel Vergleich hatte und mir bisher auch noch kein Mann in meinem Alter die Autotür aufhielt. Es fühlte sich dennoch schön an, musste ich mir eingestehen. Sobald ich ausgestiegen war, schloss Chan hinter mir ab und drückte mich an seinen Wagen. Ich spürte seine Brust und Bauchmuskeln durch sein dünnes Hemd und mein dünnes T-Shirt. Seine Hüften schmiegten sich ein wenig oberhalb meiner an. Er stützte seine Hände rechts und links neben mir am Auto ab und betrachtete mein Gesicht begierig, hungrig. “Ich würde dich nur allzu gerne Küssen, Felix.”
Mein Herz schlug mir bis zu den Ohren, meine Hände waren feucht und kleben an meiner Hose, wie angewachsen. Meine Augen fielen automatisch auf Chris’ volle, rosafarbene Lippen. Ich schluckte schwer, verschwendete keinen einzigen Gedanken an die Vergangenheit und schon gar nicht an die Zukunft und tat das, was mir in diesem Moment einzig richtig vorkam: Ich nickte leicht.
Mit einem ganz leisen Knurren ergriff Chris meinen Unterkiefer mit nur einer Hand und überwand die letzten Zentimeter Abstand zwischen unseren Lippen. Seine Lippen waren weich, trotz dessen, dass er sie hart auf meine presste. Sie schmiegten sich perfekt den meinen an und mir entglitt ein leises Seufzen. Ich krallte meine Hände an seine Hüften, spürte die Härte seiner Muskeln unter den Fingerspitzen und war froh, Halt zu finden, um meinen wackeligen Beinen Stand bieten zu können. Chris' Zunge strich fordernd über meine Unterlippe und gab nach, indem ich meinen Mund leicht öffnete. Ab da wurde ich unsicher. Ich hatte nie viel fürs Knutschen übrig, ich fand nicht wirklich Gefallen daran. Sei es weil mein Partner nicht küssen konnte oder ich es nicht konnte. Ich hatte es nie in Frage gestellt…
Die fremde Zungenspitze fuhr tastens an meine Zähne, liebkoste meine Zungenspitze und stupste forsch meine Mundwinkel an. Mit einem ganz leisen Stöhnen biss Chris leicht in meine Unterlippe. Und auch ich konnte ein lustvolles Aufkeuchen nicht verhindern. Mit hungrigen Augen entzog er sich mir, hielt weiterhin meinen Kiefer fest. "Wir sollten hier aufhören."
Ich konnte meinen enttäuschten Blick nicht zurückhalten, was mein Gegenüber dazu veranlasste, kleine, ganz zarte Küsse auf meiner Kieferpartie zu verteilen. "Versteh mich nicht falsch." Kuss. "Aber" Kuss. "Wenn wir hier" Kuss. "Weitermachen", er rieb seine Hüfte an mir und ich verstand nun, wieso er aufhören wollte. "Dann müsstest du jetzt auf die Rückbank", ein letzter Kuss an meinem Mundwinkel, bevor er sich entzog und mir tief in die Augen sah, "damit ich dich so lange ficke, bis du du mich anflehst, aufzuhören!". Zum Abschluss gab er mir einen bittersüßen Kuss auf meine Lippen. Meine Ohren mussten knallrot sein, mein Gesicht glühte wie ein Kernreaktor und meine Hände waren mehr als nur zittrig bei der Vorstellung, dass Chris mich nehmen würde.
Er tat einen Schritt zurück, strich sein Hemd glatt, richtete seinen Schritt mit einem Zwinkern und bedeutete, mir zu folgen. Noch völlig aufgelöst stand ich an den Wagen gelehnt und starrte ihm leicht ungläubig hinterher. "Na komm schon Felix! Ich hab Hunger!", rief Chris mir noch zu und stand schon an der Eingangstür des Diners. Ich schüttelte einmal meinen Kopf, kämmte meine Haare grob mit den Fingern und joggte zu Chris, der grinsend auf mich wartete.

Drinnen angekommen saßen wir in einer gemütlichen Ecke und schwiegen uns vorerst an. Es war kein unangenehmes Schweigen, eher ein verarbeitendes. Ich dachte über den Kuss nach und biss mir unweigerlich auf die Unterlippe. „Hör auf damit.“, ermahnte mich Chris ruhig. Provokant schob ich mein Kinn vor, „und wieso?“. Er musterte mich, überlegte aber nicht lange, bevor er wie selbstverständlich sagte: „Weil ich das sage.“ Ich räusperte mich, als die Kellnerin auf uns zu kam, um unsere Bestellungen entgegenzunehmen. Nachdem ich mir einen Cheeseburger mit Pommes und einem großen Eistee bestellt hatte, bestellte auch Chris, und die Kellnerin lies uns wieder allein. „Würde das mit dir immer so ablaufen?“, fragte ich mutig, aber auch unsicher ob ich die Antwort hören wollte. „Was? Am Auto knutschen und dann essen gehen? Auch, ja.“, er grinste jungenhaft und lies seine Grübchen für sich sprechen. Er wusste genau, was ich meinte! Die Kellnerin kam und brachte unsere Getränke und Besteck mit Servietten.
„Ich meine, dass du mir sagst, was ich zu tun und zu lassen habe. Ist das dein Ding? Und dann schlägst du mich?“, die letzten Worte flüsterte ich verschwörerisch. Chris nahm währenddessen sein Glas und trank einen großen Schluck seines Wassers. Noch während er die letzten Tropfen schluckte, nickte er. „Ja und nein. Es wird einen Vertrag geben. Du und ich stellen klar, was wir wollen, mögen oder auch nicht mögen. Einige Grenzen kennt jeder von sich selbst, aber es Grenzen die man…“ er befeuchtete seine Lippen und dachte nach, „ausloten kann. Dort würde stehen, was du zu tun und lassen hast.“, er hob die Finger und zeigte imaginäre Anführungszeichen. „Dort würde aber auch stehen, welche Strafen du bekommst. Naja, und dann schlage ich dich. Sofern du dazu einwilligst.“, erklärte er nüchtern.
Das musste ich mir erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Einen Vertrag? Damit er mich schlagen durfte? „Du bist so schweigsam. Nicht jede Strafe besteht aus Schlägen… Aber eigentlich wollte ich das mit dir in Ruhe besprechen. Dieses Essen sollte uns eher die Chance geben… Mhmm… uns kennenzulernen?!“ Ich nickte und war froh, dass er dieses Essen, wie ich, als Gelegenheit sah. Selbst wenn ich nicht einwilligen würde, so hatte das hier immer noch die Chance auf etwas anderes, oder?
Die Kellnerin kam und brachte uns nun unser Essen. „Let's dig in!“, sagte Chris und stieß seinen Burger an meinen, als würde er mir zuprosten. Lachend nickte ich und biss herzhaft in meinen Burger. „Mhhhmm…!“, stöhnte ich, und lehnte mich für einen Moment kauend zurück. „Gott, ist das lecker!“, Chris nickte zustimmend mit einem unsagbar schönen Leuchten in den Augen, in die ich sofort versinken wollte. Dieser Mann würde mich wirklich noch um den Verstand bringen! Vielleicht sollte ich ihm wirklich eine Chance geben, alles andere würde ich wahrscheinlich bereuen…

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