Kapitel 8 - Chan -

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"Changbin,wir müssen reden!", brüllte ich ins Handy, noch bevor er ein 'Hallo' aussprechen konnte. "Ist es ernst?" - "Komm vorbei." - "...Was hast du angestellt?", sagte er, sowohl beunruhigt als auch vorwurfsvoll. Ich legte einfach auf. Ich wollte nicht am Handy darüber sprechen. 

Ich machte mir meine erste Tasse Kaffee, viele weitere würden noch folgen. War es in meinem Fall okay, sich morgens einen Schnaps zu gönnen? Ich trank eigentlich keinen Alkohol, aber gerade war mir irgendwie danach. Ich hatte Felix geküsst! Hatte er vor mir schon mal jemanden geküsst oder hatte ich ihm seinen ersten Kuss geraubt?! Ja, er hatte eingewilligt, aber.. Er wirkte immer so unschuldig. Und frech. Eben genau die perfekte Mischung. Ich hätte ihn gestern wirklich am liebsten auf der Rückbank meines Autos durchgenommen. So lange, bis alle Fenster beschlagen gewesen wären und die vorbeilaufenden Leute mitbekamen, dass das ganze Fahrzeug wild wackelte.

Eine knappe halbe Stunde später wurde der Ersatzschlüssel ins Schloss geschoben, den ich meinem besten Kumpel irgendwann mal gegeben hatte. "Chan?", rief er durch den Flur und ich lehnte mich am Türrahmen der angrenzenden Küche vorbei. Er schwang die Wohnungstür hinter sich zu und kam schnurstracks auf mich zu. Dann drückte er mich zur Seite und zog den Kühlschrank auf, schaute die Fächer durch und fand dann, was er suchte. Die Tür klappte zu und er riss die weiße Dose auf. "Echt? Energy am Morgen?", fragte ich leicht angewidert. 

Mit ernstem Blick ließ er sich am Esstisch unsanft auf die Sitzbank fallen, sodass die Stuhlbeine kurz ein quietschendes Geräusch von sich gaben. "Also?", forderte er mich auf, ihm endlich zu erzählen, weswegen ich ihn her gebeten hatte. Ich zog den Stuhl zurück, der ihm gegenüber stand und nahm Platz. "Ich lerne da, glaube ich, gerade jemanden ke-" - "Ist sie oder er volljährig?!", platzte es direkt aus dem Schwarzhaarigen heraus. "Ja! Ist er.", gab ich ihm gleichzeitig die erste Info mit. Ein weiterer Schluck Energy verschwand in Changbins Mund. "Wo habt ihr euch kennengelernt?", fragte er, nachdem er die Dose wieder vor sich abgestellt hatte. "An der... Uni?", antwortete ich zunehmend nervös. Seine dunklen Augen schnellten in mein Gesicht und fixierten mich. "Ein Kollege?", ich traute mich kaum, zu antworten. Ich wollte ihm gerade alles ruhig erklären, aber schon nach der Hälfte des Satzes endete es: "Nein. Er ist einer meiner Studen-".

Verwirrt blinzelnd fand ich mich einen halben Meter neben dem Stuhl wieder, auf dem ich bis eben noch gesessen hatte. Die Schwärze vor meinen Augen ließ endlich nach und ich hielt mir meine schmerzende Wange. "Was zum?!" - "Ich halte meine Versprechen.", sagte er und setzte sich wieder. Ich hätte nie damit gerechnet, dass es mir wirklich irgendwann mal eine reinhaut. Aber ich hatte ihn darum gebeten, es zu tun, wenn ich etwas mit einem meiner Studenten anfangen wollte. Der ziehende Schmerz, der bis tief in meinen Kopf drang, ließ mich gerade wirklich bereuen. 

"Also, wie war er?", fragte mein bester Freund und zog eine Augenbraue nach oben. "Nein, ich.. Wir hatten keinen Sex. Also noch nicht... Wir-" - "Ihr hattet keinen Sex?! Warte! Du meinst das ernst mit "Kennenlernen'?!", fragte er und sein Gesicht schnellte ungläubig nach vorn. Ich nickte stumm. "Wow, ich.. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.", sein Rücken kam an der Lehne der Sitzbank an. Ich spielte nervös an meinem Armband herum. 

"Dir ist aber schon klar, dass das verboten ist?", betonte er, was mir bereits seit Tagen Bauchschmerzen bereitete. "Ja, das ist mir bewusst. Aber er.. Ich.. Ach, scheiße! Ich weiß nicht, was ich machen soll!", rief ich verzweifelt und drückte mir die Hände ins Gesicht, nur um die Schmerzen in meiner Wange noch einmal erleben zu dürfen. "Was genau ist denn bisher vorgefallen?", ein weiterer Schluck verschwand in seinem Rachen. "Tjaaa.. Ich habe dir doch von diesem Film erzählt, den ich drehen will.", Changbins Augenbraue zuckte mehrere Male und unterstrich seinen perversen Gesichtsausdruck. "Er hat mich bei den Aufnahmen erwischt. Dann ist er weggerannt und ich habe ihn aufgehalten. Und dann war er bei mir im Büro und-" 

Tell me that you like it!  •ChanLix•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt