34. Meine Hoffnung

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Harry

„Hey Harry."
Mein Blick schoss nach oben und begegnete... Taylor?
„Was machst du hier?" Sprach ich? Meine Stimme hörte sich fremd an. Nicht zu mir gehörig.
"Du siehst fertig aus Kumpel." Die Blondine bekam einen Stuhl gereicht, von der Bleistiftrock-Assistentin.
„Bist du die PR-Freundin?"
„Ja, die bin ich."
Tränen schossen mir in die Augen. Ich sah wieder auf meine Hände. Mein Haar fiel mir in die Stirn. Freiheit. Wo blieb meine Freiheit? Atmen war schwer.
„Wieso? Wieso machst du das?"

Taylor und ich waren gute Freunde. Gerade richteten sich meine ganzen negativen Gefühle gegen sie. Wut, Verzweiflung, Angst. So viel Angst.

„Gestern Abend rief mich Selena an und erzählte von einer Anfrage deines Management. Du weißt schon, ob sie mit dir zusammen sein könnte."
Ich fühlte mich wie bei einer Versteigerung. Ein Harry zu vergeben! Wer will einen Harry. Er ist auch recht pflegeleicht. Weist Spuren von homosexuellen Verhalten auf, ist aber durchaus sehr nett.
„Du bist nicht Selena", murmelte ich mit gesenktem Kopf.
„Es ist deine erste PR-Beziehung und für die meisten ist die Erste die schlimmste. Ich will dich dabei unterstützen. Dir helfen das durchzustehen. Also hat mein Management das geklärt."

Müdigkeit überschwemmte mich. Für Dankbarkeit war kein Platz in mir. Da war nur Nichts. Nichts war unglaublich anstrengend.

„Ich will keine PR-Beziehung."
„Ich weiß."
„Ich will nur glücklich sein Tay. Ich will ich sein. Wieso darf ich nicht ich sein?" Ich flüsterte und legte mein Kopf auf ihre Schulter.
„Weil die Welt scheiße ist."
„Und wird sie irgendwann schön sein?"
„Wenn gute Menschen nicht schweigen."
„Tay?"
„Ja?"
„Ich will den Menschen zeigen, dass sie perfekt sind."
„Früher oder später Harry, wirst du dein Zeichen in der Welt setzen. Und dann wird es nie vergessen werden."

Hoffnung durchströmte mich. Bisher wollte ich immer einfach nur singen und dabei den Menschen ein Safeplace bieten. Plötzlich war da mehr. Mein Traum änderte sich. Ich wollte nicht nur Flaggen heben und Liebe verteilen – Ein Zeichen. Ein Zeichen, dass so viel größer sein würde, als das Heben einer Flagge. Konzerte sollten ein Zeichen sein, die Fans. Viele kleine Zeichen, die zusammen ein großes ergeben würden

Und dann schlief ich ein.

Xx

Unterschreiben.
Ich lief aus dem Gebäude.
Louis kam mir entgegen. Verheulte Augen.
Taylor wies uns beide an in ihre Limousine zu steigen.
Bodyguards schäumten uns von Paparazzos ab. Wo kamen die überhaupt her?
Ich saß neben Louis. Seine Schulter war bequemer als Taylors.
Meine Augen fielen wieder zu. Alles viel zu anstrengend.

Xx

„Hazzie." Etwas lag auf mir. Wo war ich? Küsschen auf meine Wange. Hä? „Hazzie." Louis sprach mit mir. Helles Licht blendete mich. Noch ein Kuss auf meine Wange. Diesmal die andere.
„Louis?" Flackernd öffnete ich meine Augen.
„Tut mir leid, dass ich dich wecke, aber ich habe unglaublichen Hunger."
„Iss was."
„Wir stehen nie ohne einander auf."
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
„Louis?" verpennt legte ich meine arme um ihn.
„Mh?"
„Ich liebe dich."
Er kicherte. „Ich dich auch Hazzie."

Mit ihm hier zu liegen, half mir zu vergessen, was passiert war. Einfach bei Louis sein und mit ihm die Welt vergessen.

„Harry?"
„Ja?"
„Wollen wir in den Urlaub fahren?" Seine Stimme klang wackelig und unsicher.
„Wohin denn?"
„Deutsche Ostsee?"
„In Deutschland ist jetzt tiefster Winter."
„Übertreib mal nicht." Mein bester Freund lachte.
„Okay, lass uns fahren."
„Nächste Woche geht es los. Für zwei Wochen?"
„Das haben wir uns verdient." Ich lächelte auf seinen braunen Haarschopf herab und drückte einen Kuss auf seinen Scheitel.
„Stimmt." Louis setzte sich auf. Sein Hintern nur ein Stück nicht weit von meiner Intimstelle entfernt. Ich strengte mich an, nicht darüber nachzudenken. „Taylor hat mir erzählt, was Modest! getan hat- Schau nicht so traurig Harry. Alles wird sich regeln. Ich glaube ganz fest daran." Er hatte sein kindliches Lächeln im Gesicht. Hoffnung. Seine ganze Person strahlte Hoffnung aus. Louis war meine Hoffnung.

„Sie haben mich gezwungen Kommentare durchzulesen."
„Oh? Wieso das denn?" Wahrhaft überrascht sah Louis mich an.
„Damit ich leichter einknicke?", erwiderte ich verwirrt.
„Aber wieso schaust du so niedergeschlagen?"
Bei den Gedanken an das, was die Menschen geschrieben hatten... Übelkeit überfiel mich.
Louis sprach weiter: „Ich hätte mich gefreut. So viele haben toll reagiert. „
„Hä?"
„Ja klar. Ich habe kaum negative Kommentare gelesen. Die meisten waren am Heulen, weil scheinbar ihr Traum in Erfüllung gehe. Du weißt schon, Larry."
„Aber... sie nennen mich Schwuchtel?" Mein Herz pochte schnell. Louis saß noch immer auf mir.
„Du darfst dir nicht die schlechten Kommentare zu Herzen nehmen Harry. Schau!" Louis zog sein Handy aus der Hosentasche, tippte drauf herum und hielt es mir unter die Nase.

"Larry is real!"

"Mein armes Herz. Es verkraftet den Fangirltot nicht."

"Als Star zu seiner Sexualität zu stehen ist so mutig. Man ist der ganzen Welt teils schutzlos ausgeliefert. Ich bin so stolz auf dich Harry <3"

Ein Schluchzen ertönte. Mein Schluchzen. Ich hatte zu weinen angefangen. Gerührt las ich mir einen Kommentar nach dem anderen durch. Vielleicht hatte ich einfach nur den falschen Post erwischt. Die Kommentare unter diesem Instagrambeitrag sind positiv.

„Danke Boo."
„Stehts zu Diensten. Machst du das mit Taylor trotzdem?"
„Ich fürchte dazu ist es eh schon zu spät. Der Vertrag ist unterschrieben Louis."
Ein beinahe trauriger Ausdruck huschte über sein Gesicht.
„Oh."
„Ich schätze sie nutzen die Gunst der Stunde, dass ich nicht mehr aufmerksam war. Aber das ist okay. Es ist, als würden mir drei tolle Monate mit einer guten Freundin bevorstehen. Und es wird der Band helfen."
„Für dich ist das okay?"
„Nein, aber gerade bin ich zufrieden."

Bis ich von zufrieden zu glücklich übergehen könnte, würde es wohl noch etwas dauern. Aber gerade war das okay. Die Menschen, die mich kannten, wussten die Wahrheit. Die Fans, die an daran glaubten, kannten die Wahrheit. Die, die es nicht taten, taten es eben nicht. Auch das war okay. Deswegen lächelte ich Louis an und meinte mein Lächeln auch so.
Meine Situation war nicht perfekt – sogar ziemlich weit von perfekt entfernt – und die nächste Zeit würde schwierig werden, aber ich hatte meine Freunde und meine Hoffnung. Meinen Louis.

"Harry? Ich habe immer noch Hunger."

hidden pain and sweet taboos | L.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt