,,El?" Ich hörte eine leise und dumpfe Stimme.
,,El?!" Sie wurde immer lauter.
,,El. Du musst aufstehen."
Jetzt rüttelten ruckartig zwei Hände an mir. Ich riss die Augen auf.
Sonnenstrahlen fielen durch das kleine Fenster ins Zimmer und auf mein Bett.
Das Sommersproßen besprenkelte Gesicht von Manuela war vor mir.
,,Eleanor du musst dich beeilen. In 20min fängt dein erster Kurs an."
Sagte sie hektisch zu mir.
,,Shit!!" Rief ich.
Ich nahm hektisch mein Handy vom Ladekabel.
Scheiße. Warum passierte mir immer sowas?
Ich wühlte schnell in einer Kiste, wo meine Klamotten drinnen waren und rannte mit meinen Anziehsachen ins Bad.
,,Beeil dich!" Schrie Manuela mir nach.
Ich putze mir mit der einen Hand die Zähne und mit der anderen schloss, ich den Knopf an meiner Hose.
Ich band mir die Haare schnell zu einem Zopf und wusch mir das Gesicht.
Zeit war nur noch für ein bisschen Concealer und Wimperntusche.
Ich stürmte aus dem Bad und packte meinen Rucksack in Windes eile.
,,El!!" Schrie Manulea.
,,Ja!! Ich komme sofort. Eine Minute!"
,,Nimm das Croissant vom Tisch, als Frühstück. Ich habs heute morgen mitgebracht!"
Ich hielt das Croissant mit meinen Zähnen fest, während ich meine Schuhe zu band.
,,Eleanor. Hier wartet schon jemand auf dich." Rief Manuela, die an der Tür stand.
Das war bestimmt Josh.
,,Ja. Sofort. Ich bin sofort da!"
Ich rannte außer Atem durch das Chaos und über die Kartons.
,,Geschafft. Wie viel Zeit habe ich noch?" Fragte ich Manuela, die mich skeptisch, aber ein wenig stolz anguckte.
Ich will ja nichts sagen, aber das war ein neuer Rekord von mir.
,,Du hast noch genau 5min um in deinen Linguistik Kurs mit Professor Graham zu kommen." Sagte nicht Manuela, sondern die Person mit der dunklen Stimme hinter ihr.
,,Was zum Teufel machst du hier?" Fragte ich Zack.
,,Ich denke, dein Bruder hat dir das ganz genau erklärt, Kleine. Außerdem haben wir keine Zeit zum Reden. Ich muss zu meinem Kurs und vergeude gerade meine Zeit." Ich blickte Hilfe suchend zu Manuela, aber die warf mir nur in der Luft einen Kuss zu und verschwand.
Na toll!..
,,Was für ein schöner Morgen." Murmelte ich vor mir hin. Ich aß das Croissant in unter 10 Sekunden auf.
,,Glaubst du mir gefällt das?"
Ich schnaubte nur als Antwort.
,,Du kannst ruhig gehen. Ich brauche keinen Babysitter, der mich zu meinem Kurs bringt." Ich ging nun hastiger, weil ich es vermeiden wollte, zu spät zu kommen.
Der erste Eindruck bei den Professoren war der Wichtigste.
,,Laut deinem Bruder schon. Und ich habe es ihm versprochen."
,,Das ist mir ziemlich egal. Du kannst jetzt gehen."
Ich bog in einen anderen Flur ab.
,,Nein, werde ich nicht tun. Ohne mich kommst du in Jahren, noch nicht einmal in das richtige Gebäude."
Ich hielt an und drehte mich zu ihm um.
,,Ach! Und warum nicht? Hältst du mich für so dumm?"
Ich wurde langsam wütend.
Er lächelte mich an und verschrenkte seine muskulösen Arme vor seiner Brust. Seine Nussbraunen Haare fielen ihm vereinzelt in die Augen.
Ich wäre ihm wahrscheinlich verfallen, wäre er nicht so ein Arroganter Mistkerl.
,,Ich glaube auf gar keinen Fall, dass du dumm bist. Ich denke sogar, dass du sehr schlau bist, nur einen schlechten Orientierungssinn besitzt.
Du bist falsch abgebogen. Wir müssen in die andere Richtung."
Er deutete mit seinem Kopf nach rechts.
Meine Wangen erröteten sofort und mein ganzes Gesicht wurde heiß.
Wie peinlich.
,,Dann lass uns jetzt schnell in die richtige Richtung gehen." Murmelte ich mehr als verlegen.
Hätte ich in dem Moment aufgesehen, hätte ich vielleicht das kleine Lächeln gesehen, welches seinen Mund umspielte.
An meinem Kursraum angekommen, drehte ich mich zu ihm um.
,,Danke." Sagte ich leise.
,,Du kannst also doch nett sein."
Ich zeigte ihm den Mittelfinger und öffnete mit einem Anklopfen die Tür.
Ich hörte noch das Lachen von Zack hinter mir.
Der Saal war voll mit Schülern.
Sie alle blickten von Ihren Computern auf und mich an.
Der Professor hielt mitten in seinem Satz an.
Oh nein.
Toll gemacht, Eleanor.
Ganz Toll gemacht.
Mr. Graham drehte sich zu mir um und zog seine Augenbrauen leicht zusammen. Er war verärgert.
Was hatte mir Manuela noch mal über ihn erzählt?
,,Und Sie sind?" Fragte er mich.
,,Ich bin Eleanor Gray, Professor. Ich entschuldige mich für die Verspätung."
Achso ja. Professor Graham galt als einer der strengsten und brutalsten Professoren an der Cambridge.
Er war berüchtigt dafür, Studenten aus seinem Kurs nur wegen Verspätungen, falschen Antworten oder selbst nur, weil ihm der Student an sich nicht passte zu werfen.
Ich saß richtig in der Scheiße, denn seine ganze Aufmerksamkeit lag nun nur auf mir.
,,Sie sollten sich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei all den Studenten, die nun wichtige Zeit verlieren um zu lernen."
Ich richtete mich an die Studenten:,,
Meine Verspätung tut mir leid. Das ist meine Schuld und ich werde Verantwortung dafür tragen."
,,Da Mrs Gray denkt, dass Sie nicht wie die anderen genauso pünktlich kommen muss, weil Sie schon alles weiß, Kann Sie ja die Frage beantworten, mit der wir uns zur Zeit beschäftigen."
Er verdrehte mir die Worte im Mund und traf Anschuldigungen, die nicht stimmten.
Ich biss die Zähne zusammen und klammerte mich an meinen Pullover.
,,Ich werde es versuchen."
Sagte ich.
,,Nun gut. Die Frage, mit der wir uns beschäftigen, ist die: Warum behaupten Wissenschaftler Tanzen wäre eine Sprache? Sind Sie in der Lage die Frage zu beantworten, können Sie sich setzten. Sind Sie nicht in der Lage, müssen Sie gehen und können einen anderen Kurs mit Ihrer Pünktlichkeit beehren."
Er lächelte. Im Hörsaal vernahm man ein Raunen.
Ich zuckte zusammen, aber wusste die Antwort.
Ich musste sie wissen, denn ich konnte nicht einfach aufgeben.
Also fing ich einfach an zu reden:,,Sprachen sind zum kommunizieren und austauschen da.
Um gute und schlechte Gefühle zu vermitteln, denn wir haben nicht nur unser Gesicht, sondern auch unseren Mund. Aber warum sollte das bei unserem Körper anders sein? Nehmen wir das Beispiel bei den Tieren z.B. die Katzen. Katzen Miauen uns lediglich an, um mit uns zu kommunizieren. Sie haben diese ,,eigene Sprache" nur für uns Menschen erfunden. Sonst zeigen sie ihre Gefühle, anderen Tieren gegenüber mit Körpersprache. Sie stellen den Schwanz auf oder wenden sich ab. So kann man Ihre Stimmung deuten und ihr Verhalten. Tanzen ist nicht ganz wie die Körpersprache der Katzen, aber mit dem Tanzen können wir kommunizieren und unsere Gefühle austauschen. Es wird der Körper und nicht der Mund benutzt.
Ich denke, es ist keine übliche Sprache die wir kennen oder bestimmen würden, aber das Tanzen hat Eigenschaften, die definitiv zur Sprache zutreffen. Ob Wörter oder nicht verwendet werden, ist bei Sprache eigentlich egal. Es geht nicht darum, zu Sprechen, sondern um das teilen der Gedanken etc. Taube Menschen kommunizieren ebenfalls nicht mit Wörtern, sondern mit Gestik. Also Ja, Tanzen könnte als Sprache gelten." Ich atmete erschöpft ein und Aus. Dieser Professor war doch wahrlich aus der Hölle geboren.
Ich wischte meinen Schweiß an meiner Hose ab. Im Saal wurde es still. Vereinzelte Leute klatschten, die meisten aber glotzen mich nur verdattert von meinem kleinen Vortrag an.
,,Sie können sich hier vorne hinsetzten, Mrs Gray. Beim nächsten Mal fliegen sie aus meinem Kurs, verstanden?"
Ich nickte eifrig und setzte mich in die erste Reihe, dort wo niemand saß.
Ja..
Dieses Semester würde die Hölle werden.
Ich begann zu schreiben.

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On The Road
RomanceAls ich ein kleines Mädchen war, dachte ich immer, dass es das tollste auf der Welt wäre, endlich Erwachsen zu sein. Doch mein kleines Ich wäre enttäuscht. Als ich an der Cambridge angenommen wurde, fühlte es sich an wie in einem Traum, doch dieses...