Ich stopfte so schnell wie es ging mein Essen in mich rein.
Ich musste mir endlich angewöhnen einen Wecker zu stellen. Auf Manuela konnte ich mich schließlich nicht für immer verlassen.
Ich seufzte und versuchte vom Stuhl aufzustehen. Ich hob meinen bandagierten Fuß an und hüpfte zu meinen Klamotten und ins Bad.
Nach ein paar Minuten war ich fertig.
Ich hatte länger gebraucht als die letzten Male.
Aber wie sollte man es auch schaffen sich mit nur einem Fuß anzuziehen?!
,,El!! Dein Bodyguard ist hier."
Schrie Manuela von der Tür aus während ich in Eile meine Sachen packte.
,,Morgen" Sagte ich flüchtig zu Zack und verabschiedete mich von Manuela.
,,Bis später"
Ich knirscht mit meinen Zähnen, als ich meinen Fuß auf den weichen Teppichboden des Wohnheims setzte.
Um Himmels Willen.
,,Fuck." Flüsterte ich gepresst.
Ich kniff meine Augen zusammen und ging los.
Ich atmete flach. So ein Mist. Warum musste mir immer sowas passieren?
Warum musste ich gestern gegen diesen beschissenen Schrank laufen.
,,Soll ich dich tragen?" Kam es von oben.
,,Nein." Antwortete ich knapp aber hitzig.
,,So kommen wir nie pünktlich in unsere Kurse. Ich will nicht wegen dir zu spät kommen müssen."
Toll. Jetzt wurde ich auch noch von so nen Grobian durch die Flure gehetzt.
Recht hatte er aber. Ich würde aus dem Kurs von Professor Graham fliegen.
Ich blieb stehen und blickte zu Boden.
,,Na gut." Flüsterte ich.
Er drehte sich zu mir um und lächelte gemein.
,,Was hast du gesagt?"
Ich hielt inne. So ein verdammtes Arschloch. Er hatte genau gehört, was ich gesagt habe.
,,Würdest du mich bitte zu meinem Kurs tragen, damit ich nicht zu spät komme?"
Mein Kopf wurde ganz heiß vor Scham. Unglaublich, dass ich mich so blamieren musste und das auch noch vor ihm.
Er schmunzelte, ging auch mich zu und hiefte mich auf seinen Rücken.
Ich Schrie kurz auf.
,,Pass auf! Wehe du lässt mich fallen!!"
,,Du bist maximal mein Aufwärmgewicht, wenn ich trainiere."
Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
Bis ich Flüsterte:,,Angeber"
Er tat so, als hörte er diesen Kommentar nicht.
Die Körperliche Nähe zu ihm machte mich regelrecht wahnsinnig. Ich wollte sofort von seinem Rücken herunter, wusste aber was für ein Schmerz in meinem Fuß mich erwarten würden.
Nur dieses eine Mal, Eleanor, redete ich mir ein. Wir schwiegen.
Ich war erstaunt, wie leicht er mich durch die Korridore tragen konnte:
Treppe runter, Treppe rauf immer wieder.
Ich schwieg natürlich darüber.
20 Meter vor dem Hörsaal sagte ich ruhig:,,Du kannst mich hier absetzen. Ich laufe den Rest."
Mein Kopf wurde rot, als ich die Blicke der Studenten sah.
Wie Peinlich.
Zack setzten mich vorsichtig ab. Ich biss mit kurz auf meine Lippe um einen schmerzvollen Aufschrei zu unterdrücken. Dieser Fuß würde mich noch umbringen.
,,Danke." Nuschelte ich in Zacks Richtung und versuchte so eilig es ging in Richtung Hörsaal zu humpeln.
Ein Männlicher, schlaksiger Student kam auf mich zu.
,,Soll ich dir helfen? Du siehst ein wenig naja verletzt aus?"
Er fuhr sich durch seine Haare.
Ich wollte gerade freundlich ablehen, da blickte er kurz hinter mich und verschwand ohne was zu sagen im Hörsaal.
Ich drehte mich um und sah noch wie Zack seine Körperhaltung und Miene schnell änderte.
Das was ich gesehen hatte, sah nicht so nett aus.
Ich runzelte kurz Verärgert die Stirn.
Er stand immer noch da.
Da realisierte ich, dass er darauf wartete, dass ich rein ging.
Ich öffnete die schmale Tür des Saals und machte mich hektisch auf zu meinem Platz. Ich erhaschte noch kurz den Umriss eines Schattens der an dem kleinen Glasfenster der Tür vorbeiging.
Ich atmete erleichtert aus, als ich endlich saß. Glück gehabt.
Humpelnt hätte ich es nie rechtzeitig geschafft. Professor Graham schrieb bereits die Frage der Woche an die Tafel. Ich holte meinen Computer raus und begann zu tippen.
Professor Graham bedachte mich stets mit einem strengen, verächtlichen Blick und stellte mir Fragen vor dem ganzen Hörsaal, die selbst ein Student im dritten Semester nicht beantworten konnte.
Meinen Abscheu für ihn konnte ich nach den Stunden kaum ihm Zaum halten. Er gab uns noch 2 Hausarbeiten auf zu verschiedenen Themen, die wir gar nicht durchgenommen hatten und verabschiedete sich knapp. Ich seufzte erleichtert und sackte in meinem Stuhl zusammen. Meinen Computer klappte ich zu und verstaute ihn in meinem Rucksack.
,,Gray!" Hörte ich laut durch den Raum.
Ich schreckte hoch und sah wie Professor Graham mich zu sich winkte.
Ich stand eilig auf und spielte nervös mit meinen Finger die bereits schwitzig waren. Ich humpelte zum Pult und sah die Blicke, die auf mir lagen: Beängstigt, Verächtlich, Belustigt.
,,Ja, Professor Graham?"
Er blickte auf den Verband, der aus meinem Schuhe lugte.
,,Haben Sie sich verletzt?"
,,Ja, nichts Ernstes."
,,Aha."
Er schwieg. Musterte mich.
,,Wissen Sie, dass sie einen beträchtlichen Nachteil gegenüber all diesen Studenten haben?"
Ich schwieg. Meine Fingernägel bohrten sich in meine Handflächen.
,,Ich wusste nicht, dass meine Leistungen so-"
Er Unterbrach mich direkt:,,Mindestens 70% dieser Studenten kommen aus Wohlhabenden Familien. Ich habe mir ihre Akte durchgelesen. Sie sind mit einem Stipendium hierher gekommen. Sie haben und werden es viel schwerer als diese 70% haben. Darum müssen Sie sich dreifach so doll anstrengend, als alle hier. Zeigen Sie Ihren Verstand und enttäuschen Sie mich nicht."
Ich wusste nicht was ich antworten sollte. ,,Ja, Professor." Ich nickte eilig und verschwand. Das war nicht das was ich erwartet hatte.
Im Flur wartete bereits Zack auf mich.
Ich versuchte mein Augenrollen zu unterdrücken. Diese ganze Beschützer Nummer wurde langsam echt übertrieben.
Ganze 3 Wochen ging das schon so.
Ich humpelte an ihm vorbei und sagte garnichts.
Er holte mich in Windeseile ein.
,,Verärgert, Gray?"
Jetzt waren wir also bei unseren Nachnamen angelangt.
,,Nein, Lawson." Sagte ich übertrieben spitz.
,,Hunger?" Fragte er nur.
Ich wollte gerade Nein antworten, als mein Magen knurrte.
Ehrlich jetzt?
Er drückte mir ein Sandwich schweigend in die Hand und wartete gar nicht meine Antwort ab.
Ich merkte, wie er sein Tempo an meines anpasste.
Ich drehte mich zu ihm um.
,,Hör mal, ich brauch das nicht. Echt nicht. War nett und so, dass du mich heute Morgen getragen hast, aber ich bin kein Kind mehr."
Er zuckte mit der Schulter
,,Das sieht dein Bruder anders."
Und grinste.
Ich verlagerte mein Gewicht auf meinen unverletzten Fuß und stemmte die Hände in die Hüfte.
,,Ich bin kein Kind. Ich bin eine Erwachsene Frau, die sich Essen besorgen kann, wenn sie Hunger hat und ganz bestimmt keinen grimmigen Beschützer braucht, der mir alle gruseligen Männer vom Hals hält."
,,Ok. Dann nicht, Gray." Er zog eine Augenbrauche hoch und nahm das Sandwich aus meinen Händen.
Ich öffnete meinen Mund geschockt.
Warte, was?
Ich weigerte mich zu zugeben, dass ich das Sandwich doch wollte.
Er ging schweigend weiter die Treppe runter zu einer Tür.
Ich lehnte mich auf das der Treppe Geländer und versuchte einen Schritt nach unten.
Ich Zischte leicht.
,,Au!"
,,Braucht die Erwachsene Frau Hilfe?"
,,Nein." Giftete ich ihn an.
,,Mhmm" Er ging weiter die Treppe herunter.
Scheiße, ich brauchte wirklich Hilfe, bemerkte ich bei der nächsten Stufe.
Trotzdem wagte ich mich auf die nächste und die nächste.
Bis meine Hände, nach Vier Stufen, zitterten.
,,Scheiße, Gray. Lass den Mist und lass mich dir Helfen."
Von der eisigen Stimme war nichts mehr zu hören. Er klang fast gequält.
Er kam auf mich zu und packte mich mit einem Ruck, den ich nicht erwartet hatte und warf mich förmlich über seine Schulter.
,,Fuck, Zack.",schrie ich, ,,Du Arschloch."
Ich sah sein kleines Schmunzeln von der Seite. Es verschwand sofort.
Die Wut schoss mir in alle Körperteile, aber gleichzeitig fühlte ich mich auch erleichtert. Der Schmerz in meinem Fuß wurde zu einem Pochen.
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On The Road
RomanceAls ich ein kleines Mädchen war, dachte ich immer, dass es das tollste auf der Welt wäre, endlich Erwachsen zu sein. Doch mein kleines Ich wäre enttäuscht. Als ich an der Cambridge angenommen wurde, fühlte es sich an wie in einem Traum, doch dieses...