Epilog

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Adora

Mittlerweile sind zwei Monate vergangen.

Und ich war noch nie so glücklich, wie jetzt.

Nachdem Taio mir das beste Geburtstagsgeschenk überhaupt gegeben hat und ich diesen Tag sogar voll und ganz vergessen hatte, haben wir uns eine Woche später, auf dem Festland, vor einem Priester, das Ja-Wort gegeben.

Leider konnten die anderen wegen der langen Anreise nicht dabei sein, doch das hat uns nicht gestört.

Sie haben uns dennoch beglückwünscht und uns gratuliert, was auch vollkommen ausreichend ist.

Das einzige, was wir brauchen, sind wir selbst und das ist und war schon immer so.

Die Tatsache, dass ich anfangs nicht mehr wollte, als frei sein, bringt mich jetzt, in der Zukunft, immer wieder zum Lachen, denn es gab nie einen Moment, in dem ich mehr Freiheit spüren könnte als jene, in denen Taio, mein Mann, bei mir ist.

Vielleicht werden wir irgendwann die Welt bereisen.
Wer weiß schon, ob wir für den Rest unseres Lebens auf dieser Insel bleiben.

Die Vergangenheit ist unveränderlich, die Gegenwart liegt allein in unserer Hand und die Zukunft ist ungewiss.

Die Chance, irgendwann nicht mehr das Leben genießen zu können, ist gar nicht mal so gering.
Also wieso träumen, wenn man auch handeln kann?

Ich weiß, dass nicht immer alles gut laufen wird.
Das kann es einfach nicht.
Und das ist auch vollkommen okay.
Denn aus diesen Fehlern, lernen wir.

Mein ganzes Leben lang, hat mich stets die Dunkelheit umgeben.
Ich konnte nur davon träumen, im Licht zu schwimmen, denn wie hätte es mir anders gehen sollen?

Die Hoffnungslosigkeit, die mich einst umgab, ist verflogen und einer riesigen Lebensfreude gewichen, die nie wieder verschwinden wird.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach sagte einst:
„Der Zweifel am Siege entschuldigt nicht das Aufgeben des Kampfes.“
Damals noch, hätte ich lauthals darüber gelacht, denn das einzige, was ich glaubte, war, dass es niemals einen Ausweg für mich, aus meiner persönlichen Hölle, geben würde.

Doch ich lag, wie so oft, falsch.

Meine Hoffnung ist, durch all die vergangenen Ereignisse, ein fester Bestandteil meines Seins geworden, die ich mir jeden Tag vor Augen führe.

Denn ohne Hoffnung, verschwinden die Möglichkeiten auf einen Sieg.

Lächelnd drehe ich an dem zweiten Ring, den mir Taio geschenkt hat.
Auf diesem ist in vielen kleinen Buchstaben eingraviert:
„Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“ -(Walt Disney)

Mein Blick liegt, wie jede Nacht, auf dem wolkenlosen Sternenhimmel, der zu einem Symbol meines Durchhaltevermögens geworden ist.

Ich habe mir, nachdem wir uns ein wenig hier eingelebt haben, mein altes Tattoo auf der Schulter, übertätowieren lassen.

Wo einst ein Symbol der Schwäche und Trauer lag, befindet sich nun eine stolze Löwin, die bereit dazu ist, jeden Kampf anzunehmen, um zu überleben.

Meinen Stolz, lasse ich mir garantiert nie wieder nehmen.

Jeder, der glaubt, dass er verloren ist, hat mit Sicherheit einen guten Grund so zu denken.
Jemanden wegen dieser Denk-Art und Weise zu verurteilen, ist genauso falsch, wie wenn man ihn ignoriert.

Meist sind die kleinen Hinweise, im Verborgenen und ich frage mich, ob mein Leben anders gelaufen wäre, wenn man, als ich noch in den Kindergarten gegangen bin, einige Tätigkeiten und Reaktionen meinerseits hinterfragt hätte.

Vielleicht wäre man dann auf die Grausamnkeiten meiner Erzeuger gekommen.

Doch so ist das Wesen der Menschen nunmal.
Das Konzept der Vorurteile, beruht auf einer langen und komplexen Geschichte, die von der Entwicklung der Menschheit handelt.
Daran wird sich wohl nie etwas ändern.

Meine Hoffnung, dass sich diejenigen vermehren, deren Herz rein und der Verstand frei ist, wird mich bis in alle Ewigkeiten begleiten.

Eine warme Hand, auf meiner Schulter, lässt mich hochschrecken und in warme, graue Augen blicken.
"Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?" fragt Taio leise nach und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

"Ich hoffe, dass unsere Zukunft, wunderschön wird." wispere ich leicht lächelnd und erhebe mich von meinem ruhigen Platz, unter einer Palme am Strand.

"Das wird sie. Wer immer nur in der Vergangenheit bleibt, wird niemals unbeschwert leben können." antwortet mir Taio rau.

Hand in Hand laufen wir in Richtung Wasser, woraufhin wir schon bald, bis zum Bauch, im Meer stehen.
Stumm starren wir erneut hinauf, zu den leuchtenden Himmelskörpern und gehen unseren Gedanken nach.

Neben mir hebt Taio seinen linken Arm und zeigt mit seiner Hand auf ein Sternbild.
"Dort, das ist der Adler." erklärt er mir stolz, was mich Grinsen lässt.

"Und das-" er dreht sich mit mir um und zeigt auf einen Stern, der zentral über unserer Hütte liegt.

"Das ist dein Stern." haucht er lächelnd, was mich ihn überrascht ansehen lässt.
"Wie-"
"Ich habe ihn für dich gekauft und umbenannt." schneidet er mir das Wort ab und lässt mich verwirrt zu dem Schönling neben mir sehen.
"Wie hast du ihn genannt?"

"Futuro"
(Zukunft)

--Ende--











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Taio Reyes - Mi oscuro futuroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt