Vertrauen fassen

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Um 3 Uhr wurde ich wach, wie jede Nacht, doch diesmal war ich nicht alleine. Ich schaute in die Augen von Chan, der auch wach war. Leise stand ich auf und öffnete die Terrassentüre und ging nach draussen. Chan folgte mir leise und wir setzten uns zusammen auf die Wiese, denn es war eine warme, angenehme Nacht.

„Irgendwie komisch, dass wir beide zusammen wach geworden sind, findest du nicht?", fragte Chan nach kurzer Zeit und ich nickte zustimmend. „Bei mir liegt es immer an dem gleichen Traum. Woran lag es bei dir?", fragte ich und schaute Chan an. „Bei mir ist es auch immer wegen eines Traumes. Was hast du für einen, wenn ich das fragen darf?" fragte er und schaute mir tief in die Augen.

„Ich habe seit Jahren diesen Traum, dass ich in einer anderen Zeit bin und ich sehe ein Liebespaar, das sich nicht lieben darf, da sie aus unterschiedlichem Hause kommen. Immer, bevor ich die andere Person erkennen kann, die mit mir dort ist, werde ich um die gleiche Uhrzeit wach.", sagte ich. „Mhm, bei mir ist das genauso. Also haben wir den gleichen Traum.", sagte er und ich konnte sehen, dass er nachdachte.

Ich schaute währenddessen in den Himmel und beobachtete die Sterne, die heute heller waren als sonst, was mich lächeln liess. Plötzlich legte Chan eine Decke über mich und legte sich neben mich, um mit mir gemeinsam die Sterne anzuschauen.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er aufgestanden war und die Decke zu holen.

„Was hältst du davon, wenn wir morgen mit Han und Felix mal über unsere gleichen Träume sprechen? Denn es muss eine Bedeutung haben, oder was meinst du?", fragte Chan und schaute mich nun an. Ich konnte nur mit meinem Kopf zustimmen, da seine Augen mich in seinen Bann zogen. Dieser Blickkontakt war so intensiv und dennoch fühlte ich mich sicher bei ihm. Mit seiner rechten Hand strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und meine Haut kribbelte, als sein Finger meine Haut berührte.

„Ich weiss nicht, was es ist, Jasmin, doch ich habe das Gefühl, dass ich mich in dir wieder erkenne. Irgendwie ist da eine Verbundenheit zwischen uns und es fühlt sich komisch an, aber dennoch gut.", sagte Chan nach einiger Zeit des Augenkontaktes. Ich musste mich hinsetzen, da mein Herz so schnell schlug. Was spürte ich gerade?

„Ich weiss Channie, denn ich spüre es auch, dennoch habe ich Angst. Alle Personen, die mir je etwas bedeutet haben, habe ich verloren. Irgendwann kann meine Seele das nicht mehr aushalten.", sagte ich und merkte nicht, dass die Tränen herunterliefen, doch Chan sah es sofort. Er nahm mich in den Arm und drückte mich an sich.

„Ich weiss nicht, was du alles schon durchmachen musstest, aber du sollst wissen, dass wir alle immer für dich da sein werden, denn ich weiss, dass du jetzt schon allen sehr wichtig geworden bist. Besonders Han, Lixie, Hyunjin und allen anderen genauso, Jasmin. Ich fühle diese Verbundenheit zwischen dir und mir und ich kann sagen, dass ich dich in meinem Leben brauche.", sagte er und schaute mir in die Augen. Sanft strich er meine Tränen mit seinen Daumen weg.

„Ich weiss, du hast Angst, Jasmin, aber ich bin hier und höre dir zu. Erzähle mir von deinem Leben, von deinen Sorgen und Ängsten. Ich gehe nicht so schnell wieder schlafen und du auch nicht.", sagte Chan lächelnd und ich fasste meinen Mut zusammen und fing an zu erzählen.

Erzählung Jasmin

Bis ich 6 Jahre alt war, hatte ich ein perfektes Familienleben. Meine Eltern hatten eine Firma, die seit Jahren sehr gut lief und sie verdienten damit gutes Geld, um mir und meinen kleinen Schwestern Susi und Lina ein gutes Leben zu bieten. Bis zu der Nacht, in der ein Feuer alles änderte. Nachts gegen 3 Uhr wurde ich wach, weil ich einen beissenden Geruch wahr nahm, der mir den Atem raubte. Instinktiv legte ich mir meinen Ärmel von meinem Schlafanzug über meine Nase und meinen Mund und so lief ich aus dem Zimmer. Dann sah ich, was los war.

Überall waren Flammen zu sehen, der untere Stock stand komplett und Flammen und die Brandschutzanlage hatte aus irgendeinem Grund nicht ausgelöst. Ich schrie nach meinen Schwestern und nach meinen Eltern, aber ich konnte sehen, dass der Teil, wo sie schliefen, komplett unter Flammen stand. Ich spürte, dass sie nicht mehr lebten, doch ich wollte noch nicht sterben und ich wollte aus diesem Haus raus. Schnell lief ich zurück in mein Zimmer und rannte zum Fenster und konnte erkennen, dass die Feuerwehr schon mit den Löscharbeiten begonnen hatte.

Ich öffnete das Fenster und schrie um Hilfe, doch das war ein Fehler. Das Feuer war nun in meinem Zimmer, denn durch den Sauerstoff, den ich hereingelassen hatte, bekam es Kraft weiterzuwachsen. Teile der Decke fielen zu Boden und das Feuer erreichte mich und ich schrie vor Schmerzen auf. Der letzte Ausweg, um das zu überleben, war das offene Fenster. Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und sprang aus dem Fenster.

Im Krankenhaus wachte ich unter starken Schmerzen auf. Ich hatte Verbände überall an meinen Beinen und am Rücken. Meine Grosseltern waren bei mir, denn ich wusste, dass meine Familie tot war. Jahrelange Operationen, Therapien und die Liebe meiner Grosseltern halfen mir zu heilen. Ich hatte nie wirklich Freunde, eigentlich keine, bis ich Han und Felix mit 13 Jahren in einem Onlinespiel kennenlernte.

Sie waren immer für mich da, auch als meine Grosseltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Han half mir einmal aus der Ferne bei einer Panikattacke, die ich bekam, weil irgendein Hacker mich angerufen hatte, mit dem Namen meiner Mutter auf dem Bildschirm. Ich konnte mich immer zu 100 % auf Han und Felix verlassen, dennoch habe ich grosse Angst, sie genauso zu verlieren wie meine Familie.

Erzählung Jasmin Ende

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