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Und endlich ertönte die Schulglocke und somit endete der Unterricht. Ehe der Lehrer sich versah, packten fast alle Schüler ihre Sachen zusammen, um das Klassenzimmer zu verlassen. Verzweifelt versuchte der Referendar uns noch irgendwelche Hausaufgaben aufzugeben und irgendein Stoff in unsere Köpfe zu kloppen, was aber, sehr schockierend, fehlschlug.
Diese Schule war ganz anders als meine alte, war aber meiner Meinung nach besser. Ein großer Vorteil dieser Schule war Sam, mein Crush. Ich lernte ihn kennen, als ich mit der Sportart Taekwondo anfing Er hatte zu dem Zeitpunkt schon den blauen Gürtel, während ich ein kompletter Anfänger war. Manche sahen auf mich runter, eben weil ich nur ein Weiß-Gurt war, er jedoch behandelte mich normal und gab mir ständig neue Tipps, um besser zu werden. Zudem sah er gut aus, das muss ich schon zugeben.

Trotz meines Schulwechsels mitten im Jahr wurde ich gut von meiner neuen Stufe aufgenommen, wofür Sam halt ein riesen Grund war. Er stellte mich seinen Freunden vor und ich wurde fast sofort zu einem Teil ihrer Gruppe. Dazu kam noch, dass ich fast alle Kurse mit ihm zusammen hatte, daher auch neben ihm saß und ihm näherkam.

Mein Leben hatte sich fast um 180 Grad gewendet. Neue Schule, neue Freunde, kein Kontakt zu so ziemlich allen meinen alten Freunden, neue Hobbies was dann dazu führte, dass ich bald ein Gelb-Gurt im Taekwondo war und halt der neue Stundenplan.

Ich hasste ihn. Gott sei Dank gab es Sam. Freitags hatte ich allerdings bis fünf Uhr Schule und das Training begann schon um sechs Uhr. Das heißt, ich fuhr direkt nach der Schule mit dem Bus zum Taekwondo und war dann komplett gestresst. Sam lachte mich immer wieder aus, weil er schon zu 8. Stunde Schulschluss hatte.

Als junges Mädchen hasste ich es von der Bushaltestelle zur Trainingshalle zu laufen, weil ich so in den Feierabendverkehr gelangte und schon so oft gecatcalled wurde. Mittlerweile war ich es leider schon gewohnt, was irgendwie traurig ist aber ja gut. 

Durch den Schulwechsel und dadurch das Sam halt die einzige Person war, die ich kannte, wurde er zu meinem besten Freund, wie auch meine Komfort-Person. Er war die Person, die mich in den Armen hielt, als ich hysterisch am weinen war, als mein kleiner Bruder krank wurde und er hat meine Stimmungsschwankungen wegen des Stresses ausgehalten. Er war die Person, die mit mir lachend im Sommerregen tanzte, bis wir klatsch nass waren. Er war die Person, die mich besuchte, als ich eine Grippe hatte und mir Blumen und Tee vorbeibrachte, ohne irgendeine Angst davor selbst krank zu werden. Er war die Person, die mit einem Lehrer diskutiert hatte und so eine Suspendierung kassierte, weil dieser mich begrapscht hatte und er ihm die Nase brach.

Er war einfach meine Person bzw. mein ein und alles.
Umso mehr traf es mich, als er ein Mädchen kennenlernte und ihr näher kam. Ich war seine beste Freundin, ich sollte mich eigentlich für ihn freute und ich versuchte das auch, wirklich, aber ich konnte mich einfach nicht dazu bringen, meine Gefühle zu unterdrücken. Mein Herz brach jedes Mal, wenn ich ihn mit ihr sah und da ich mich von einem Mental-Breakdown bewahren wollte, distanzierte ich mich von ihm. Ich konnte es einfach nicht ertragen, ihn mit ihr lachen zu sehen.

Mit Kopfhörern in den Ohren, wartete ich auf das Klingeln der Schulglocke, als ich von hinten angetippt wurde. Ich nahm die Over ears ab, um mich umzudrehen und um in die vertrauten, grünen Augen zu schauen. Ich sah die Person, die ich mit am meisten brauchte, aber auch die Person, die mir am meisten wehtat.

"Hey Bella, geht es dir gut? Ich weiß ja, dass du grad gestresst bist, wegen der Situation mit deinem Bruder, aber bitte rede mit mir! Schon seit paar Tagen habe ich das Gefühl, dass du mir aus dem Weg gehst", fing Sam das Gespräch an. Ich sah die Sorge in seinen Augen und auch seine Stimme, triefte voller Sorge. Es brach mir das Herz, ihn so verzweifelt zu sehen, aber ich wusste, dass es noch viel mehr weh tun würde, wenn ich eine Abfuhr von seiner Seite aus bekam.

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