1 - Buch 4

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"Pass auf wo du hin läufst!", schnauzt mich Macy an.

Ich verdrehe nur meine Augen. Es ist ja nicht so, dass ich nur rumgestanden bin und sie direkt in mich hinein gelaufen ist.

Alle rennen zu den Neuankömmlingen, die vor einem Tag bei uns gelandet sind. Sie haben uns einen Sprachchip integriert und und erzählt, dass sie auf einer Mission sind. Sie wollen uns Menschen retten.

Im Gegensatz zu den Biestern, die ich bereits seit über vier Jahren kenne, sehen die wenigstens nicht angsteinflößend aus. Nein, im Gegenteil. Sie sehen sehr gut aus.

"Alle mal her hören!", schreit ihr Anführer plötzlich.

Ich verschränke meine Arme und lehne mich an den Baumstamm.

"Ihr seid die letzten Menschen hier. Natürlich leben noch sehr wenige hier, aber sie möchten hier bleiben und das respektieren wir. Es ist euch überlassen, ob ihr mit uns mit wollt oder nicht. Niemand wird euch zu irgendetwas zwingen, darauf gebe ich mein Wort."

Der Mann mit den grünen Augen, sieht zu jeden einzelnen herüber. Sein Blick bleibt gefühlt länger auf mir liegen, als auf den anderen.

Ich fühle mich unbehaglich, also breche ich den Augenkontakt ab. Sein Name ist Cilian und er hatte sich gestern als Commander vorgestellt. Er scheint ein Prinz seines Planeten zu sein, so wie er von anderen seiner Art angesprochen wird.

Gott, da habe ich einmal Hoffnung gehabt, dass wir auf einen Planeten kommen, der nicht von irgendeinem blöden Anführer angeführt wird. Ich hatte die Hoffnung, auf ein freies Leben.

"Wie ist dein Name?", erschreckt mich eine Stimme plötzlich.

Cilian's grüne Augen schauen mich nun noch intensiver an, als vorhin.

"Leilani."

"Schön dich kennenzulernen, Leilani."

"Ich bin Cilian Xandor."

"Das wissen wir alle bereits!", sage ich und versuche keine Miene zu verziehen.

"Hast du eine Familie?", erkundigt er sich vorsichtig.

"Nein. Nur diese Menschen hier. Wir kamen aus derselben Stadt."

Ich schiele zu den anderen herüber. Wir sind eine Gruppe von neun Überlebenden. Davon lediglich zwei Frauen. Unsere Gruppe war einmal größer, doch manche von uns erkrankten oder wurden getötet.

"Ich habe eine Frage an dich und ich werde direkt sein, da wir in wenigen Stunden bereits zurück nach Xandor reisen."

Ohne Worte verpasse ich ihm eine kräftige Ohrfeige, die mir wohl mehr schmerzt, als ihn.

"Ich kenne solche Situationen aus Filmen. Ich werde bestimmt nicht mit dir ins Bett steigen."

Cilian's Augen werden groß und er braucht einen Moment um zu verarbeiten, was gerade passiert ist.

Dann verfällt er in ein großes Gelächter.

"Nein, ich meinte das nicht so. Ich habe bereits eine Frau, die ich überalles liebe und einen Sohn."

"Oh."

Meine Wangen werden rot und ich versuche mich irgendwie aus der Situation zu befreien.

"Ich glaube, mich hat jemand gerufen."

"Nein, warte. Du bist schlagfertig, das erinnert mich an meinen Bruder."

"Was wolltest du mich fragen?", wechsle ich das Thema.

"Ob du die Frau von ihm werden willst!", sagt er direkt.

"Bitte was?"

"Er ist der König von Xandor und braucht eine Königin an seiner Seite. Ich glaube, du würdest ihm sehr gut gefallen."

"Am liebsten hätte ich dir jetzt noch eine verpasst! Ich lasse mich nicht wie Vieh an jemanden weitergeben."

Cilian sieht mich schockiert an: "Du möchtest keine Königin sein?"

"Ich kenne den Typen nicht einmal! Erst Recht hasse ich diese Hierarchie, dass jemand über alle regieren soll. Tut mir leid, aber du bist bei der falschen Braut gelandet!"

Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und gehe zum See hinüber um mich abzuregen. Was soll das? Macht man auf ihrem Planeten solche Angebote? Ich bin doch kein Gegenstand?

Ich habe schon einmal einen Mann geliebt und er hat mich mehrfach mit meiner besten Freundin betrogen.

Er meinte damals, dass er nur mit mir zusammen war, weil mein Vater hoch angesehen war.

Seitdem vertraue ich keinem Mann mehr.

"Hey, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen!", ertönt Cilian's Stimme.

Erschrocken zucke ich auf. Was will er schon wieder hier?

"Wir fliegen jetzt los. Kommst du oder hast du es dir anders überlegt?"

"Meintest du nicht, dass wir erst in einigen Stunden starten?"

"Du bist bereits seit zwei Stunden hier."

"Oh. Dann habe ich wohl die Zeit übersehen."

Ich stehe vom Boden auf und klopfe mir den Dreck von der Hose.

Ich starre hoch zu Cilian und sage ernst: "Tut mir leid wegen der Ohrfeige. Ich hatte mich noch gar nicht entschuldigt."

Auserwählte - Nevan & LeilaniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt