Warum bekomme ich weiche Knie, wegen seinen Worten? Ich habe den Drang ihm einfach an den Hals zu springen und ihn nie wieder loszulassen. Aber die Angst ist im Moment größer.
"Wovor fürchtest du dich nur, hm?", fragt Nevan und streift mir mit einer Hand durch mein Haar. Eine kleine Geste, die trotzdem so viel Wärme in mir erzeugt.
"Ich habe keine Angst!", stottere ich leise.
"Ich muss dir etwas gestehen. Als dein Gefährte, kann ich deine Emotionen fühlen. Ich weiß, dass du Angst hast. Doch nicht vor mir. Aber ich versichere dir, dass ich niemals etwas machen würde, was dich verletzt."
Ich trete einen Schritt zurück, damit er mich nicht mehr berührt und starre auf den Boden.
"Es ist spät, ich sollte wieder zurück und ein wenig schlafen."
"Gut, aber du schläfst bei mir."
Meine Augen erwidern seinen Blick und ich hebe eine Augenbraue hoch.
"Bestimmt nicht, wenn du nicht möchtest, dass ich dich im Schlaf ermorde!"
Nevan lacht kurz und sagt dann: "Keine Sorge. Du schläfst in meinem Zimmer und ich bin nebenan."
"Wieso ausgerechnet in deinem Zimmer?"
"Weil es der sicherste Ort in ganz Xandor ist. Auch ein König kann nicht immer auf der Hut sein und braucht Ruhe. Du würdest mir einen Gefallen machen, wenn dort schläfst."
"Aber wenn es der sicherste Ort ist, wäre es doch besser, wenn du ds bist."
"Meine oberste Priorität ist es, dich zu schützen. Deshalb habe ich heute Nacht auch vor deiner Tür Wache gehalten. Es gibt einige Unruhen, wie du nach dem Angriff gemerkt hast."
"Trotzdem seid ihr stärker und konntet euch verteidigen. Anders als wir."
Ich versuche nicht sentimental zu klingen, aber Nevan scheint meine Traurigkeit zu spüren.
"Es tut mir leid, was geschehen ist. Wenn wir früher da gewesen wäre, wäre es womöglich nicht so weit gekommen."
"Trotzdem habt ihr mehrere Menschenleben gerettet. Danke."
Nevan schenkt mir ein schiefes Lächeln und streckt anschließend seinen Arm nach mir aus.
"Ich bringe dich jetzt ins Bett."
Kurz überlege ich, ob ich sein Angebot wirklich annehme. Beschließe aber, einmal über meinen Schatten zu bringen.
Vorsichtig hacke ich mich an seinen Arm ein und lasse mich von ihm führen.
"Eure Häuser sind anders, als unsere. Unsere bestehen aus Beton, manchmal aus Holz."
"Brennt dies nicht leicht?", erkundigt sich Nevan besorgt.
"Ja. Es gab viele Hausbrände auf der Erde."
"Verstehe. Aber mach dir keine Sorgen. Unsere Häuser sind sehr robust und können nicht brennen."
Ich nicke und sehe mich um. Es fühlt sich so an, als ob ich in einen Science-Fiction Film wäre. Die Häuser hier sind rund und sehen aus wie kleine Raumkapseln. Wenn ich mir die Zukunft im Jahre 3055 auf der Erde vorgestellt habe, dann sah sie genauso aus.
"Ihr seid eigentlich ein Kriegervolk, wie ich hörte. Weshalb seid ihr dann so weit fortgeschritten mit der Technologie?", frage ich interessiert.
"Die meisten von uns sind keine Krieger, sondern Heiler, Wissenschaftler und vieles mehr. Welche Tätigkeit hast du auf der Erde gehabt? Ich hörte, dass es dort viele...Jobs, so nannte Dahlia sie, gab."
"Ich habe noch studiert, aber als diese Kreaturen auf die Erde kamen, war es dann vorbei damit."
Vor dem Palast bleiben wir stehen und Nevan dreht mich zu sich.
"Du kannst hier alles werden, was du möchtest. Sag mir nur, was du möchtest und du bekommst es. Damit meine ich alles."
Ich lächle kurz, versuche jedoch wieder meine Mimik zu beherrschen.
"Ich wusste nicht, dass du im Schloss lebst."
"Ja, ich finde es eigentlich übertrieben. Ich wäre mit einem Haus - wie das meiner Brüder - schon zufrieden gewesen."
"Ich habe gemerkt, dass sie die größten Häuser in ihrem Land besitzen."
"Ja, als Prinzen von Xandor regieren sie selbst über ihren Teil des Planeten. Sie nehmen mir eine große Aufgabe ab."
"Es muss schwierig sein, der einzige König über einen Planeten zu sein."
"Ich habe Hilfe, sonst hätte ich es nicht geschafft. Vielleicht auch bald eine Königin."
Ich sehe weg und Nevan räuspert sich.
"Wir sind da. Ich wünsche dir eine angenehme Nacht. Wenn was sein sollte, dann kannst du mich rufen."
Er beugt sich zu mir herunter, sodass seine Lippen mein Ohr sanft streichen.
"Der Code ist 73174N1. Wenn du drin bist, sperre ich dich von außen ein. Wenn du raus möchtest, dann merk ihn dir. Okay? Niemand außer wir beide kennen ihn. Er ist neu."
Ich nicke nur und Nevan entfernt sich von mir. Er tippt den Code ein und die Tür öffnet sich.
"Gute Nacht, kleine Wildkatze."
Ich verdrehe die Augen. "Gute Nacht."
Damit schließe ich die Tür und mache sie zu.
73174N1. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
73174N1. LEILANI. Er hat meinen Namen in Zahlen umgewandelt.
Schnell tippe ich den Code ein, damit sich die Tür wieder öffnet und Nevan steht noch davor.
"Ist etwas passiert?"
Ohne zu zögern, schlinge ich meine Arme um ihn und vergrabe meinen Kopf in seiner Brust.
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Auserwählte - Nevan & Leilani
Bilim KurguDie Abreise zum Planeten Xandor steht bevor. Auf meiner Reise begegnete ich einer anderen Frau, die mich wie ein Stück Dreck behandelte. Sie dachte, dass sie alles machen kann, was sie will. Denn ein Berater von Xandor war auch auf dem Raumschiff un...