Chapter 127.

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Taehyung

Betrunken. Es war definitiv lange her, dass ich von mir behaupten konnte, diesen Zustand erreicht zu haben. Doch es wunderte mich nicht, bei dem vielen Alkohol, den ich an diesem Abend konsumierte. Ein Glas Wein nach dem anderen, gemischt mit ein paar Shots hochprozentigem, damit ich irgendetwas anderes zu tun hatte, als in meinen Gedanken zu versinken. In gewisser Weise trank ich sowohl aus Langeweile, da ich mich schon ohne den Alkohol förmlich leer fühlte, als auch als Ablenkung.

Ablenkung von dem Fakt, dass ich Grund für Jungkooks Betrug war. Mir jedoch nur schwer eingestehen konnte, tatsächlich in meinem, von Perfektion geprägten Leben, einen derartigen Fehler beging. Wobei mich die Entschlossenheit des Jüngeren durchaus verletzte und wunderte. Es hätte nicht einmal einen Abend gebraucht an dem er sich entschied, solch drastische Maßnahmen zu nutzen um mir, so deutlich wie möglich zu zeigen, was ich mit meinen Worten angerichtet hatte.

Worte, die ich nicht mehr zurück neuen konnte. Was ich, zum ersten Mal, seitdem ich ein kleiner Junge war, bereute. Denn ja, ich empfand tatsächlich Reue. Es befand sich eine reichliche Mischung an Emotionen in mir. Von Hass und Wut, bis hin zu Reue Bedauern.

Während ich all diese Dinge mit Alkohol ertrank. Um nichts zu fühlen, wie der Jüngere es an dem Abend versuchte, an dem er mich verließ. Jimin hatte mir schon davon erzählt. Dass Jungkook aufgrund meiner emotionslosen Worte voller Erniedrigung, die ihn zu etwas herabsetzen, das er schon längst nicht mehr für mich war, seine Sorgen mit Alkohol ertrank.

Anfangs holte ich ihn aus einem einzigen Grund zu mir. Er alleine schaffte es, mich vollends zufrieden zu stellen. Noch nie in meinem Leben war ich so erregt gewesen, wie in meiner ersten Nacht mit ihm. Mein Verlangen stieg und somit auch mein Wille danach, ihn für mich alleine zu haben. Zu besitzen. Seinen Körper für meine Zwecke zu nutzen und dessen Privilegien auszukosten. Gefühle spielten zu diesen Zeitpunkt keine Rolle.

Es gab eine gewisse Anziehung, die ich keinesfalls leugnen wollte. Jedoch war es nichts romantisches Gewesen. Zum einen, da ich meine Zeit nicht für derartiges aufwendete und kaum glaubte, eine Hure lieben zu können, zum anderen, da Jungkook es sich nicht erlaubte, zu lieben.

Und doch taten wir es beide, früher oder später. Ich deutlich vor dem Jüngeren, der weiterhin seine Missgunst mir gegenüber deutlich machte, auch als ich seinen Willen erst einmal gebrochen hatte. Er glaubte, mir etwas vorspielen zu können, was schon längst eingetreten war. Denn sein Vertrauen, sein Herz, sein gesamtes Wesen, gehörte schon seit einer ganzen Weile nur mir.

Meine Liebe war immer echt und ehrlich gewesen. So, wie er der einzige war, der mich sexuell befriedigen konnte war er auch der erste und einzige, für den ich etwas so gewöhnliches und menschliches wie Liebe empfand. Teilweise erinnerte ich mich an meinen eigenen Vater. Der meine Mutter auf eine Weise geliebt hatte, die ich schon als kleiner Junge bewundernswert empfand.

Sein Leben gehörte ihr. Er opferte alles für meine Mutter und liebte sie auf eine Art, die man sonst nur aus Büchern kannte. Sie war angepasst an die Welt, in der wir lebten und gleichzeitig so viel stärker uns tiefer, als es Liebe unter gewöhnlichen Menschen je sein könnte. Nie erwartete ich, selbst etwas ähnliches erleben zu dürfen. Und jetzt war er nicht nur weg, er hatte mich auch nich betrogen.

Lief zu einem anderen und fiel diesem vor die Füße, als wäre es seine neue Berufung. Von Mafia Boss zu Mafia Boss zu rennen, um sich ficken und besitzen zu lassen. Während er ihn mit seinem Charme um den Finger wickelte und dafür sorgte, dass der skrupellose Kerl alles für ihn tun würde. Ihm jeden Wunsch von den Lippen ablas.

"Hör auf zu trinken, Taehyung." hörte ich eine unüberhörbare unerfreute Stimme, die mir mein Weinglas schon aus der Hand nahm, um es selbst seinen Rachen herunter zu kippen. Durchaus ironisch, dass mir gerade Park Jimin, eine Hure, der sich gerne mit Alkohol in Stimmung brachte auftrug, diesen zur Seite zu legen. Seufzend jedoch folgte ich den Worten meines Gegenübers und schenkte mir kein weiteres Glas ein.

Seufzte stattdessen einmal tief und fiel in den bequemen Sessel zurück. Meine Gedanken waren dabei gedämpft, aufgrund des vielen Nervengifts, welches ich in meinen Körper beförderte.

"Er hat mich einfach so... Hintergangen. Und bietet sich jetzt einem anderen Kerl an" Sprach ich, immernoch ungläubig über all die Geschehnisse und Offenbarungen der letzten paar Stunden. Zudem wurde ich mit den Gedanken an die nächste Woche gequält, in der ich mir ein Bild von Jungkooks neuer Beziehung zu meinem Feind machen durfte.

Was danach passierte, konnte selbst ich nicht sagen. Denn keinesfalls hatte ich vor, mich auf irgendetwas einzulassen, dass mir dieser berühmt berüchtigte Kim Namjoon vorschlug.

"Ich weiß nicht, was du zu ihm gesagt hast Taehyung, jedoch hätte er dich keinesfalls ohne Grund betrogen. Nur wollte er auch mehr sein, als deine Hure" sprach Jimin das aus, was mir nun schon eine Weile bewusst war. Das, was meine Worte in dem Jungen angerichtet hatten. Und doch hatte es seine Berechtigung gehabt. In dieser Welt gab es gewisse Hierarchien. Jungkook gehörte als Prostituierter keinesfalls zu der oberen Kette. Sondern eher im Gegenteil.

Was ihm immer bewusst gewesen war. Sich aber mit seiner Zeit an meiner Seite rapide änderte. Und wenn ich ihm tatsächlich gegeben hätte, was er von mir verlangte, wäre er von einst dem untersten Glied, zum obersten hinauf geklettert. Eine Hierarchienleiter, die ihm mehr Macht und ein neues Ansehen verschaffte, das der Jüngere bis jetzt nicht kannte.

"Wenn er es so leichtfertig, innerhalb von ein paar Stunden tun konnte, mich zu hintergehen, scheint es ihm ja nicht besonders ernst gewesen zu sein, mit seiner Stellung an meiner Seite." Sprach ich, geleitet von meiner inneren und unaufhaltsamen Wut. Ich war besonders wütend auf mich selbst, jedoch projezierte ich diese oft und gerne auf alle anderen. Gab jedem um mich herum die Schuld, außer mir selbst. Und in diesem Fall war es leider meine eigene Schuld gewesen.

Jungkook hinterging mich aus einem ganz besonderen Grund. Er hinterging mich, um ein Zeichen zu setzen. Und verlangte zu sehen, was ich alles für ihn tun würde. Wie stark die Gefühle, die ich ihm offenbarte, tatsächlich waren. Deswegen war Kim Namjoon die perfekte Möglichkeit für den Jüngeren. Denn deutlicher konnte sein Zeichen kaum sein. Und verdammt missfiel es mir.

Ich wollte garnicht erst daran denken, an Jungkook und Kim Namjoon, seinen neuen Besitzer. Der seinen wunderschönen Körper berührte und genoss, was sonst mir gehörte. Und niemand anderem. Jungkook war meins.  Weswegen ich ihn mir zurückholen würde. Ganz egal, was es mich kostete.

Und trotz alle dem, was er getan hatte.

Jeden anderen Menschen würde ich leiden und dafür büßen lassen es zu wagen, mich zu hintergehen. Alle, die es bis jetzt versucht hatten, erlitten das Gleiche Schicksal. Starben, auf die grausamsten Arten und Weisen, oder wurden damit bestraft, dass ich ihnen alles nahm. Ihre Namen, ihre Identität, ihre Familien. Egal was es benötigte, um meine Rachsucht zu stillen, meine Männer erledigten es für mich.

Doch bei Jungkook war es anders. Ihn wollte ich bloß wieder hier. An meiner Seite. Niemals ließ ich zu, dass jemand den Jüngeren verletzte.

"Du bist ehrlich bescheuert, Taehyung" jammerte Jimin und schenkte sich selbst einen weiteren Schluck ein, nachdem er mich aus meinen Gedanken riss.

"Er liebt dich. Und er ist gegangen, weil er sehen will, wie sehr du ihn liebst"

SLUT // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt