Teil 6

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In fünf Minuten klingelt es und dann hab ich eine Freistunde. Ich habe Dienstags, in der zweiten Stunde, immer eine Freistunde und heute werde ich sie nutzen um zu schlafen. Nach dem ich gestern Nacht von Alex gekommen bin, hab ich kaum ein Auge zu gekriegt und das sah man mir an.
Ich schaute auf mein Handy, ein Bild von meinem Stundenplan an und sah, dass ich nach der Freistunde Kunst hatte. Da sich Frau Münder verletzt hat, wusste ich nicht ob die Stunde statt finden würde. „Kelly?" Ich drehte mich in ihre Richtung. „Weiß du was mit Kunst ist, haben wir Unterricht oder nicht?" Fragte ich sie. „Es entfällt, bin sowieso im Kunstraum, um an meinem Bild weiter zu arbeiten, wenn etwas ist, schreibe ich dir" Ich bedankte mich bei ihr und dann klingelte es auch schon zur nächsten Stunde. Als ich in meinem Zimmer war, schaute ich noch mal auf mein Stundenplan. Ich kann jetzt die zweite Stunde, die Pause und die dritte Stunde schlafen. Ich legte mich in mein Bett

*Mein Handy vibrierte, Kelly ruft an*
Ich wurde durch das Nerv tötende Geräusch wach. „Ich hab noch.." Ich schaute auf die Uhr. „ 45 Minuten zu schlafen, was ist?" Fragte ich sie verschlafen. „Hast du meine Nachrichten nicht gesehen?" flüsterte sie. „Warum flüsterst du?" fragte ich sie verwundert. „Weil der Lehrer da ist... Nein geben sie bitte mein Handy zurück.." Der Anruf wurde beendet. „Kelly?" Kacke, ihr Handy wurde wegen mir weg genommen. Ich ging mit kaltem Wasser durch mein Gesicht, machte mich etwas frisch, ich zog meine Schuluniform an und lief so schnell ich konnte in den Kunstraum. Ich klopfte und öffnete die Tür. „Es tut mir so leid für die Verspätung, ich war..., was machen sie denn hier?" Herr Isaac stand vor mir, ich schaffte es nicht, nach gestern, Augenkontakt mit ihm aufzubauen „Lara, sehr höflich wie eh und je, ich werde diesen Projektunterricht, bis auf weiteres leiten. Sie können sich nun hinsetzten und nachdem Kelly ihr Handy nach dem Unterricht abgeholt hat.." Er schaute kurz zu ihr rüber. „Können wir uns dann über deine Verspätung unterhalten." Ich schaute weiterhin Blicke senkend auf den Boden und ging an meinem Platz neben Kelly. Wir bekamen die Aufgabe, weiter an unseren Bildern zu arbeiten. „Warum muss grade er Frau Münder vertreten?" Ich schaute zu Kelly.Ich muss ihn jetzt jeden Tag sehen, weil ich jeden Tag Kunst habe. Ich kann das nicht. „Ich hätte auch lieber ne Freistunde" Wir beide seufzten. „Tut mir leid, dass dein Handy wegen mir, weg genommen worden ist" „Wenn du gute Musik auf deinem Handy hast, verzeihe ich dir" Sagte Kelly. „Wir können auch meine AirPods verwenden, wenn du möchtest" Ich nahm ihr Angebot an, machte irgendein Lied, dass in den Charts war an und fing an die Grundierung meines Bildes aufzumalen. Herr Isaac ging irgendwann herum und schaute sich an, was wir bisher alles gemacht haben. Ich saß ganz rechts außen, direkt neben den Fenstern. Herr Isaac beugte sich zu meinem rechten Ohr und flüsterte mit seiner tiefen Stimme „Geht's dir gut kleines?" Während dessen zeigte er auf meine Farbpalette, damit es von außen so aus sah, als würde mir der Lehrer grade helfen. Ich hätte den anderen AirPod nehmen sollen. Als ich seine Frage mit einem Nicken beantworten wollte, zögerte ich kurz. Dieses zögern schien Herr Isaac auch zu bemerken. „Okay" Er atmete einmal tief aus, während er sich wieder aufrecht stellte. Mir war das alles äußerst unangenehm. Zu mal irgendetwas zwischen uns ist und ich einfach nicht verstehe, was es ist. Und weil mich bisher noch nie jemand, außer Rosa, in so einer Situation gesehen hat. Ich wollte nicht, dass Herr Isaac mich als gebrochenes, gestörtes Kind sieht. Mir wurde schlagartig schlecht und ich bekam das Gefühl, weinen zu müssen, Ich habe bisher genug geheult. Herr Isaac war inzwischen wieder vorne, bei seinem Pult. „Herr Isaac, Ich habe meine Tage und keine Tampons mehr, ich muss kurz mit Lara raus, damit sie mir welche geben kann." Grade als ich sie fragen wollte was los war, nahm sie meine Hand und zog mich hinter sich her. Sie sagte erst was, als wir in ihrem Zimmer waren. Ich sah ihr Zimmer zum ersten mal, es war wunderschön. Es sah ähnlich wie meins aus, nur mit mehr Pflanzen und Dekoration. „Ich weiß, du kennst mich erst seit gestern, aber ich sehe dir an, dass es dir schlecht geht. Ich habe dich jetzt schon zu sehr ins Herz eingeschlossen, um das zu ignorieren!"
Ich bekam eine Gänsehaut, ich hatte auf ein mal das Gefühl, bei jemanden anderes außer Rosa weinen zu dürfen. Das tat ich dann auch. Ich fing an zu weinen. Kelly nahm mich in den Arm und streichelte mir über den Rücken. Nach ein paar Minuten ließ ich sie los und beruhigte mich etwas. Als ich aufhörte zu weinen, erklärte ich ihr was los war. „I-ich ich hatte gestern eine Panikattacke, es nervt mich. Ich dachte ,wenn ich hier bin hört dass ganze auf, in der Hoffnung neu anfangen zu können. Ich weiß, es ist naiv von mir zu denken, dass alles von heute auf morgen sich ändert und  meine Angststörung weg ist, aber ich hoffte es wirklich" Sie wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. „Es war das erste mal, dass Rosa nicht da war um mich zu beruhigen" „Rosa, wer ist das?" fragte Kelly mich. „Meine Eltern haben Rosa, als ich noch ein Baby war eingestellt, damit sie sich um mich kümmern kann, weil meine Eltern keine Zeit für mich hatten. Dass einzige was ihnen wichtiger war, ist Arbeit. Irgendwann übernahm Rosa die Elternrolle und zog mich groß. Sie hat sich liebevoll um mich gekümmert und sie ist die einzige die weiß, dass der Grund für meine Angststörung ist , dass ich damals einen besten Freund hatte und er gestorben ist. Meine Eltern wussten es auch nur war es den beiden egal, was ich für einen Verlust erlitten habe" Ich nicht warum ich ihr es erzählte, aber es fühlte sich einfach richtig an. „Sie ist mit mir zu der Beerdigung gegangen, während meine Eltern in Australien irgendwelche Geschäfte gemacht haben. Dass lustige ist, sie waren auch mit den Eltern von ihm, von Mike, befreundet und sie sind nicht mal für die beiden, zur Beerdigung erschien. Jedenfalls habe ich seit dem angst, angst davor, dass ich verlassen werde und angst davor, dass Menschen erkennen wer ich bin und sie mich deswegen abweisen oder so etwas. Praktisch gesehen angst vor allem. Wenn ich Zwischendurch gestresst bin oder wegen anderen Dingen angst habe, kriege ich auch so Panikattacken, so wie gestern Abend, ich war einfach nur gestresst."
Natürlich erzählte ich ihr nicht den wahren Grund, aber es schien als würde sie mich verstehen. Sie und Rosa waren die einzigen, die mich verstanden. Selbst meine Eltern taten es nicht. Kelly nahm mich in den Arm und ich merkte sofort, was für eine tolle Freundin sie ist und sein wird. Sie gab mir was zum trinken und etwas um meine Tränen weg zu wischen. Wir redeten noch etwas um mich abzulenken und als es mir schon besser ging, sind wir auch zurück zum Kunstraum gegangen. Im Kunstraum machten wie uns zurück an die Arbeit, als es ein paar Minuten danach schon klingelte, räumten wir unser Material auf und machten unseren Platz sauber. Als keiner mehr im Raum war gingen Kelly und ich dann nach vorne zu Herr Isaac, er hielt ihr Handy in ihrer Richtung. „Sie telefonieren nie wieder in meinem Unterricht, es sei denn es ist ein Notfall, verstanden?" Kelly nickte „Versprochen" „Gut, dann können sie jetzt gehen" Kelly fragte mich, ob sie draußen warten sollte, ich sagte ihr, dass sie schon mal dem Englischlehrer bescheid geben soll, dass ich mit Herr Isaac reden muss. „Bis später" sagte Kelly und ging. Ich drehte mich um, vermied aber noch immer den Augenkontakt. „Du hast mich heute nicht einmal angeschaut, was ist los, hab ich was falsch gemacht?" Ich wollte mit ihm nicht darüber sprechen, was  passiert ist. „Sie wollten mit mir über meine Verspätung sprechen?" Sagt ich, um das Thema zu wechseln „Du siezt mich wieder... es ist wegen gestern, hab ich recht?" Ich konnte nichts sagen, weil ich versuchte nicht zu weinen. Ich vermisste seine Augen, aber ich wusste, wenn ich ihn jetzt anschauen würde, würde ich mich in seinen schönen Augen verlieren und anfangen zu heulen. „Kleines, bitte rede mit mir" Er klang besorgt. „Bitte.." Herr Isaac kam ein Schritt näher und stand direkt vor mir. Ich wusste, ich werde es bereuen, aber ich bewegte langsam mein Kopf etwas nach oben und schaute ihm direkt in den Augen...  

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