Trinkpäckchen

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3 Wochen später
„..6, 5, 4, 3, 2, 1..." Die Schulklingel ertönt. „Endlich.." Höre ich Kelly neben mir erleichtert sagen. „Ich bin so froh, dass wir jetzt Wochenende haben, ich kann endlich ausschlafen" Sagte ich mit meiner Vorfreude auf mein Bett. „Ich kann leider nicht ausschlafen, ich fliege heute Abend ja schon" Sagte Kelly mit einem breitem Grinsen in ihrem Gesicht. Sie hat mir die ganzen zwei letzten Wochen, jeden Tag mindestens drei mal erzählt, wie sehr sie sich auf das Wochenende freut. Sie fliegt nach Spanien, weil ihre ältere Schwester dort wohnt und heiraten wird. Diese Heirat ist spontan gewesen, aber alle freuen sich trotzdem für die beiden und unterstützen das verlobte Pärchen. Ihre Eltern sind schon in Spanien, also fliegt Kelly hinter her. Ich begleite sie später zum Flughafen, damit sie nicht ganz alleine ist. Ihre Schwester heißt Nola und ist 26. Einen Bruder haben die beiden nicht „Dings, Lara, ich habe mich doch für das blaue Kleid entschieden" sagte sie, als sie grade dabei war ihre Stifte in ihre Federmappe einzuräumen. „Also doch nicht das grüne?" Auch ich räumte meine Sachen in meine Tasche. „Nein, alles muss perfekt aussehen, also ich muss perfekt sei-.." Plötzlich fielen ihr die Bücher aus der Tasche raus. „Ist alles okay? Du scheinst in letzter Zeit etwas gestresst zu sein." Sie schien in letzter Zeit wirklich etwas aus den Wind zu sein. Es war nicht das erste mal , dass ihr heute oder allgemein, seit dem sie weiß, dass sie nach Spanien fliegt etwas runter gefallen ist, sie gegen Gegenstände oder andere Menschen gelaufen ist oder sie sich mit Entscheidungen schwer tut, weil sie mit ihren Gedanken einfach ganz woanders ist. „Ach quatsch, alles gut." Sagte sie mit einem lächeln, um ihre Aussage glaubwürdiger zu machen und ich merkte trotzdem, dass es nicht stimmte. „Du kannst mit mir über alles sprechen, das weißt du, oder?" Kelly nickte. Ich wollte ihr so gern helfen, aber sie wollte nicht und ich kann sie nicht zwingen mit mir zu sprechen. Statt dessen lächelte ich ihr leicht zu und wir verließen den Klassenraum.
Ich machte mich auf den Weg in die Cafeteria, ich kam heute noch nicht dazu etwas zu Essen, weil ich jede freie Sekunde, mein Kunstprojekt gewidmet habe. Kelly ging in ihr Apartment, weil sie noch fertig packen musste. Leider hatten Lisa, Fatma, Ben und Luis auch keine Zeit, weil sie entweder sich auf dem Nachhause weg machten oder in die Stadt gegangen sind.
Ich bin froh nicht zuhause zu sein, ich hasse es dort, mal davon abgesehen , dass Rosa immer für mich da war. Ich saß bereits an einem Tisch mit einem Tablett vor mir. Heute gab es Spaghetti mit Pesto und dazu hatte ich ein Trinkpäckchen. Heute im Geschichtsunterricht, hatte Herr Isaac auch ein Trinkpäckchen, genau das selbe, ob das nur ein Zufall war? Hatte etwas zu bedeuten? Ich erinnerte mich an seine Lippen, als er davon getrunken hatte, wie er daran saugte und sich anschließen über die Lippen leckte, bei dem Gedanken was er sonst damit anstellte leckte ich mir auch über die Lippen. Dies hat er leider nur mitbekommen. Ich hab gesehen wie sein Mundwinkel leicht nach oben ging, aber er machte dann mit dem Unterricht weiter. Ich hätte im Erdboden versinken können. Er hat mich nach dem Unterricht noch gefragt, wie ich zu seinem Vorschlag stehe, den er mir vor ein paar Wochen gemacht hat. Darauf hin bin ich Wortlos aus den Raum gerannt um nicht zu antworten, genau wie die anderen mal in den vergangenen Wochen. Das war meine Art, ihm aus dem Weg zu gehen, oder es zu versuchen. Ich genoß das Essen und die Ruhe, jeden Freitag nach dem Unterricht war die Cafeteria immer leer und ich hatte dann ein paar Minuten während dem Essen etwas für mich zu sein, wenn meine Freundesgruppe grade nicht da war. Das war überhaupt nicht abwertend gemeint oder so, sie waren einfach nur etwas lauter, aber das mochte ich auch. Nur brauche ich dann manchmal auch etwas Zeit für mich, um meine Soziale Batterie wieder aufzufüllen. Plötzlich wurde die Ruhe durch eine raue Frauenstimme gebrochen „ Sie sind schon das sechste mal heute hier, Sie kriegen ganz sicher nicht noch ein Trinkpäckchen" Ich schaute zu der Frau, die an der Essensausgabe stand und grade dabei war Herr Isaac anzufahren, während sie einem Mitschüler essen auf dem Teller tat. So viel zu dem Zufall. Herr Isaac hat sich einfach hier sein Trinkpäckchen geholt, wie ich. „ Könnten sie vielleicht eine Ausnahme machen?" fragte er ganz ruhig mit seine tiefen, melodischen Stimme, die noch grade so hörte. „ Das habe ich schon vier mal gemacht, ein weiteres mal können Sie sich abschminken. Und nun verschwinden Sie" Sagte die Frau noch angespannter, nach dem sie etwas Herr Isaac Spaghetti mit Soße auf den Teller klatschte. Herr Isaac ging wortlos mit seinem Tablett davon und setzte sich ein paar Tische entfernt gegenüber von mir. Als er grade anfangen wollte zu essen, trafen sich unsere Blicke. Ich war kurz wie versteinert und schaute dann so schnell weg, wie ich nur konnte. Ich schaute aus dem Fenster um nicht nochmal in die Versuchung zu kommen, ihn erneut anzuschauen. Also ich sah ein paar Wolken die über die Stadt schwebten, dahinten waren ein paar Bäume und sogar ein Eichhörnchen habe ich gesehen. Wie aus dem nichts legte eine Person ein Tablett mit essen, aber ohne ein Trinkpäckchen drauf, auf den Tisch. Ich schaute nicht hoch, aber wusste sofort das es Herr Isaac war. „Du hast mir noch nicht geantwortet" sagte er während er sich hinsetzte. Ich wusste genau was er meinte, aber nicht was ich antworten soll. „W-was meinst du?" stotterte ich leicht. Ein paar Sekunden vergingen „Du hast immer noch angst" sagte er etwas leiser. „Dass du mich willst, weiß ich bereits, also muss es daran liegen, dass du angst hast oder sowas." Fuhr er weiter fort. „Woher willst du das wissen?" fragte ich ihn, weil er zu selbstsicher klang. Und weil er wieder recht hatte und ich es nicht zugeben wollte. „Kleines..." sagte er und machte eine kurze Pause bevor er weiter sprach. „..deine Blicke verraten dich" Mein Gesicht wurde nach diesen Worten sofort rot. Ich wusste genau, dass er die Situation, im Geschichtsunterricht meinte. „Wenn du mir dein Trinkpäckchen gibst, zeige ich dir was ich meine." Sagte er in einem sehr verführerischen Ton und bis sich dann noch auf die Lippe. Mein Blick hing nun an sein Mund. Ich war wie verzaubert und habe wieder etwas Zeit gebraucht, um zu reagieren.„Vergiss es, das ist meins." Sagte ich, als ich wieder bei Sinnen war und drückte mein Trinkpäckchen mehr an mich, so als würde ich es vor der Außenwelt beschützen. „Wie ich mitbekommen habe, hast du heute genug von dem Zeug getrunken." „Das stimmt nicht. Du solltest nicht glauben, was Helene sagt" Meinte Herr Isaac. „Helene?" Wer war das? Herr Isaac zeigte unauffällig auf die Frau, die an der Essensausgabe stand und das Essen verteilte. „Also hast du heute keine fünf Trinkpäckchen getrunken?" fragte ich, als wär das wichtig. „Ne, sogar mehr. Helene scheint ein Problem mit ihrem Gedächtnis zu haben." Sagte er mit einem ansteckendem Lachen. Ich tat es ihm gleich und lachte mit. Als das Gelächter langsam verstummte, war da eine Sache, die ich nicht verstand und noch fragen wollte „Wieso bist du bereit dein Job zu riskieren?" . Er zögerte, sah aber so aus, als würde er bereits die Antwort kennen und antwortete dann. „Weil du es mir Wert bist" Ich bekam eine kleine Gänsehaut. Hat er das wirklich grade gesagt? Es war ein so kurzer Satz, aber dieser Satz war so pikant. Er sah mir, mit seinen wunderschönen, glänzenden Augen, tief in die meine und schien nun nach den richtigen Worten zu suchen. „Von dem ersten Moment an, als ich dich im Zug sah, fand ich dich direkt anziehend und attraktiv. Du hattest zuvor geweint, das hat man dir angesehen und sofort hatte ich das Bedürfnis, dich in meinem Arm zu nehmen und zu trösten. Als du mir dann aber erzählt hast, dass du auf die Schule gehst, an der ich unterrichte, habe ich mich dann aber entschieden, mich zurück zu halten. Am nächsten Morgen hast du mich einfach geküsst und hast mir somit bestätigt, dass ich die Situation nicht falsch verstanden habe. Ich habe mich seit langem, nicht mehr so gefühlt und ich wollte es wieder fühlen. Dort habe ich dann beschlossen, nicht direkt wieder aufzugeben, auch wenn wir uns nur ein paar Stunden kannten. Ich war nämlich nicht bereit wieder zu versagen, sonst würde ich es bereuen." Sein letzter Satz klang so, als hätte er es für dich selbst gesagt, als für mich. Was meint er mit wieder? Ich schaute ihn an. Plötzlich realisierte ich was er damit sagen wollte. Ich senkte mein Blick. In mein Gesicht machte sich die röte breit. In meinem Magen tanzten die Schmetterlinge. „Okay" sagte ich mehr zu mir selber, als zu ihm. Ich schaute nun direkt tief in seinen Augen. „Lass es uns tut" sagte ich sorglos. „Du riskierst dein Job, also bin ich auch bereit etwas zu riskieren" Ich öffnete mein Trinkpäckchen, trank ein Schluck und stellte es wieder hin. „Fuck It" sagte ich um meinen letzten Satz bedeutungsvoller zu machen. „Gerne, kleines" Sagte er etwas anzüglich mit einem lächeln und nahm ein Schluck von meinem Trinkpäckchen, ehe er es zurück stellte. „Heeey!" Sagte ich lachend und schüttelte mein Kopf. Wir saßen noch etwas zusammen, haben zusammen gegessen und gelacht, bevor sich jeder wieder auf sein eigenen Weg machen musste.

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