Pov Kageyama:
Um ehrlich zu sein hasse ich Spiele wie Wahrheit oder Pflicht. Zum einen fallen niemandem gute Pflichtaufgaben ein und zum anderen kennt niemand gute Wahrheitsfragen. Vielleicht macht es ja mehr Spaß, wenn man betrunken ist oder so, aber den Sinn dahinter hab ich nie verstanden. „Du küsst den und den", „hattest du mal einen Crush auf den und den" und der ganze Kram ist doch immer dasselbe.
„Wie hast du gemerkt, dass du auch Jungs magst?", fragt Hinata gerade Akaashi, der ihm gegenüber sitzt. Seht ihr: es hat immer irgendwas mit Liebe oder Geschlechtsverkehr zu tun. Warum?
„Was heißt auch? Ich hab halt in der Mittelschule gemerkt, dass Mädchen mich nicht so interessieren und auch, wenn ich den einen oder anderen Liebesbrief bekommen habe, hat mich das total kalt gelassen. Irgendwann hat mir dann ein Junge gesagt, dass er mich hübsch findet und keine Ahnung, ich hatte halt Schmetterlinge im Bauch. Da ist mir irgendwie bewusst geworden, dass Jungs mich wohl eher interessieren."
Hinata hängt an seinen Lippen. „Achso okay."Mmh, warum sieht er denn so nachdenklich aus? Ist er vielleicht auch schwul? Aber nein, er ist auch bei Komplimenten von Yachi und Shimizu rot geworden. Andererseits kann das auch einfach an den Komplimenten liegen und nicht an den Personen, die sie ausgesprochen haben. Ist er bei einem Kompliment von mir schonmal rot geworden?
Habe ich ihm überhaupt schonmal ein Kompliment gemacht?
„Du hast weiche Haare."Hinata dreht sich mit einem verwirrten Gesicht zu mir. „Huh?"
„Deine Haare sind sehr weich", wiederhole ich.
„Ähm... danke. Kageyama."
Mmh. Nein, keine roten Wangen. Nur Verwirrung. Dann war seine Frage anscheinend doch nur aus Interesse.„Kageyama-kun, Wahrheit oder Pflicht?", geht die nächste Frage an mich.
„Äh, Wahrheit."
„Stehst du auf Mädchen?"
„Nö, glaube nicht."
„Was meinst du mit glauben?", will unser Libero wissen.
„Na, ich hatte bis jetzt bei überhaupt niemandem Schmetterlinge, aber Shimizu macht mich zum Beispiel nicht an", erläutere ich und fange mir damit entsetzte Blicke von Noya und Tanaka. Vielleicht hätte ich ein anderes Beispiel nehmen sollen...„Du hättest ein anderes Beispiel nehmen sollen", flüstert mir Hinata von der Seite zu.
„Ach echt, wäre mir nicht aufgefallen", zische ich zurück.
Er dreht sich wieder weg und irgendwie fühle ich mich schlecht. Er will mir doch eigentlich nur helfen. So wie damals mit diesem High-Five-Ding. Hinata hat wohl bemerkt, dass ich Probleme damit habe mit anderen Leuten zu kommunizieren. Ist mir sowieso ein Rätsel, wieso ihm das so leicht fällt. Egal wo, egal wer, irgendwie freundet er sich mit allen an. Ich kenne so gut wie niemanden, der ihn nicht leiden kann.
Außer Tsukkishima, aber der mag ja eh keinen, bis auf Yamaguchi.„Kageyama, du bist dran." Hinata stößt mich von der Seite an.
„Tsukkishima, Wahrheit oder Pflicht?"
„Ist das eine Herrausforderung, König?"
„Vielleicht."
„Ich werde sie nicht annehmen. Wahrheit."
Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen, als ich plötzlich eine Idee habe. „Bist du in Yamaguchi verliebt?"
Sein überhebliches Grinsen verschwindet und vielleicht ist dieses Spiel am Ende doch gar nicht so scheiße. Doch dann fängt er sich wieder und schiebt seine Brille ein Stück höher. „Nein."
Autsch. Und dabei hätte ich wirklich darauf gewettet, dass er eine Schwäche für unseren Pinchserver hat. Aber gut, ich hab ja sowieso nicht die beste Menschenkenntnis.Danach geht das Spiel noch weiter, wobei jedoch weder ich noch Hinata irgendetwas sagen oder machen müssen. Irgendwann lässt mein Sitznachbar sich nach hinten in seinen Kissenstapel fallen.
Ich tippe ihn an. „Hey, wollen wir schon ins Bad gehen, dann können wir nachher gleich schlafen."
Er nickt. „Wir müssen aber vorher kurz bei der Nekoma rein, ich sollte doch Kenmas Handy laden. Das muss ich ihm noch wiedergeben."
Bei seinen Worten wirft uns der Nekoma Kapitän einen verwunderten Blick zu, geht dann aber seiner Pflichtaufgabe nach, während Hinata und ich aufstehen und den Raum verlassen.An der gegenüberliegenden Tür klopft mein Teamkollege in einem komischen Rhythmus, bevor er sie einfach aufreißt. Dann hat dein Getrommel auch keinen Sinn, du Hohlkopf.
„Hey, Kenma, schläfst du schon? Ich hab dein Handy noch hier."
Hinata blickt sich suchend um und auch für mich scheint das Zimmer leer, doch dann hüpft er in die eine Ecke des Raumes, wo sich der Zuspieler der Katzen in seine Decke gerollt hat. Doch er scheint weder zu schlafen, noch eines seiner Videospiele zu spielen, was sogar mich verwundert. Irgendwas ist komisch und ich folge Hinata, der sich bereits neben seinen Freund gehockt hat. Je näher ich komme, desto mehr fällt mir das Zittern auf, dass den zierlichen Körper immer wieder durchschüttelt. Scheiße?„Äh... geht's... geht's dir gut?", frage ich und schlage mich im nächsten Moment selbst. Natürlich geht es ihm nicht gut, was für eine blöde Frage!
Hinata hingegen ist etwas gescheiter und legt dem Setter eine Hand auf die Stirn. „Scheiße, Kenma, du glühst total!"
Ein Husten auf das ein weiteres Zittern folgt. „Sho... Shoyou? Kannst du... Kuroo... bitte hol Kuroo", krächzt es unter der Bettdecke und Hinata sieht mich hilfesuchend an. Ich nicke und verlasse den Raum, stürme in das gegenüberliegende Zimmer.Pov Kuroo:
Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Kageyamas Augen treffen auf meine. Ich suche den Knirps hinter ihm, doch der ist nicht aufzufinden und der Gesichtsausdruck des gegnerischen Zuspielers bereitet mir allmählich Sorgen.
„Kannst du mitkommen?"
Fuck!
„Sorry", nuschele ich in die Runde und springe auf, um mit Kageyama in unseren Raum zu gehen.Hinata sitzt in der Ecke, neben Kenmas Futon und ich verlängere meine Schritte, um zu den beiden zu kommen.
„Kuroo, gut. Kenma geht's nicht gut, ich glaube er hat Fieber. Er wollte, dass wir dich holen."
Er steht auf, um mir Platz zu machen. Ich hocke mich neben meinen besten Freund. „Ach scheiße, ich dachte, diese Phase wäre vorbei."
Kageyama zieht Hinata an seinem Shirt zurück. „Komm, wir gehen ins Bad. Kuroo kriegt das hin."
Dankbar nicke ich ihn an, bevor die beiden den Raum verlassen.Ich setze mich an Kenmas Kopfende und lehne mich an die Wand.
„Hey, Kenken. Alles okay bei dir?"
„Kuroo?"
Er nimmt die Decke von seinem Kopf und sieht zu mir hoch. Ich schenke ihm ein beruhigendes Lächeln, woraufhin er hustend an mich ranrutscht. Ich greife ihm unter die Arme, um ihm zu helfen.
„Du solltest was trinken." Ich greife nach meinem Rucksack und hole eine Wasserflasche raus, die ich ihm hinhalte. Gierig trinkt er ein paar Schlucke und stellt die Falsche dann neben uns. Anschließend bettet er seinen Kopf auf meinem Schoß.
„Sorry, Kuroo", nuschelt er und ich streiche ihm seine Haare aus dem Gesicht. Dabei fällt mir auf, wie heiß seine Stirn ist. Seine Haare sind ebenfalls klatschnass und er schwitzt, obwohl er in regelmäßigen Abständen von einem Zittern geschüttelt wird.„Braucht dir nicht leidtun."
„Aber jetzt kannst du wegen mir nicht bei den anderen sein", krächzt er und abermals beginne ich mit meinen Fingern durch seine Haare zu streichen. „Es war sowieso langweilig", beruhige ich ihn.
Außerdem verbringe ich meine Zeit sowieso am liebsten mit dir, füge ich in Gedanken hinzu.„Ich hätte darauf achten sollen, dir mehr Pausen zu geben, tut mir leid", entschuldige ich mich bei ihm, als er nicht antwortet. „Ich dachte zwar, dass das mit dem Fieber bei Anstrengung bei dir aufgehört hat, aber ich habe unterschätzt, wie viel die letzten Wochen los war."
„Ich hätte bei dem freiwilligen Training auch einfach gehen können", beteuert er. „Ist nicht deine Schuld."
„Aber ich bin der Kapitän und dein bester Freund. Ich hätte besser auf dich achten sollen."
„Hättest du nicht."
„Doch."
„Nein."
„Doch."
„Kuroo."
„Sorry."
„Hör auf damit."
„Sorry."
Er wirft mir einen bösen Blick zu, bevor er sich wieder von mir abwendet, um zu husten. Mir fällt auf, wie glasig seine Augen aussehen und ich greife abermals zu meinem Rucksack. Aus der Vordertasche krame ich eine Packung mit Paracetamol.Ich hole eine der Tabletten raus und halte sie ihm hin. „Hier, nimm die, das sollte das Fieber erstmal senken. Und dann wäre es am besten, wenn du etwas schläfst."
Er nimmt mir die Tablette ab und schluckt sie mit einem Schluck Wasser. Ein weiteres Mal zittert er und ich ziehe ihn ein Stück näher zu mir.
„Kuroo?"
„Mmh?"
„Bleibst du?"
„Klar."
„Danke."
Er kuschelt sich in meinen Schoß und ich ziehe die Decke über seine Schultern. Als ich merke, wie das Zittern langsam abebbt und Kenmas Atemzüge regelmäßiger werden, schnappe ich mir ein Buch aus meinem Rucksack, um weiter für meine Abschlussprüfungen nächste Woche zu lernen.
Eine Hand lass ich dabei die ganze Zeit in seinem Haar, bis auch ich irgendwann einnicke.
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Tangerines for christmas | Kagehina + Kuroken
FanficFür Shoyou Hinata und Tobio Kageyama beginnt das zweite Jahr an der Oberschule. Es kommen nicht nur neue Leute, sondern auch neue Gefühle auf die beiden zu, die sie so noch nicht kennen. Während das Freakduo versucht, trotz ihrer verrücktspielenden...