Kapitel 16

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Pov Kuroo:

Als wir schließlich im Café sitzen, lässt Kenma meine Hand los, um sich die Karte anzuschauen, obwohl wir beide wissen, dass er am Ende ohnehin einen Apfelkuchen und einen Zimt-Latte bestellen wird.
„Was darf es denn sein, ihr beide?"
„Ein Apfelkuchen und ein kleiner Zimt-Latte, bitte."
Ich muss schmunzeln, ehe ich mich zu dem Kellner drehe und meine Augen sich weiten. Jetzt weiß ich auch, warum mir die Stimme bekannt vorkam.

„Ich glaub's ja nicht. Takahachi Daigo. So schnell sieht man sich wieder."
„Tetsurou Kuroo. Schneller als einem lieb ist."
Kurz sehen wir uns herausfordernd in die Augen, ehe wir beide beginnen zu grinsen, ich aufstehe und ihn in eine kumpelhafte Umarmung ziehe.
Dann setze ich mich wieder und er wirft einen Blick auf Kenma. „Und wer ist deine reizende Begleitung hier?"
Unter dem Tisch bemerke ich, wie Kenmas Bein beginnt, nervös auf und ab zu wippen. Beruhigend lege ich eine Hand auf seinen Oberschenkel und er entspannt sich wieder etwas.

„Das ist Kenma Kozume."
Takahachis Blick ruht auf meiner Hand und er hebt eine Augenbraue. „Und ihr seid... Freunde?"
Ich sehe zu Kenma, der mir einen ratsuchenden Blick zuwirft, bevor ich ihm antworte. „So in etwa."
Ein wissendes Grinsen legt sich auf das Gesicht des jungen Kellners. „Ist ja interessant. Dann halt dich mal ran, Tetsurou."
Er beugt sich zu Kenma vor. „Du bist süß."
Ich sehe, wie sich eine leichte Röte auf die Wangen meines besten Freundes legt. „Ähm...danke."
„Gerne gerne."

Takahachi nimmt wieder etwas Abstand und sieht dann zu mir. „Und was darf ich dir bringen?"
„Einen Brownie und einen Kaffee bitte. Schwarz."
„Kommt sofort", trällert der Blonde, ehe er sich umdreht und hinter den Tresen spaziert.
Kenma neben mir atmet erleichtert aus. „Wer war das?"
„Takahachi. Ich habe ihn beim Tag der offenen Tür an der Uni kennengelernt. Wir haben ähnliche Studiengänge und in etwa die selben Noten, wodurch wir uns irgendwie von der ersten Sekunde an ganz gut verstanden, aber auch verglichen haben. Dabei ist so eine kleine Hassliebe entstanden und wir haben ein paar Mal geschrieben. Ich wusste, dass er kellnert, aber nicht, dass es hier ist. Ist ein witziger Zufall, was?"
„Hm."

Ich streiche Kenma eine Strähne hinters Ohr, da er sich schon wieder hinter seinen Haaren versteckt hat. „Ich nehme an, du magst ihn nicht, richtig?"
Er blickt auf. „Weiß nicht. Er wirkt eigentlich ganz nett, aber auch nervig. Ich kann mir denken, warum ihr euch so gut versteht."
„Hey!"
„Aber er ist mir so nah gekommen, das war uncool."
„Jap, er ist ein sehr berührungsfreudiger Mensch."
„Ugh, nervig."
„Ist das ein indirekter Vorwurf?", frage ich, während ich meine Hand, die immer noch auf seinem Bein liegt, spielerisch ein klitzekleines Stück weiter nach oben wandern lasse. Kenma wirft mir einen gespielt beleidigten Blick zu, nimmt meine Hand in seine und legt sie zwischen uns auf die Bank, wobei er seine Finger auf meinen liegen lässt.
„Das war ein direkter Vorwurf. Du nervst, Kuroo."
Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. „Und trotzdem kannst du nicht ohne mich, Kenken."
Er seufzt. „Das ist ja das Nervige."

Pov Kageyama:

Ich weiß nicht, was ich nach unserem Techtelmechtel erwartet habe, aber sicherlich nicht, dass alles so ist wie vorher ist. Doch genauso ist es. Wir benehmen uns genauso wie vorher. Die üblichen Streitereien, der übliche Wettkampf, keine unangenehmen Situationen. Jedoch auch keine weiteren Küsse oder Berührungen. Zugegebenermaßen waren wir aber auch die gesamten zwei Wochen im Strandhaus nicht mehr allein zu zweit, sodass es hätte dazu kommen können.
Das einzige, was ein wenig neu ist, ist, dass Hinata etwas kuscheliger mir gegenüber ist. Er hat sich abends des Öfteren an mich gelehnt, wenn wir noch alle zusammen im Wohnzimmer saßen und auch sein Futon kam meinem jede Nacht ein Stückchen näher, bis sie schließlich direkt aneinander lagen. Doch zu nächtlichen Kuscheleinheiten kam es dennoch nicht.

Nun sabbert der Knirps meine Schulter voll, während wir mit dem Zug durch die unbewohnte Landschaft Japans tuckern. Sein Brustkorb hebt und senkt sich in regelmäßigen Abständen und er gibt ein leises Schnarchen von sich, welches mich dazu veranlasst, meine Kopfhörer herauszukramen und die grünen Felder, die an uns vorbeiziehen mit Musik zu untermalen.
Es ist eine ruhige Playlist, die meine Schwester mal erstellt hat. Die Lieder sind weder wirklich traurig, noch haben sie einen fröhlichen Unterton. Sie lassen mich einfach etwas vergessen und gedankenlos aus dem Fenster schauen.
Die Melodien lullen mich ein und die schönen, aber anstrengenden Ereignisse der letzten Tage sorgen für Müdigkeit, die langsam von meinem Körper Besitz ergreift.

Nach kurzer Zeit lege ich meinen Kopf auf Hinatas weichen Haaren ab und schließe die Augen. Der Duft nach Mandarinen und Sommerregen steigt mir in die Nase und unbewusst atme ich tiefer ein. Meine Atmung wird ruhiger und ich merke, wie ich langsam in den Schlaf abdrifte.

Eine Bewegung unter mir reißt mich schließlich aus meinem entspannten Zustand. Mein orangehaariges Teammitglied räkelt sich und gähnt ausgelassen, ehe er seine Sachen langsam zusammenpackt.
„Sind wir schon da?", frage ich, während ich einen Blick aus dem Fenster werfe.
Die Antwort bleibt aus und verwundert drehe ich mich zu Hinata, der sich normalerweise keinem Gespräch zu schade ist. Sein Blick ist auf sein Handy gerichtet und ein leichtes Lächeln ziert seine Züge.
In mir zieht sich etwas zusammen und sofort bilden sich verschiedenste Fragen in meinem Kopf. Mit wem schreibt er da? Warum lächelt er dabei so blöde? Kam es deshalb nicht zu weiteren Küssen zwischen uns? Ist es ein Typ oder doch ein Mädchen? Wenn es ein Typ ist, weiß Hinata durch ihn, wie Schwule es treiben? Könnte die Person ihn womöglich sogar vom Volleyball ablenken?!

Ohne es zu verbergen, erhasche ich einen Blick auf seinen Bildschirm, doch er dreht ihn sofort von mir weg und wendet seinen Blick zu mir.
„Warum denn so neugierig, Bakayama? Das ist privat."
Ich hebe eine Augenbraue. „Achja?"
„Ja."
Drei.
Zwei.
Eins.
„Es ist Kenma. Er kommt morgen mit Kuroo und die beiden bleiben für ein paar Tage."
Innerlich atme ich erleichtert aus. Also keine Schwärmerei. Ich weiß, dass Hinata der festen Überzeugung ist, wenn Kenma zu romantischen Gefühlen fähig ist, dann gelten diese Nekomas Kapitän.
Nicht, dass mich das interessieren würde. Ich mache mir nur Sorgen, dass eine Beziehung ihn vom Volleyball ablenken könnte. Außer, sie wäre mit einem Volleyballspieler. Also mir.

„Willst du morgen mit zum Bahnhof und die beiden abholen?", fragt mich Hinata und reißt mich so aus meinen Gedanken.
„Klar, hab ja nichts besseres zu tun."
„Super, das wird bestimmt klasse! Dann können wir ein Zwei-Gegen-Zwei Match spielen!"
Ein Grinsen legt sich auf mein Gesicht. Gegen den kleinen Puddingkopf würde ich nur zu gerne nochmal spielen.

Tangerines for christmas | Kagehina + KurokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt