10. Glücksbringer

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Song: Meddle about

Ein paar Tage später kann ich mal wieder nicht einschlafen. Ich gehe runter in die Küche, um mir ein Glas Wasser einzuschenken.

Ich trinke gerade mein Wasser, als Vince die Treppe herunter kommt. Er trägt eine volle Motorradkluft und hat seinen Helm in der Hand.

„Wohin gehst du?", frage ich.

Erschrocken dreht sich Vince zu mir um.

„Du hast mich erschreckt.", sagt er vorwurfsvoll. „Kannst du wieder nicht schlafen?"

„Nein. Wohin gehst du? Wir haben zwei Uhr nachts."

„Zieh dich um, ich zeig es dir."

Ich überlege kurz, ob das eine gute Idee ist. Doch dann beschließe ich, scheiß drauf, ich kann eh nicht schlafen.

„Okay. Eine Sekunde."

Ich renne leise die Treppe hoch. In meinem Zimmer schnappe ich mir schnell Jeans, einen schwarzen Pullover und meine Lederjacke.

Umgezogen und mit meinem Handy in der Hand komme ich wieder die Treppen runter.

Vince und ich verlassen das Haus und er steuert auf sein Motorrad zu. Oh nein, Vince will, dass ich mit seinem Motorrad mitfahre. Darüber hatte ich nicht nachgedacht.

„Ich fahr nicht mit diesem Ding."

„Komm schon, Angsthase. Ich verspreche auch, dass ich vorsichtig fahre.", sagt Vince grinsend.

„Ich will gar nicht wissen, was deine Version von vorsichtig ist."

„Komm schon, Ella."

„Nein, Vincent."

„Bitte?"

Vince sagt nie Bitte. Ich seufze.

„Na gut, aber wehe du fährst nicht langsam."

Vince reicht mir einen Helm und setzt sich auf das Motorrad. Ich setze den Helm auf und setze mich hinter ihn. Ich halte mich am Rand des Motorrads fest.

„Das wird nicht funktionieren.", sagt Vince. Er nimmt meine Arme und schlingt sie um seine Mitte.

Ich spüre seine Bauchmuskeln durch seine Lederkluft. Ich halte den Atem an. Ich wusste, dass er muskulös ist, aber es zu spüren, ist noch mal etwas anderes.

„Besser.", sagt Vince und startet die Maschine.

In einem relativ normalen Tempo fahren wir Richtung München. Vince hält sein Wort und fährt vorsichtig. Meine Haare wehen im Fahrtwind und ich muss zugeben, es macht Spaß, sich mit ihm in die Kurven zu lehnen und ihm so nah zu sein.
Wir halten in einem verlassenen Industriegebiet am Rand Münchens.

„Ich hätte wissen müssen, dass du mich nur mitnimmst, um mich endlich umzubringen.", sage ich grinsend.

„Jetzt ist es zu spät.", grinst er zurück. Wir steigen ab und Vince öffnet das Tor eines eingezäunten Geländes.

„Dürfen wir überhaupt hier sein?", frage ich.

„Mach dir keine Gedanken. Leb ein bisschen."

Auf dem Gelände stehen einige Männer mit Motorrädern und eine kleine Menge hat sich rund um eine Rennstrecke gebildet.

„Ihr fahrt hier Motorradrennen.", stelle ich fest.

„Schlaues Mädchen.", sagt Vince und begrüßt die anderen Motorradfahrer.

Eine Durchsage ertönt aus Lautsprechern: „Das Rennen beginnt in 3 Minuten. Alle Fahrer auf ihre Plätze."

Vince lehnt sich zu mir herunter und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Bring mir Glück, Baby."

Ich begebe mich zum Rand der Rennstrecke, wo die anderen Schaulustigen stehen.

Dann ertönt der Countdown und die Maschinen rasen los. Ich versuche Vince im Blick zu behalten, was gar nicht so einfach ist, da fast alle Fahrer mit ihren schwarzen Maschinen und der Lederkluft gleich aussehen.

Am Anfang sieht es so aus, als würde Vince eher einen der letzten Plätze belegen. Doch dann beschleunigt er rasant in einer Kurve und schießt an seinen Konkurrenten vorbei.

Ich halte die Luft an. Ich hatte noch nie Angst um Vince. Aber gerade habe ich es. Als er dann als zweiter über die Ziellinie schießt, schmeiße ich meine Arme nach oben und juble laut.

Vince zieht seinen Helm ab und lächelt mich breit an. Daran könnte ich mich gewöhnen. Er bahnt sich einen Weg durch die Menge zu mir. Ich bin mehr als überrascht, als er mich in die Arme nimmt und durch die Luft wirbelt.

Ich lache. Vince setzt mich ab, aber lässt mich nicht los. Er vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge.

„Du bist mein ganz persönlicher Glücksbringer."

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