𝕋ü𝕣 𝟚 - 𝑂 𝑑𝑜𝑜𝑓𝑒𝑟 𝑇𝑎𝑛𝑛𝑒𝑛𝑏𝑎𝑢𝑚

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𝕋ü𝕣 𝟚
𝑂 𝑑𝑜𝑜𝑓𝑒𝑟 𝑇𝑎𝑛𝑛𝑒𝑛𝑏𝑎𝑢𝑚

𝑉𝑜𝑛 HeartMeetsHead_x

˚ ༘✶ ⋆。

Harry Pov

Wie um alles in der Welt schaffte es, ein Jahr so rasch zu vergehen? Eben feierte man ins neue Kalenderjahr, genoss die kommenden warmen Sonnenstrahlen, fuhr in den Urlaub und schwups, war wiederkehrend Dezember. Ich hatte das Gefühl, umso älter ich wurde, verging die Zeit schneller.

Das durfte ich vor allem durch meinen Sohn James beobachten, der vor zwei Monaten seinen fünften Geburtstag feierte. Ich wurde alt. So langsam. Einunddreißig war schließlich nicht alt, redete ich mir zumindest ein. Immerhin fühlte es sich nicht so an.

„James, mein Schatz?", rief ich vom Bad aus durch den Flur im ersten Stockwerk, wo sich das Zimmer meines fünfjährigen Knirpses befand. Ohne wiederkehrende Antwort lief ich verwundert zur Türe, klopfte an und öffnete sie einen Spalt. Keine Spur von James, der Raum war leer. Er hatte sich doch eben noch von dort aus mit mir unterhalten, stellte ich verwirrt fest.

„James?", probierte es erneut, derweil ich die Treppen hinunterstieg und Ausschau nach ihm hielt. Meine Schritte hallten dumpf am Treppenabsatz nach, als ich ihn mit einem Bilderbuch in der Hand im Wohnzimmer auf der Couch sitzen sah. Von hinten näherte ich mich und wuschelte durch die blonden, weichen Locken.

„Hey, Paps! Lass das", meckerte er, weil ich ihn bei seinem Lieblingsbuch störte, wie ich durch einen Blick über die Lehne erkannte. Meistens war James so vertieft im Bücheranschauen, dass ich nicht verärgert sein konnte, mich überhört zu haben. Er sah einfach zu goldig aus, wie seine Zungenspitze zwischen den Lippen hervor linste und die Augen gebannt den Bildern folgten. Stunden könnte ich diesem Spektakel zusehen, ohne mich zu langweilen.

„Wir wollen doch los einen Weihnachtsbaum einkaufen. Nach deinem Buch beginnt das Abenteuer", sagte ich, gab ihm einen Kuss auf den Kopf und kämmte seine Haare mit meinen Fingern zurecht, die ich durcheinandergebracht hatte.

Ich lief um die Couch herum, um die letzten Seiten mit James anzuschauen. Doch daraus wurde nichts. Er schloss das Buch, nach meinem Geschmack etwas zu energisch, und stöhnte auf. Mit gewölbten Augenbrauen sah ich ihn sichtlich irritiert an.

„Wollen wir das Buch gar nicht zu Ende schauen?", fragte ich und legte ihm einen Arm um die Schultern. Es war eher ungewöhnlich, wenn er die restlichen Seiten aus lies. Er plumpste mit einem langgezogenen Seufzen gegen meinen Oberkörper und schaute mich bedrückt von unten an.

Behutsam strich ich eine wirre Locke aus seiner Stirn und lächelte. „Was ist los, Schatz?" Wenn James Trübsal blies, hatte das meistens einen guten Grund. Und wenn er, so wie jetzt, vor sich hin seufzte, was er eindeutig von seinem anderen Papa hatte, beschäftigte ihn etwas.

„Ich mag den Baum nicht kaufen gehen", brummte er gegen meinen violetten Wollkrakenpullover und vergrub sein Gesicht darin. Meine Alarmglocken schrillten: Oh, und wie etwas nicht passt! James liebte es normalerweise, den Weihnachtsbaum auszusuchen und ihn die kommenden Tage zu schmücken.

„Feiern wir denn dieses Jahr ohne Baum?", fragte ich sorgenvoll nach, um der Sache auf die Spur zu gehen, da sein bedrücktes Verhalten urplötzlich kam. Minuten zuvor hatte er noch freudig in seinem Zimmer gespielt und mit mir gelacht.

Zwei blaue Augenpaare musterten mich ungläubig. „Nein! Ohne Baum können wir doch nicht Weihnachten feiern. Wo bringt denn das Christkind dann die Geschenke hin?" Er blinzelte einige Male, bevor er sich aufsetzte und in die Ecke neben dem Fernseher zeigte, in der besagter Weihnachtsbaum normalerweise stand.

Behind 24 Closed Larry Advent Doors .•*:。✩Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt