𝕋ü𝕣 𝟙𝟝 - 𝑀𝑖𝑐𝑘𝑒𝑦 𝑀𝑜𝑢𝑠𝑒, 𝐸𝑖𝑛ℎö𝑟𝑛𝑒𝑟 𝑜𝑑𝑒𝑟 𝐵ä𝑟𝑐ℎ𝑒𝑛?

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𝕋ü𝕣 𝟙𝟝

𝑀𝑖𝑐𝑘𝑒𝑦 𝑀𝑜𝑢𝑠𝑒, 𝐸𝑖𝑛ℎö𝑟𝑛𝑒𝑟 𝑜𝑑𝑒𝑟 𝐵ä𝑟𝑐ℎ𝑒𝑛?

𝑉𝑜𝑛 AnjolaNoodle

˚ ༘✶ ⋆。

Romantisch. So könnte ich es nennen wenn es nicht so verdammt kalt wäre. Ein Schneesturm am 24 Dezember bescherte dem sonst so verregneten London doch noch weiße Weihnachten. Meinen Weg nach Hause machte das allerdings nicht besser. In der Bibliothek der Uni war es warm und ruhig gewesen. Hier durchnässte der Schnee meine Chucks und meine Jeans. Meine Mutter sagte mir jedes Jahr dass ich mir "ordentliche" Winterschuhe kaufen soll. Sie würde mir auch etwas dazu geben. Aber das wollte ich nicht. Sie hatte genug mit meinen jüngeren Geschwistern zu kämpfen, da musste ihr das Älteste ihrer Kinder nicht auch noch finanziell zur Last fallen. 

Noch nie war ich so froh endlich in meine Straße einzubiegen. Dicke Flocken fielen unentwegt vom Himmel, der Schnee knirschte unter meinen Sohlen als ich unter das kleine Vordach des Mehrfamilienhauses trat. Die Lampe flackerte und warf nur ein spärliches Licht auf die alte Holztür. Ich schloss mit steifen Fingern die Tür auf und trat in den kühlen Hausflur. Auf dem Weg zur Treppe warf ich einen Blick in den Briefkasten und schüttele dann über mich selbst den Kopf. Als wenn am Heiligabend bei Schneesturm der Postbote Briefe zustellt. Ich hatte ja schon Glück dass die Uni-Bibliothek geöffnet hatte. Dort war ich am Vormittag hin geflüchtet, nachdem meine Mutter mir am Telefon gesagt hatte, dass sie mit meinen Geschwistern nicht wie geplant zu mir kommen konnte. Zuhause in Doncaster war der Schneefall noch stärker als hier. Bei gutem Wetter und ohne Stau brauchte sie mit dem Auto schon fast 4 Stunden. Da konnte sie nicht riskieren mit meinen kleinen Geschwistern auf halber Strecke im Schnee liegen zu bleiben. Ich hatte ihr gesagt dass ich Verständnis hatte und das gar nicht so schlimm sei. Das war nur die halbe Wahrheit. 

Ich wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Meine Familie fehlte mir so sehr. Durch mein Studium und im Januar anstehende Prüfungen, hatte ich kaum Zeit gefunden zu ihnen zu fahren. Entweder ich saß über meinen Büchern für die Uni, in der Vorlesung oder ich räumte im Supermarkt um die Ecke morgens die Regale ein. Da blieb nicht wirklich viel Zeit für meine Freunde oder Familie. 

Meine nassen Chucks quietschten bei jeder Treppenstufe, da ließ ein Geräusch mich in meiner Bewegung erstarren. Oh bitte nicht. Nicht schon wieder. 

"Das ist nicht dein scheiß Ernst. Immer ruinierst du alles. Du bist so ein Egoist!" hörte ich meine Nachbarin keifen. Sie war zwar hübsch, für eine Frau, aber sonst kein angenehmer Mensch. Ihre vollen blonden Haare und ihre braunen Rehaugen täuschten im ersten Moment. Erst letzte Woche hatte sie mich als Volltrottel betitelt und gedroht mich der Hausverwaltung zu melden. Ich übernahm für meine alte Nachbarin die Kehrwoche und das hatte die junge Frau in Rage gebracht.Auch wenn mir die Kälte in die Knochen kroch, blieb ich stehen und hoffte gleich das Schließen der Tür zu hören. Mein Tag war eh schon bescheiden, da wollte ich ihr nicht auch noch begegnen. 

"Schatz, bitte! Ich..." hörte ich eine dunkle Männerstimme sagen, gefolgt von dem lauten Knallen einer zuschlagenden Tür. Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung. Im Hausflur stand ein etwas verloren wirkend, ein junger, schlanker Mann der stolpernd versuchte sich seine Ankle Boots anzuziehen. "Oops, hallo!" brachte er heraus. Er schien erschrocken über mein Erscheinen, blickte mich an wie ein Reh im Scheinwerferlicht.Mit einem knappen "Hi." begrüßte ich ihn und stockte in meiner Bewegung als er aufsah. Strahlend grüne Augen blickten in meine Blauen. Er hatte volle, pinke Lippen, ein markantes Kinn mit einem Drei-Tage- Bart und seine dunkelbraunen Haare waren zu einem lockeren Knoten gebunden. Sein zauberhaftes Erscheinungsbild wurde nur durch einen langen, blutigen Kratzer quer über die rechte Wange gestört. 

Behind 24 Closed Larry Advent Doors .•*:。✩Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt