19. Kapitel
Dieser Moment wenn zwei Menschen in einem Raum sind. Sich nur ansehen und nichts sagen. Eine Stille herrscht welche nicht unangenehm ist. Sondern einfach, leicht. Weil es nicht nötig ist etwas zu sagen oder zu tun. Du weißt, spürst ganz genau was im Andern und in dir selbst vorgeht. Es sind keine Worte nötig oder gar möglich, um es zu beschreiben. Wie sollte man auch etwas in solch simple Dinge zusammenfassen, wenn es etwas so komplexes ist?
Mein Kopf war leer, die Gedanken in ihm standen still, waren nicht mehr vorhanden. Meinen Körper konnte ich nicht mehr spüren, genauso wenig wie meine Seele. Es war als wäre mit einem mal alles fort. All das Gute und all das Schlechte. Das Geständnis gegenüber Hanna hatte alles weggenommen. Alles was mich seit je her belastet und nachts hatte wach liegen lassen.
Gemächlich zog die Landschaft an mir vorüber während ich zurück zum Haus fuhr. Dort angekommen parkte ich, stieg aus und schloss die Haustür auf. Drinnen ging ich mit gesenktem Blick ins Wohnzimmer. Mit einer kleinen Bewegung warf ich meine Schlüssel auf einen Beistelltisch und blickte auf. Alex stand mitten im Raum und schaute mich ebenfalls an. Mit einem Schlag war die Leere verschwunden. Sie wich einem tiefen Verlangen nach ihm. Nach seiner Nähe, seiner Berührung, seinen Lippen. Zeit mit ihm alleine. Eine Welt in der nur wir existierten, das war es was ich so lange schon vermisste. Ich vermisste was wir in New Orleans gehabt hatten.
Mein Oberteil lag auf dem Boden, ehe ich darüber nachdenken konnte, was ich tat. Beinah zeitgleich zog Alex sein Shirt aus und schmiss es auf das Sofa. Wir bewegten uns auf einander zu, entledigten uns dabei unserer Schuhe und Hosen. Kurz bevor wir einander erreichten, hielt ich einen Moment inne. Betrachtete ihn, sah voller Wonne, dass seine Atmung flach und hektisch geworden war. Saugte in mich auf, wie seine Augen wild funkelten. Nach wie vor war es mir unbegreiflich, dass ich eine solche Wirkung auf jemanden haben konnte.
Das ich eine solche Wirkung auf ausgerechnet ihn haben konnte. Federleicht fuhren meine Hände seine Arme hinauf. Gänsehaut bildete sich auf ihnen. Mir war klar, dass Alex es nicht lange aushalten würde, deshalb genoss ich meine Macht solange ich sie noch hatte. Meine Lippen senkten sich auf sein Schlüsselbein, formten sich zu einem Kuss. Einen weiteren platzierte ich auf seinem Hals, den Nächsten auf seinem Unterkieferknochen. Vorsichtig, ohne ihn richtig zu berühren, streifte ich über seine vollen Lippen. Und da war es auch bereits vorüber mit seiner Selbstbeherrschung. Mit einmal mal legten sich seine Hände in mein Kreuz und zogen mich die letzten Zentimeter an ihn heran. Meine Arme schlangen sich wie von selbst um seinen Hals, während unsere Lippen sich fanden. Leise stöhnend griff ich ihn Alexanders Haare, schlang ein Bein um seine Hüfte und presste mich an ihn. Eine seiner Hände wanderte meinen Rücken hinauf, umfasste mein Schulterblatt, während sie andere meinen Oberschenkel umfasste, welcher sich um ihn gelegt hatte.
Ein Kribbeln ging durch meinen gesamten Körper, drang bis in die hintersten Winkel und hinterließ ein Gefühl des elektrisiert seins. Es tat so unglaublich gut ihm nah zu sein. Ich verlor mich in jeder seiner Berührungen, in jedem Kuss, in jedem wohligen Seufzer. Ich bestand nur noch aus Empfindungen. Alles andere war längst verschwunden. Irgendwie landeten wir in meinem Schlafzimmer. Unsere Unterwäsche verabschiedete sich, dann lagen wir auch schon auf den Laken.
„Hab ich dir heute schon gesagt, wie wunderschön du bist?", murmelte Alexander zwischen zwei Küssen, welche auf der empfindlichen Haut meines Bauches landeten und ihn zucken ließen.
„Nein", antwortete ich schlicht und mit gepresster Stimme, da ich versuchte nicht laut aufzustöhnen, als er tiefer wanderte.
„Welch Schande", erwiderte er und kam mit seinem Gesicht an das meine heran.
„Du bist wunderschön."
Lächelnd fuhr ich mit dem Zeigefingern über seine Wange.
„Ich liebe dich."
„Ich dich au-...", wollte ich antworten, doch es ging unter, das er mich fordernd auf meine Lippen küsste.
Es nicht länger unterdrückend, stöhnte ich leise, als seine Hände über meine Brüste, meinen Bauch und schließlich zu meinen Hüften wanderten, um mich näher an ihn zu ziehen.
„Was ist mit uns passiert?", fragte ich als wir Arm in Arm dalagen und der Sonne zusahen, wie sie hinter dem Horizont verschwand.
Alex wandte seinen Kopf in meine Richtung und schaute mich fragen an.
„Was meinst du?"
Ungelenk machte ich mich los von ihm, setzte mich auf und fuhr mir durch die zotteligen Haare.
„Ich ... ich vermisse was wir in New Orleans hatten. Da gab es nur dich und mich. Keine Probleme mehr. Zumindest keine mehr, mit denen wir uns herumschlagen mussten. Und jetzt ... wir sind kaum noch vorhanden. Das alles, hat ... hat so viel kaputt gemacht", versuchte ich ihm begreiflich zu machen was in mir vorging, auch wenn ich dabei die Befürchtung hatte, dass alles vollkommen falsch rüberkommen würde.
Er starrte mich eine Weile an, ehe er sich zu einer Antwort durchrang. Mir war klar dass er zum Einen immer sagen würde was er dachte, zum Anderen aber auch Rücksicht auf meine Gefühle nehmen wollte. Ganz gleich wie oft ich ihm auch sagte, dass er das bei mir nicht müsste und ich die Wahrheit vertragen konnte. Aber letzten Endes war auch ich hin und wieder im ersten Moment verletzt und das sah er mir an. Egal wie sehr ich versuchte es zu verbergen.
„Ich weiß. Aber ist es das denn nicht trotzdem wert? Du hast ihn wieder. Auch wenn er dich nicht mehr kennt, er ist noch am leben."
Schuldgefühle stiegen bei seinen Worten in mir auf. Natürlich hatte er Recht. Doch das änderte nichts daran, dass ich mich erneut meines Lebens beraubt fühlte. Erneut sollte und musste ich alles opfern. Ich liebte meinen Bruder und würde alles für ihn tun. Und genau das tat ich auch. Aber ich machte mir sorgen, wo ich am Ende stehen und sein würde, wenn all dass endlich vorbei war. Was würde von mir und meinem Leben noch übrig sein?
„Oh Gott", murmelte ich und hielt mir die Hände vors Gesicht.
Was war ich nur für ein Mensch, wenn ich so etwas dachte?
„Es ist okay Lil. Es ist doch logisch, dass du dir solche Gedanken machst. Die Erfahrung hat bei dir bereits gezeigt was passiert, wenn du alles gibst und nichts bekommst. Aber weißt du was ... ich werde es nicht zulassen. Nie wieder werde ich dich in einem Krankenhaus besuchen müssen. Darauf kannst du Gift nehmen", sagte Alex und zog mich an sich.
Von seinen Worten überrascht dauerte es einen Moment bis ich reagierte. Dann legte ich eine Hand an seinen Hals und küsste ihn innig. Womit hatte ich diesen Mann nur verdient?
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My Brothers Keeper (TNM-#2)
RomanceIch erinnere mich nicht mehr an viel von damals, nur noch an das Gefühl, als sie mich zum ersten Mal in den Arm nahm, nach meiner Rückkehr. Es fühlte sich gut und richtig an. Vertraut. Warm. Ihr Gesicht war mit Tränen übersäht, doch etwas sagte mir...