Kapitel 1

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Dione

Wie kann es sein, dass ausgerechnet ich, die einzige zwischen meinen Schwestern, die A- Karte gezogen habe und nun den ganzen Müll, den meine kleinen Neffen und Nichten veranstaltet haben, aufzuräumen?

»D, jetzt hab dich nicht so!«, jetzt hab dich nicht so?

»London, wenn du denkst, dass das oft passieren wird, kannst du es dir abschminken. Ich lieben dein Kind, aber das hier«, ich deute auf den ganzen Müll, das Erbrochene auf dem Boden und fasse mir entsetzt an den Kopf.»Das geht überhaupt nicht. Wieso kannst du das, als Mutter nicht machen?«

»Weil ich zum Essen mit Jeremiah's Eltern verabredet bin. Das weißt du auch«, ich rolle mit den Augen und beginne die einzelnen Spielzeuge in eine Kiste zu räumen.

Wenn ich wüsste, dass der Notfall darin besteht, dass ich hinter ihren Kinder aufräumen muss, wäre ich niemals so schnell hergefahren. Meine Kompetenzen liegen nicht im Aufräumen, sondern in anderen Dingen. Also nicht das, was man vielleicht direkt denkt. Obwohl da vielleicht auch. Aber eigentlich meine ich meine Kompetenzen in der Führungsposition eines Unternehmens. Ich arbeite seit vielen Jahren darauf hin das Unternehmen unserer Familie zu übernehmen, wenn die Zeit kommt. Aber bis dahin muss ich meinem Vater beweisen, dass ich die Richtige für diese Position bin. Aber manchmal sieht er mich noch als kleines Töchterchen an, das gerade erst in die weite Welt tritt. Aber das stimmt nicht. Ich arbeite bei ihm in der Firma seit zwei Jahren in der Assistenz, weiß jeden Schritt, den mein Vater gehen wird, wenn er etwas plant. Ich habe das Fach studiert, ich habe ihn studiert. Und ich weiß, dass ich es auch schaffen werde es ihm zu beweisen.

»Ich weiß ja, aber was ist mit Corinna?«, ich ziehe eine Augenbraue hoch, während meine Schwester ihre Haare richtet. »Das ist ihr Erbrochenes übrigens.«, Übelkeit steigt nun auch in mir auf und am liebsten würde ich mich auch übergeben, aber das reicht auch für heute.

»Und wieso?«

»Weil sie irgendwas gegessen hat, was sie nicht essen sollte. Ich habe sie nachhause geschickt, bevor es ausgeartet ist.«

»Wie gnädig du bist, Schwesterherz«, sie schüttelt den Kopf und schnappt sich ihre Tasche, bevor sie mir einen Luftkuss zuwirft und verschwindet.

Na super. Jetzt sitze ich hier, mitten in den Spielzeugen und muss gleich den schönen Dreck aufwischen.

Ich hole mir alles, was ich brauche in der Putzkammer und auch noch eine Maske, die ich mir über den Mund-Nasenbereich ziehe, bevor ich mir den Lappen nehme und den Boden wische.

Stunden später habe ich alles aufgeräumt und sehne mich innig nach einer warmen und säubernden Dusche. Und diese werde ich jetzt auch nehmen!

Das heiße Wasser strömt mir über den Körper und es tut verdammt gut. Ich schließe meine Augen, entspanne mich und lasse meine Hände über den Körper leiten. Vorsichtig fahre ich über meine üppigen Brüste, kreise über meine Brustwarzen, ehe ich tiefer fahre und mir zwischen die Beine fasse. Sanft und kurz, aber es reicht schon, um jegliche Fantasie in mir zu entfachen. Ich hatte schon lange keinen guten Sex mehr. Zu lange.

Das letzte Mal war es ein Typ aus einer Bar, den ich flüchtig einige Male auf irgendwelchen Veranstaltungen von Unternehmern getroffen habe. Simon Murphy oder so hieß er. Ein attraktiver Mann, keine Frage. Aber gleichzeitig auch von sich selbst überzeugt, dass er im Bett innerhalb von wenigen Minuten abgespritzt hat, ohne jegliches Vorspiel oder so etwas in der Art.

Seit ihm habe ich mich viel mit dem Unternehmen beschäftigt und auch keine Zeit gehabt richtig auszugehen. Miene Schwestern haben mich versucht einige Male herauszuzerren, aber ich habe jedes Mal abgelehnt. Vielleicht sollte ich es aber dieses Wochenende tun, denn ehrlich gesagt brauche ich mal wieder einen Abend außerhalb meines Büros.

»Hey, Janine, geht ihr heute in die Sky Bar?«, will ich am nächsten Tag von meiner zwei Jahre älteren Schwester wissen.

»Ja, kommst du diesmal mit?«, ich bejahe und höre ein zufriedenes Ausatmen auf der anderen Seite der Leitung. »Dann bis gleich«

Fertig gemacht, angezogen und bereit für den Abend, verlasse ich mein Apartment und lasse mich zur Sky Bar fahren. Das hohe Gebäude überragt mich und lässt es zwischen den ganzen Gebäuden in New York herausstechen. Nicht weil es hoch ist, sondern weil es eine besondere Architektur mit sich bringt. Es wird etagenweise versetzte, als hätte man nicht richtig gebaut. Aber genau das gibt dem ganzen ein gewisses Etwas.

Von weitem kann ich Janine, Kania und Delta in unserer Lounge sitzen sehen. Zwei Blondinen und eine Brünette, die nach unserem Vater geht. London hat auch Blondes Haar, aber unsere zwei Jüngsten gehen auch nach unserem Vater. Deshalb werden wir manchmal Blondes Quartett und Brünettes Trio genannt. Überhaupt nicht witzig, aber für die Zeitung ist es deutlich einfacher, bevor man jeden Namen einzeln aufzählt.

»Schön dich endlich mal wieder unter uns zu sehen«, zieht mich Delta, die älteste von uns und charakterlich gefühlt noch ein Teenie. »Hey Mädels. Was bestellen wir? Geht auf mich«

»Wie immer Espresso Martini?«, ich nicke zustimmen und begebe mich zur Bar, wo ich meine Bestellung aufgebe.

»Wen haben wir denn da. Wenn das nicht Dione Chadwick ist?«, die Stimme, die neben mir ertönt, jagt mir einen angewiderten Schauer ein, weil ich genau weiß, wer das ist. Ohne auch nur in seine Richtung zu sehen, antworte ich kühl:»Und wenn das nicht ein Betrüger ist«

»Ach komm, Didi. Du kannst nicht ewig sauer sein«, ich spüre seine Hand auf meiner Schulter und zucke zusammen. Blake Manchester, ein arrogantes Arschloch und mein Ex. »Didi schon mal gar nicht und ich würde an deiner Stelle lieber die Pfoten von mir nehmen«, knurre ich und wage es endlich ihm in sein verräterisches Gesicht zu sehen. Seine dunklen Augen fixieren mich und ich bringe Abstand zwischen uns, bevor er auf dumme Ideen kommt.

»Früher mochtest du es, wenn ich dich angefasst habe«, dieses freche Grinsen in seinem Gesicht lässt mich kochen vor Wut. »Früher wusste ich auch noch nicht, dass du meine beste Freundin vögelst und anschließend ihre Uni Klausuren geschrieben hast«, ich schüttelte mich, weil der Gedanke daran noch immer ekelhaft ist.

»Nicht so laut«

»Hast du etwa Angst, dass du heute Nacht sonst keine abbekommst?«, witzele ich und verschränke meine Arme vor der Brust.

»Keine Sorge. Heute wird mein Schwanz in einer geilen Frau aus dieser Bar stecken und ich werde mir vorstellen, dass du es bist«, er beugt sich zu mir vor und streicht eine meiner losen Stöhnen hinter mein Ohr, was mich wieder zucken lässt.

»Fass mich nicht an, habe ich gesagt!«

»Hab dich doch nicht so. Oder ist unser Püppchen wieder vergeben?«, so ein Arschloch!

»Ja, das bin ich. Also Pfoten weg!«, warne ich ihn, aber er lacht.

»Ich sehe hier aber keinen«, er setzt es wirklich darauf an. Na gut, wenn er so will.

Gerade streift ein Mann meine Schulter am Vorbeigehen, was ich als Chance nehme, ihn am Arm ergreife und zu mir ziehe. Ehe ich überhaupt darüber nachdenken kann, was ich tue, liegen schon meine Lippen auf seinen und ich inhaliere den herrlichen Duft, der von dem Mann aus geht. Unsere Lippen passen überraschend gut aufeinander und durch mich schießen unzählige Blitze, was ich so lange nicht mehr erlebt habe, als ich einen Mann geküsst habe. Seine Hand ruht an meiner Taille und greift etwas zu. Wild erwidert er meinen Kuss und will seine Zunge zu mir drängen, aber hier ist der Punkt, an dem ich unterbreche und mich von ihm löse.

Schweratmend öffne ich langsam die Augen und starre in ein Paar gelbgrüne Augen, die mich plötzlich alles, was ich in den letzten Sekunden getan habe, bereuen lassen.

Kisses Don't LieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt