Kapitel 5

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Caelestis

Dione ist eine Frau mit Charakter. Sehr starkem und ehrgeizigem Charakter, der nichts und niemanden ihren Weg kreuzen lässt.

Ich sehe, wie sie sich aus dem Unternehmen begibt und irgendwie folgen meine Beine ihr automatisch. Draußen steigt sie in einen dunklen BMW, kichert und dann fährt das Auto bereits weg.

»Cael, wo bleibst du?«, Alastair ist am Telefon und im Hintergrund höre ich lautere Musik der Bar, wo wir uns eigentlich gleich treffen sollten. Aber ich bin zu sehr damit beschäftigt gewesen Dione zu folgen, als mich in meinen eigenen Wagen zu setzen, was ich jetzt auch tun werde. »Bin auf dem Weg.«

In unserer Stammbar erkenne ich Alastair und Cedric, die bereits deren Whisky parat haben. »Hey, sorry.«, gebe ich von mir, ziehe mir mein Jacket aus und setze mich dazu. Anschließend rufe ich die hübsche Kellnerin zu uns, die ich auch um einen Whisky bitte.

»Wie war dein erster Tag? Irgendwelche heißen Sekretärinnen?«, ich schüttele den Kopf und muss augenblicklich an die Kurven von Dione denken. Verdammt, wieso denke ich ständig an sie?

»Ach komm, niemand?«, ich schüttele erneut den Kopf und bedanke mich bei der Kellnerin, die gerade meinen Drink bringt. Der Alkohol fließt und ich lehne mich endlich etwas zurück, während ich den beiden Männern dabei halbwegs zuhöre, wie sie über irgendwelche Weiber reden, die sie aufreißen möchten. »Die Kleine dahinten ist ziemlich heiß.«, Cedric hebt sein Glas an und lehnt sich etwas vor, um jemanden zu beobachten. Ich folge seinem Blick und sehe in ein Paar blaue Augen, die ich sogar von dieser Entfernung sehen kann. »Die Brünette?«, will Alastair wissen, denn neben ihr sind zwei davon und eine weitere Blondine. Ich bin mir sicher, dass es ihre Schwestern sein müssen. Alle haben ähnliche Gesichtszüge.

»Nein, die Blondine in der Mitte im dunkelblauen Kleid.«, Holy shit. Erst jetzt sehe ich das, was sie anhat. Ihre Kurven stechen heraus, der Stoff schmiegt sich an ihren Körper und am liebsten würde ich...»Das ist doch Dione Chadwick. Die Tochter von diesem...Moment. Ist nicht der Vater, derjenige, der Cael eingestellt hat?«, ich starre noch immer. »Cael?«, Alastair stupst meinen Arm an und ich widme mich ihm.

»Hm?«

»Bist du nicht in der Firma der Chadwicks?«, ich nicke. »Ja, und Dione Chadwick hat die gleiche Stelle, wie ich.«

»Und du wolltest uns ernsthaft verklickern, dass keine heiße Frau dort ist?«, wirft Cedric ein, der mir einen ungläubigen Blick schenkt. »Sie ist die Tochter vom Chef, das ist dir bewusst oder?«

»Warte mal, warst du nicht seit der neunten auf Kriegsfuß mit ihr wegen Leistungen?«, Alastair erinnert sich wohl ziemlich gut an alles. »So sieht es aus. Und noch immer sind wir auf Kriegsfuß, also schlage ich vor nicht mehr über diese Frau zu reden. Was meint ihr?«

»Diese Frau ist jede Rede wert. Ich gehe mal rüber.«, das tut er nicht ernsthaft. Cedric ist mein bester Freund, aber er soll sie nicht als eine von vielen sehen. Sie ist klug, schön und nicht nur Eine-Nacht-Geschichte.

»Ich dachte Männerabend?«

»Das wird nicht lange dauern.«, schon steht er auf und geht rüber. Die Frauen mustern ihn skeptisch, während er Dione fast schon anhimmelt. Doch sie wirkt nicht sonderlich interessiert, da ihre Augen meine fixieren. Unschuldig und verführerisch zugleich nimmt sie den Strohalm ihres Cocktails zwischen diese vollen Lippen und nippt daran.

»Sie gefällt dir, oder?«, Alastair ist mir überhaupt keine Hilfe. »Nein.«, erwidere ich schnell und werde direkt von ihm ausgelacht. »Rede es dir bloß ein, Sullivan.«

Kurz darauf erscheint auch Cedric zurück am Tisch und wirkt nicht befriedigt. »Hat sie nein gesagt?«

»Sie ist unglaublich. Aber sie ist frisch aus einer Beziehung und will sich noch auf niemand neues einlassen.«, irgendwas tut sich in mir. Etwas, was ich nicht erklären kann, aber es fühlt sich nicht gut an. Aber dann denke ich an diesen Blake, der sie vor paar Tagen erst belästigt hat und kann mir gut vorstellen, dass sie sich von diesem Mann getrennt hat. Er wirkte auch unglaublich arschig.

»Interessant.«, sagt Alastair und grinst mich breit an. »Einen Drink wollte sie von dir auch nicht annehmen, habe ich recht?«, provoziert ihn Alastair weiter, während Cedric total genervt auf seinen Stuhl zurücksinkt. »Sie nimmt nichts von anderen Männern an, wenn sie die nicht kennt.«, gut für mich, dass sie meinen Kaffee angenommen hat. Ich erinnere mich noch daran, wie gerne sie immer einen Zimt Latte oder einen Pumpkin Spice Latte getrunken hat im Herbst. Es erinnert sie immer an ihre Mum, die wirklich eine großartige Frau war. Sie hat viel von ihr. Dieses Durchsetzungsvermögen, ihre Sturheit in gewisser weise. Ihren Kampfgeist.

»Ich würde sagen, dass sie dich fett abblitzen lassen hat.«, lacht Alastair wieder und trinkt seinen Drink aus, während ich wieder zu ihr sehe. Sie lacht mit ihren Schwestern. So locker wirkt sie bei ihnen. So lebendig. Und der restliche Abend vergeht damit, dass sie irgendwann mit den Frauen geht und wir unter uns Männern bleiben.

Am nächsten Tag bin ich früher als sonst da. Also gehe ich nochmal raus und gehe an Starbucks vorbei. Wieder kommt mir der süß würzige Geruch entgegen und meine Füße treiben mich automatisch hinein. Na super.

»Hallo. Was darf es für Sie sein?«, die Barista lächelt mich an und dreht eine Strähne um ihren Finger. »Einen Zimt Vanilla Latte in groß zum Mitnehmen bitte.«, bestelle ich, zahle und gehe ein Stück weiter, um anschließend den Becher entgegen zu nehmen.

Zurück in der Firma gehe ich an Diones Büro vorbei und sehe sie bereits durch den kleinen Spalt. Sie telefoniert und wirkt nicht sonderlich erfreut darüber. Um sie nicht weiter zu reizen, auch wenn es manchmal total witzig ist, gehe ich zu unserer Sekretärin und gebe ihr den Kaffee, den sie ihr bringen soll, bevor ich mich an die Arbeit mache.

Stunden vergehen und es schreit nach Mittagspause. Ich ziehe mir meinen Mantel an und lasse eine Notiz an Diones Tür hängen, dass ich gerne später mit ihr einiges wegen dem nächsten Meeting besprechen wollen würde. In der Hoffnung, dass sie es nicht sieht, erwischt mich jemand, dessen Stimme deutlich höher klingt, als die von der Blondine.

»Dione ist zum Mittagessen weg.«, ich drehe mich in die Richtung und sehe in dunkle Augen, wobei mir ihr Gesicht sehr bekannt vorkommt. Es muss eine ihrer Schwestern sein. »Ich bin übrigens Kasia. Du musst Caelestis Sullivan sein.«, sie treckt ihre Hand nach mir aus, die ich nach einem kurzen Zögern entgegen nehme. Sie hat samtweiche Haut und ein ansteckendes Lächeln. Sie wirkt ganz anders als Dione. Viel zierlicher und lieber.

»Das bin wohl ich. Weißt du wann sie zurückkommt?«, sie nickt. »In einer halben Stunde ungefähr. Sie ist verabredet. Ich warte nämlich auch auf sie.«

»Ich danke dir. Man sieht sich, Kasia.«, gerade will ich mich umdrehen, da ergreift sich sanft meinen Arm. »Hast du jetzt nicht auch Pause?«

»Ja.«

»Willst du sonst mit mir etwas Essen? Ich habe tierischen Hunger.«, warum auch nicht. Vielleicht kann ich irgendwas näher zu Diones Plänen erfahren. Ich bejahe und gehe mit der Brünetten in ein kleines Restaurant ganz in der Nähe der Firma.

Nachdem wir bestellt haben, fängt Kasia über ihr Leben zu erzählen. Sie ist Model und arbeitet in der Branche seit sie siebzehn ist. Sie prahlt damit wie beliebt sie bei den Agenturen ist, für die sie modelt. Und es ist schön, dass sie ihre Leidenschaft gefunden hat. Mir ist aber dieses Modelleben sehr fremd. Ich befasse mich nicht gerne damit, weil die Branche in meinen Augen sehr toxisch ist. Aber wenn sie glücklich ist, dann soll es so sein.

»Und du, Caelestis? Ich sehe keinen Ring am Finger.«, sie sieht auf meine Hand herab und ich schlucke, bevor ich es bestätige. Sie geht scheinbar aufs Ganze.

»Hast du Lust mit mir auszugehen, Sullivan?«

Kisses Don't LieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt