Kapitel 2

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Caelestis

Leuchtend blaue Augen mustern mich perplex und ich frage mich, ob ich diese Frau nicht schon mal gesehen habe. Sofort bringt sie Abstand zwischen uns, dabei entgeht mir nicht der Mann, der noch gegenüber von uns steht und verletzt wirkt.

»Didi, also habe ich dir vom Geld her nicht gereicht?«, der Typ ist ekelhaft. Seine Augen wirken nun amüsiert, die Frau, namens Didi, neben mir total ausser sich. Und ich fühle mich total hilflos, denn ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll.

»Dein Verstand hat mir nicht gereicht, Blake. Und jetzt verpiss dich und lass mich in Ruhe!«, aber dieser Blake hört nicht auf sie, tritt stattdessen auf sie zu, packt sie an der Taille und will gerade seine Lippen auf ihre drücken, da greife ich aus Reflex seine Schultern, ziehe ihn zurück und verpasse ihm eine mit voller Wucht, sodass ich kurz vor Schmerz meine Zähne zusammenbeiße.

»Was soll der Scheiß?!«, brüllt Blake und nun liegen alle umliegenden Blicke auf uns. Na toll. Ich sehe schon die Schlagzeile: Caelestis Sullivan verwickelt in einer Prügelei.

»Verpiss dich Blake und lass sie in Ruhe!«, knurre ich und weißt gar nicht wieso ich so reagiere. »Sullivan, du wirst es bereuen«

»Was auch immer, Blake.«

Kaum ist dieser Typ weg, entspannt sich die Blondine, die beinahe einer Barbie gleicht. Sie ist perfekt von oben bis unten. Ihre Lippen sind von unserem Kuss leicht geschwollen und ihre Kurven. Gottverdammte Kurven, die mich völlig durcheinander bringen.

»Ich-ich muss los«, presst sie hervor und rennt los, ohne sich auch noch einmal umzusehen. Hinter ihr laufen drei junge Frauen, die auf dem Weg einige Scheine auf der Theke liegen lassen und somit auch verschwinden.

Was war das zur Hölle?

»Cael, alles klar?«, Alastair, mein Cousin, der sich zu mir gesellt und mit größter Sicherheit alles mitbekommen hat, legt einen Arm um meine Schulter und drückt mir einen Drink in die Hand, den ich komplett herunterkippe.

»Ja, irgendwie bin ich etwas verwirrt«, er nickt mir lachend zu und wir begeben uns zurück zur Lounge.

Die Tage vergehen. Mein Arbeitsbeginn naht. In weniger als einer Stunde muss ich wach im Unternehmen sein, meine beste Seite zeigen, auch wenn ich das sowieso in der Öffentlichkeit so gut es geht tue. Ich kippe die letzten Tropfen von meinem Espresso runter, richte meinen Anzug und begebe mich in die Tiefgarage zu meinem Auto.

»Guten Morgen, Sir. Mit welchem Wagen möchten Sie heute fahren?«, erkundigt sich Jeff bei mir, während er eine Box mit meinen Autoschlüsseln präsentierend vor mir hält. Ich entscheide mich für einen klassischen Wagen. Eine Mercedes Limousine, um nicht zu viel preiszugeben, dennoch genug.

Sobald ich losfahre, drehe ich die Musik ganz laut und fahre durch noch die dunklen Straßen.

Angekommen, melde ich mich beim Empfang des großen Glasgebäudes, welches in der Mitte der eher langweiligen Gebäude herum, heraussticht. »Folgen Sie mir gerne, Sir«, ich nicke und folge der jungen Frau, die während sie von ihrem Stuhl aufsteht, ihre Bluse wieder runterzieht, um ihre prallen Brüste mehr zu präsentieren. Billig. Sehr billig.

»Hier wären wir. Mr Chadwick wartet bereits.«, ich danke, fange ein Zwinkern von ihr ein, ehe ich anklopfe und das Büro betrete.

»Caelestis mein Junge. Setz dich.«, lächelt mich der Mann aus, der wie aus einer Werbung für teure Anzüge aussieht. Seine blauen Augen leuchten, während er mich fragt, ob ich etwas trinken möchte. »Wir müssen noch einen Moment warten.«, lässt er mich wissen, ich nicke, ohne überhaupt zu ahnen, worauf wir warten, bis die Tür aufgeht und ein helles Entschuldige den Raum durchströmt. Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass die Frau, die gerade herausgekommen ist, wunderschön ist.

Sobald sie aber in meinem Sichtfeld auftaucht, zu Mr Chadwick herumgeht und ihm einen Kuss auf die Wange presst, durchfährt mich ein Schauer, je länger ich sie betrachte. Die gleichen blauen Augen, wie in der Bar. Dieses wunderschöne Haar, das sie in einen Zopf gebunden hat und diese verdammte Figur in dem Hosenanzug rauben mir den Verstand. Verdammt. Und dann fällt mein Blick auf ihre Lippen, die ich vor einigen Tagen spüren durfte.

Ihre Augen fixieren meine und der Blick von ihr verändert sich in Sekunden. Schock, Wut und wieder Schock.

»Caelestis, du kennst bestimmt noch meine Tochter Dione. Ihr wart früher zusammen auf der Schule«, kaum fällt der Name, verspannt sich mein ganzer Körper. Wie konnte ich diese Frau nicht erkennen? Wie konnte ich diese großen blauen Augen nicht erkennen? Verdammte Scheiße. Zu wissen, dass ich sie geküsst habe, lässt alles ganz anders aussehen. Und jetzt verstehe ich auch ihren Blick.

»Dad, was macht er hier?«, presst sie nun ernst hervor, sieht aber für keinen Moment von mir weg. »Das werde ich gleich erklären. Setz dich bitte.«, kurz zögert sie, setzt sich aber neben mich und frischer Rosenduft steigt mir in die Nase. Ihre Haltung ist nicht weniger angespannt als meine und es wird auch nicht besser, als ihr Vater beginnt zu sprechen.

»Ihr seid hier, weil heute euer erster Tag ist. Der erste Tag einer Herausvorderung, der nur einer von euch gewachsen ist. Ihr werdet mir beweisen, wer es wirklich verdient hat dieses Unternehmen zu übernehmen.«, ich fasse es nicht. Genauso wie Dione. Sie atmet scharf ein und will etwas sagen, da unterbricht Mr Chadwick sie. »Bevor du protegieren möchtest: wer nicht damit einverstanden ist, ist automatisch raus. Also überlegt euch gut, ob ihr gegen meine Entscheidung anreden wollt.«, klar und deutlich lässt er uns erneut einen Wettkampf spüren. Und es fühlt sich an, als würde es niemals vorbei sein mit Dione. Seit der neunten Klasse kämpfen wir gegeneinander, wer besser ist. In der Schule und sogar in der Uni, bis ich sie aus dem Sichtfeld verloren habe.

»Das meinst du doch nicht ernst«, knurrt Dione.

»Oh doch, Kind. Und jetzt ab an die Arbeit. Eure Büros sind im Westflügel im fünften Stock. Das erste Meeting haltet ihr an diesem Nachmittag ab und stellt euch vor. Viel Erfolg.«, damit bittet er uns zur Tür. Ich stehe auf, aber Dione scheint überhaupt nicht den Gedanken daran zu verlieren auf ihn zu hören. Sie bleibt sitzen und funkelt ihren Vater wütend an.

»Dione, du auch.«, jetzt wird er ernster, doch sie lässt sich nicht einschüchtern. »Wenn du nicht sofort aufstehst, wirst du-«

»Schon gut.«, gibt sie von sich, steht auf und stürmt aus dem Büro durch die Gänge, bis wir uns vor dem Fahrstuhl wieder begegnen.

Sie steht vor mir. Ihr Pfirsichhintern ist nicht zu übersehen, genauso wenig wie ihre schöne Statur. Diese Frau ist einfach-

»Starr mir nicht auf den Arsch.«, ohne auch nur zu mir zu sehen, gibt sie das von sich und ich kann nicht anders, als zu schmunzeln.

»Nachdem du mich einfach so geküsst hast, ist es wohl kein Verbrechen, wenn ich deinen Hintern angucke.«, kontere ich und sie verstummt augenblicklich.

Kisses Don't LieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt